Fußball: EM-Qualifikation:Zum Siegen verdammt

Bereits nach zwei Spieltagen stehen Lothar Matthäus, Ottmar Hitzfeld und Cristiano Ronaldo unter Druck. Aserbaidschans Trainer Berti Vogts ist hingegen vor der Partie gegen Österreich zu Witzen aufgelegt. Die Vorschau.

C. Eberts und J. Schmieder

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Aserbaidschans attackierter Trainer Berti Vogts

Quelle: AFP

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Der Mann hat Humor. "Wir sind nicht gekommen, um zu verlieren", sagt Berti Vogts, Aserbaidschans Bundestrainer, der 1996 mit Deutschland den EM-Titel holte, seit ein paar Jahren nun jedoch in Vorderasien Entwicklungshilfe leistet. Mit seiner Mannschaft muss er nun nach Österreich, und selbst das - so Vogts - scheint eine mehr als mannshohe Hürde zu sein für die Republik östlich von Armenien. Vogts beendet seine Ausführung mit: "Wir wollen hier sogar gewinnen." Mit einer kleinen Einschränkung: "Wenn Österreich mitmacht."

Die übrige Gruppe schaut gespannt nach Berlin, wo sich die Klassenbesten Deutschland und Türkei messen. Klar ist: Wer dort gewinnt, rennt erstmal vorne weg. Wer verliert, ist wieder in Reichweite von Österreich oder Belgien. Oder von Aserbaidschan, wenn Österreich mitspielt.

Gruppe A:

Deutschland - Türkei in Berlin (Freitag, 20.45)

Kasachstan - Belgien in Astana (Freitag, 18.00)

Österreich - Aserbaidschan in Wien (Freitag, 20.30)

Die Tabelle:

1. Deutschland 2 2 0 0 7:1 6

2. Türkei 2 2 0 0 6:2 6

3. Österreich 1 1 0 0 2:0 3

4. Belgien 2 0 0 2 2:4 0

5. Aserbaidschan 1 0 0 1 1:6 0

6. Kasachstan 2 0 0 2 0:5 0

Pavlyuchenko, Berezutsky, Pogrebnyak and Semak, Russian national team soccer players, display the new national team kit during a presentation in Moscow

Quelle: REUTERS

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Was liegt an, wenn Fußballspiele in Andorra la Vella, Eriwan und Dublin stattfinden? Na klar: EM-Qualifikation!

Die Gruppe B ist mit Heuler-Begegnungen wie Andorra gegen Mazedonien oder Armenien gegen Slowakei reich gesegnet. Aber auch: Irland gegen Russland. Dort geht es für die Russen (im Bild von links Pawljutschenko, Beresutski, Pogrebniak und Semak), wenn nicht um alles, jedoch bereits um ziemlich viel. Sie haben gegen die Slowakei verloren, die Iren hingegen beide Partien gewonnen. "Es wäre falsch, uns als Favorit zu bezeichnen", sagte deshalb Russlands niederländischer Coach Dick Advocaat vor dem Duell mit Irlands italienischem Trainer Giovanni Trapattonis.

Am nächsten Spieltag ist es übrigens soweit: Dann spielt Armenien gegen Andorra.

Gruppe B:

Andorra - Mazedonien in Andorra la Vella (Freitag, 19.00)

Armenien - Slowakei in Eriwan (Freitag, 17.00)

Irland - Russland in Dublin (Freitag, 20.45)

Die Tabelle:

1. Irland 2 2 0 0 4:1 6

2. Slowakei 2 2 0 0 2:0 6

3. Russland 2 1 0 1 2:1 3

4. Armenien 2 0 1 1 2:3 1

4. Mazedonien 2 0 1 1 2:3 1

6. Andorra 2 0 0 2 1:5 0

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Quelle: AFP

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Armer Cesare Prandelli. Der italienische Nationalcoach beklagt sich dieser Tage über die heimische Liga. "Die Serie A ist für sich genommen eine reiche Liga, aus meiner Sicht ist sie aber arm", sagt Prandelli, denn: "Ich finde dort keine drei starken Zwanzigjährigen." Das birgt für die kommenden Jahre düstere Prognosen, in der Gruppe C dürften die Italiener jedoch auch ohne italienische Versionen von Holtby, Schürrle und Großkreutz (Holtbelli? Schürrelli? Großkreutztelli???) bestehen.

