Álvaro Morata, 31, ist schon seit einigen Wochen im Gespräch, in spanischen und italienischen Blättern. Am Dienstag etwa, dem Tag nach dem Finaleinzug der Spanier durch den 2:1-Sieg gegen Frankreich, erschienen wieder zwei Seiten in der Gazzetta dello Sport, die im Kern besagten, dass der AC Milan nun auch den früheren Stürmer Zlatan Ibrahimovic eingeschaltet habe, um Morata endgültig von einem Wechsel in die Lombardei zu überzeugen. „Ibra“ läuft bei Morata, Kapitän und Neuner der spanischen Auswahl, offene Türen ein, denn der klagt schon seit Wochen darüber, dass er in Spanien nicht nur keinen Respekt bekomme – sondern auch noch beschimpft werde. Im besten Fall als Chancentod.

Spaniens Lamine Yamal:Von Messi gesegnet
Mit einem Traumtor leitet der 16-jährige Lamine Yamal Spaniens Halbfinalsieg gegen Frankreich ein. Er ist nun der jüngste EM-Torschütze der Geschichte – und hat durch seinen Kunstschuss nebenbei noch eine kleine Rechnung beglichen.
Seine letzte diesbezügliche Klage hatte Morata zu Wochenbeginn in der Zeitung El Mundo formuliert; er erwäge, nach dieser Europameisterschaft aus der Nationalmannschaft zurückzutreten. Das fand umgehend Widerhall, vor allem im sogenannten Netz. Unter anderem im alles andere als irrelevanten Nachrichtenportal El Confidencial, das Morata eine „Heulsuse“ nannte und für „unwürdig“ erklärte, Spanien zu vertreten. Als Kapitän sei er erst recht ungeeignet, hieß es. Unter anderem.
Morata erlebt nicht nur Dolchstöße aus der Heimat, sondern auch unerwartete Attacken auf deutschem Boden
Im Kreis der Nationalelf sieht man das völlig anders. Nicht nur Trainer Luis de la Fuente wird nicht müde, Morata zu verteidigen. Auch nach dem Sieg gegen Frankreich, zu dem Morata zwar kein Tor beitrug, aber Arbeit. „Er ist großzügig in der Anstrengung, ist strebsam und macht, was wir machen. Er steht auf und neben dem Platz außerhalb jeder Diskussion. Es gibt nicht viele seiner Sorte. Er opfert sich auf dem Platz und in der Kabine auf“, sagte De la Fuente. Und: „Ich fordere, dass Morata als einer der Großen der (spanischen) Fußballgeschichte Anerkennung findet.“
Ein Sieg im Finale am Sonntag in Berlin würde da ohne Frage helfen. Allein: Es gibt nicht nur Dolchstöße aus der Heimat, sondern auch unerwartete Attacken auf deutschem Boden. Ein Flitzer kam am Dienstag nach Spielschluss auf die spanischen Spieler zugerast, ein paar Stewards stellten ihn. Einer von ihnen rutschte allerdings beim Versuch aus, die spanischen Spieler zu schützen – und traf Morata dabei unterhalb des rechten Knies. Zur Erleichterung des EM-Organisationskomitees stellte sich heraus, dass besagter Mann dem Sicherheitsdienst des spanischen Teams angehörte.
Unmittelbar nach der unbeabsichtigten Attacke humpelte Morata, am Tag danach gab es Entwarnung: Er sei wohlauf, ließ Morata am Mittwoch wissen, vor der Rückreise aus München ins Teamcamp nach Donaueschingen im Schwarzwald. Allerdings forderte er eine milde Strafe für den Steward: „Gelb. Punkt“, sagte Morata.