Unerlaubt verließ Julian Nagelsmann seine Coaching-Zone, aber nur ein Unmensch hätte ihn dafür verurteilt. Ein paar Meter lief Nagelsmann in Richtung Mittellinie, dann nahm er die Hände zum Himmel und klatschte. Sollte die Idee dahinter gewesen sein, das Publikum in Stuttgart zum Mitklatschen zu animieren, dann wäre das eine sehr schöne, aber auch sehr überflüssige Idee gewesen. Die Menschen im Stadion brauchten keine Handlungsempfehlung, die meisten von ihnen hatten sich ohnehin bereits zum Applaus erhoben. „Gün-do-an“, riefen sie lauthals und textsicher, als der Stadionsprecher sich in einem längst ritualisierten Manöver „bei unserer Nummer 21, Ilkay ...???“ bedankte. Und während Gündogan noch freundlich zurückwinkte, wurde auf der Tribüne bereits eine brisante Nebenbeobachtung angestellt. Aufmerksam verfolgt wurde der Weg seiner Kapitänsbinde, die sich dann Joshua Kimmich überstreifte.
Spieler des Spiels gegen UngarnGündogans zweites Debüt für Deutschland
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Kapitän, Vorbereiter, Torschütze, Spieler des Spiels: Im Alter von 33 Jahren wird Ilkay Gündogan bei dieser EM nach langer Irrfahrt der Spieler, der er im Vereinsfußball schon lange ist – und im DFB-Team nie sein konnte. Oder durfte.
Von Christof Kneer, Stuttgart

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