In Belfast gegen Nordirland muss Prandelli auf die verletzten Alberto Gilardino und Amauri verzichten. Dafür spielt Marco Boriello vom AS Rom (im Bild). Prandellis sagt:  "Er ist der richtige Stürmer für das Spiel." Auch wenn er bereits 28 Jahre alt ist.

Gruppe C:

Serbien - Estland in Belgrad (Freitag, 20.30)

Slowenien - Färöer Inseln in Ljubljana (Freitag, 20.45)

Nordirland - Italien in Belfast (Freitag, 20.45)

Die Tabelle:

1. Italien 2 2 0 0 7: 1 6

2. Serbien 2 1 1 0 4: 1 4

3. Nordirland 1 1 0 0 1: 0 3

4. Estland 2 1 0 1 3: 3 3

5. Slowenien 2 0 1 1 1: 2 1

6. Faröer 3 0 0 3 1:10 0

FBL-EURO-2012-FRA

Quelle: AFP

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Ungewohntes Bild in der Gruppe D: Das Spitzenspiel lautet nicht etwa Frankreich (zweimaliger Europameister) gegen Rumänien (viermal EM-Viertelfinale), sondern Albanien (EM-Endrunde 1964) gegen Bosnien-Herzegowina (noch gar keine EM-Teilnahme). Das hat seine Gründe: Frankreich mit Trainer Laurent Blanc läuft noch der Auftaktniederlage gegen Weißrussland hinterher, schaffte am vergangenen Spieltag mit einem 2:0-Sieg in Bosnien-Herzegowina aber immerhin die "Wiederauferstehung", wie die Zeitung Le Figaro bejubelte.

Tabellenführer Albanien muss hingehen einen schweren Schlag verkraften: Nationaltrainer Josip Kuze erlitt einen leichten Schlaganfall, verbrachte einige Tage im Krankenhaus und muss mindestens zwei EM-Qualifikationsspiele pausieren.

Gruppe D:

Luxemburg - Weißrussland in Luxemburg (Freitag, 20.15)

Albanien - Bosnien-Herzegowina in Tirana (Freitag, 20.30)

Frankreich - Rumänien in Paris (Samstag, 21.00)

Die Tabelle:

1. Albanien 2 1 1 0 2:1 4

2. Weißrussland 2 1 1 0 1:0 4

3. Frankreich 2 1 0 1 2:1 3

4. Bosnien-Herzegowina 2 1 0 1 3:2 3

5. Rumänien 2 0 2 0 1:1 2

6. Luxemburg 2 0 0 2 0:4 0

Manchester City's Jong and Tevez challenge Newcastle United's Ben Arfa during their English Premier League soccer match in Manchester

Quelle: REUTERS

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Es ist noch unklar, ob der holländische Fußballverband rechtliche Schritte einleiten wird gegen den Hamburger SV. Schließlich kam Eljero Elia derart lädiert zum Trainingslager der Bondself, dass ihn Trainer Bert van Marwijk sogleich zurückschickte nach Hamburg. Zuvor hatte van Marwijk schon Nigel de Jong (rechts im Bild) aus dem Kader gestrichen - nicht wegen einer Verletzung, sondern weil de Jong wieder einmal einen Gegenspieler krankenhausreif getreten hatte. Da auch Arjen Robben fehlt - er hat da eine kleine Verletzung am Oberschenkel, wegen der es juristische Probleme gibt -, mangelt es van Marwijk beim Spiel in Moldawien an Mittelfeldakteuren.

Ansonsten verläuft diese Gruppe angenehm langweilig, es gibt keine Meldung, dass dieser Spieltag die letzte Chance für eine Nation darstellen würde, dass ein Trainer besonders unter Druck stehen würde oder die Möglichkeit besteht, einem Klassekicker könnte die Teilnahme an der EM 2012 verwehrt bleiben.

Gruppe E:

Ungarn - San Marino (Freitag, 19.00)

Moldau - Niederlande (Freitag, 20.30)

Die Tabelle:

1. Schweden 2 2 0 0 8:0 6

2. Niederlande 2 2 0 0 7:1 6

3. Moldau 2 1 0 1 3:2 3

4. Ungarn 2 1 0 1 2:3 3

5. Finnland 2 0 0 2 1:4 0

6. San Marino 2 0 0 2 0:11 0

Sotiris Ninis

Quelle: AP

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Nach der langweiligen Gruppe E, in der ein Nationaltrainer Spieler heimschicken muss, damit es wenigstens ein bisschen interessant wird, nun endlich wieder eine Gruppe für die aufgeregteren Menschen unter uns. "Zum Siegen verdammt" war der Titel einer Meldung, die unter der Woche über die Ticker rauschte - und wäre Otto Rehhagel noch Trainer der Griechen (im Bild Sotiris Ninis), wäre er mit Sicherheit gemeint und würde sich gerade in einer Pressekonferenz über diese Wortwahl echauffieren. Doch der neue Mann an der Seite heißt Fernando Manuel Costa Santos, der nach zwei Unentschieden in zwei Spielen in der "Hammergruppe" (Meldung vor vier Wochen) mit Kroatien, Israel, Lettland, Georgien und Malta immer noch fest im Sattel sitzt.

An der Spitze der Tabelle steht Kroatien und muss am Freitag in Israel antreten. Im Aufgebot von Slaven Bilic stehen fünf Bundesligaspieler - darunter auch Josip Simunic, der einst bei der WM 2006 Aufsehen erregte, weil er erst nach der dritten gelben Karte vom Feld musste.

Gruppe F:

Georgien - Malta (Freitag, 19.00)

Griechenland - Lettland (Freitag, 20.45)

Israel - Kroatien (Freitag, 21.05)

Die Tabelle:

1. Kroatien 2 1 1 0 3:0 4

2. Israel 2 1 1 0 3:1 4

3. Lettland 2 1 0 1 2:3 3

4. Griechenland 2 0 2 0 1:1 2

5. Georgien 2 0 2 0 1:1 2

6. Malta 2 0 0 2 1:5 0

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Quelle: AP

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Er ist zurück - nein, nicht in der Bundesliga, sondern als Trainer einer Nationalelf. Lothar Matthäus (im Bild) soll Bulgarien zur EM 2012 führen und hat vor seinem ersten Pflichtspiel schon einmal die verbale Keule ausgepackt: "Für uns ist das Spiel in Wales wie ein Finale. Sollten wir gewinnen, können wir wieder auf die EM-Teilnahme hoffen. Wenn wir verlieren, sind wir schon weit davon weg." Doch Matthäus wäre nicht Matthäus, wenn er nicht Optimismus verbreiten würde: "Wir reisen nach Wales mit der Überzeugung, dass wir siegen können. Mit diesem Team können wir in jeder Situation reagieren." Dass Bulgarien mit diesem Trainer gewinnen kann, wird indes bezweifelt. Premierminister Bojko Borisow kommentierte die Verpflichtung so: "Ich weiß nicht, was er in Bulgarien machen wird. Das Maximum, was er rausholen kann, ist noch mal zu heiraten."

Druck verspürt offenbar auch der Schweizer Trainer Ottmar Hitzfeld, nach der Niederlage gegen England sollte seine Elf in Montenegro punkten, zumal die gegnerische Elf die ersten beiden Spiele gewinnen konnte. Deshalb gibt sich Hitzfeld matthäusesk: "Ich erwarte ein enges Kampfspiel."

Gruppe G:

Montenegro - Schweiz (Freitag, 20.30)

Wales - Bulgarien (Freitag 20.30)

Die Tabelle:

1. England 2 2 0 0 7:1 6

2. Montenegro 2 2 0 0 2:0 6

3. Wales 1 0 0 1 0:1 0

4. Schweiz 1 0 0 1 1:3 0

5. Bulgarien 2 0 0 2 0:5 0

Cristiano Ronaldo, Eduardo

Quelle: AP

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Und noch eine Mannschaft aus der schönen Rubrik "zum Siegen verdammt nach zwei Spieltagen": Portugal erreichte bislang nur einen Punkt, weshalb die Spieler vor der Partie gegen Dänemark auf Fußball-Floskeln setzen. "Die nächsten Spiele sind nicht leicht, aber wir werden alles geben", sagt Hugo Almeida. Cristiano Ronaldo (rechts im Bild) ergänzt: "Wir dürfen keine Fehler mehr machen." Und Trainer Paulo Bento lässt verlauten: "Wir müssen unsere Leistung abrufen - dann werden wir gewinnen." Vielleicht hilft es den Portugiesen auch, dass José Mourinho in einem offenen Brief bekanntgab, den neuen Trainer Bento unterstützen zu wollen. Wie diese Unterstützung aussehen soll, das stand nicht in dem Brief.

Dazu kommt es in dieser Gruppe zum Duell der Mannschaften, gegen die Portugal nur einen Punkt erreichte. Zypern (4:4 gegen Portugal) erwartet Tabellenführer Norwegen (1:0 gegen Portugal).

Gruppe H:

Zypern - Norwegen (Freitag, 20.00)

Portugal - Dänemark (Freitag, 21.45)

Die Tabelle:

1. Norwegen 2 2 0 0 3:1 6

2. Dänemark 1 1 0 0 1:0 3

3. Zypern 1 0 1 0 4:4 1

4. Portugal 2 0 1 1 4:5 1

5. Island 2 0 0 2 1:3 0

Liverpool's Fernando Torres reacts after he failed to score during the Europa League group K soccer match against Utrecht at Galgenwaard stadium in Utrecht

Quelle: REUTERS

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Am Ende muss Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque womöglich den Geier "El Buitre" Emilio Butragueño oder gar den Schalker Raúl reaktivieren. So viele seiner Spieler haben während der Woche ihren Krankenschein ausgefüllt: Fernando Torres (im Bild) hat Adduktorenprobleme, Pedro erlitt einen Muskelfaserriss, Jesús Navas laboriert an einer Zerrung. Spielmacher Xavi war wegen Achillessehnen-Beschwerden gar nicht erst nominiert worden. Del Bosque verzichtete dann doch auf Butragueño und Raúl, beorderte stattdessen lieber die unbekannteren Bruno Sorriano und Borja Valero (beide Villarreal) sowie Aritz Aduriz und Pablo Hernandez (beide Valencia) in die Nationalelf. Sie sollen dem Titelverteidiger nun helfen, gegen Litauen den zweiten Sieg einzufahren.

In Prag kommt es zum spannenden Duell zwischen Tschechien und Schottland. Die Schotten stehen mir vier Punkten aus zwei Spielen eher besser da als erwartet. Die Tschechen (ein Spiel, null Punkte) eher nicht.

Gruppe I:

Tschechien - Schottland in Prag (Freitag, 20.15)

Spanien - Litauen in Salamanca (Freitag, 22.00)

Die Tabelle:

1. Schottland 2 0 2 0 2:1 4

2. Litauen 2 1 1 0 1:0 4

3. Spanien 1 1 0 0 4:0 3

4. Tschechien 1 0 0 1 0:1 0

5. Liechtenstein 2 0 1 1 1:6 0

© sueddeutsche.de/ebc/jüsc
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