Anfang dieser Woche legte das Satireportal Der Postillon dem US-Präsidenten Joe Biden, 81, einen Ratschlag an den portugiesischen Nationalstürmer Cristiano Ronaldo, 39, in den Mund: „Niemand ist unersetzbar. Man muss wissen, wann man zu alt ist und seinen Hut nehmen sollte.“ Sehr witzig. Aber wie nicht anders zu erwarten: Nachdem die Meldung auch vom Schwesterportal O postilhão veröffentlicht und vom Enkelsohn Eusebios zusammen mit einem Emoji zum Gebet gefalteter Hände auf Instagram geteilt worden war, hat der Appell in Portugal ungeheure Wucht entfaltet. Wie die bestimmt hochgradig gut informierte New York Times berichtet, denkt nun nicht nur Joe Biden über einen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen nach, sondern auch Ronaldo über einen Rückzug aus Portugals Nationalmannschaft.
Nach dem katastrophal vermasselten Elfmeter gegen Slowenien und dem folgenden, für alle TV-Zuschauer live zu verfolgenden Heulkrampf, hatte Ronaldo noch versucht, die lauter werdenden Stimmen zu beschwichtigen, die sein sofortiges Karriereende fordern. „Ich hatte keinen großartigen Abend, aber ich werde noch härter kämpfen“, kündigte Ronaldo nach dem verpatzten Auftritt an.
Die Times zitiert eine Quelle aus dem direkten Umfeld des Spielers: Demnach spüre Ronaldo, dass seine Karriere unrettbar ist, sollte er die Öffentlichkeit nicht zeitnah davon überzeugen, dass er noch für den Job als Torjäger geeignet ist. Den Umfragen der Meinungsforschungsinstitute zufolge sieht es aber nicht gut für ihn aus. Portugal wird am Freitag von Europas ehemaligem Fußballherrscher Frankreich herausgefordert, der zurück auf den Thron will. „Dann kann ich doch meine Stiefel besser gleich an den Nagel hängen!“, hat Ronaldo der glaubwürdigen Quelle in die Ohren geheult. „Er sieht den Moment. Er ist klarsichtig“, bestätigt eine weitere Quelle dem Sender CNN.
Noch unterwerfen sich die Mitspieler dem Alleinherrscher
Im Roten Haus, der Verbandszentrale Portugals, herrscht Panik. Les Bleus mögen zwar eine Equipe voller Trottel, Manipulateure und eiskalter Lügner sein, aber der Öffentlichkeit ein Fußballspiel als Sieg zu verkaufen, notfalls mithilfe des Videogerichts oder eines Sturms der Ehrentribüne, das beherrschen die Franzosen meisterlich. Möglicherweise, warnt Luís Figo, 51, Mehrheitsführer der portugiesischen Legendenauswahl, sei es also viel zu gefährlich, den langsamen und melancholischen Ronaldo kurzfristig noch durch einen treffsicheren Jungspund zu ersetzen. Goncalo „Gretchen“ Ramos, 23, der bei Paris Saint-Germain regiert und nach konservativen Berechnungen im Schnitt pro Partie 2,63 Tore mehr erzielen würde als Ronaldo, sprach diesem seine uneingeschränkte Unterwerfung aus: „Cristiano ist unser Stürmer. Er will immer gewinnen, und ich unterstütze ihn!“
Für den Fall, dass sich niemand traut, ihn vom Thron zu stoßen, hat sich Ronaldo eine Erklärung für seinen schlappen Strafstoß überlegt: Es sei nicht klug gewesen, in der EM-Vorbereitung „mehrmals zur Mama nach Madeira zu fliegen“, sagte er. „Ich habe nicht auf meinen Physio gehört (...), und dann bin ich vor dem Elfmeter fast eingeschlafen.“ Ronaldo soll wegen seiner unerklärlichen Schübe von Traurigkeit zunehmend selbst besorgt sein. „Ich verstehe das gar nicht. Eigentlich macht mich nichts auf der Welt glücklicher als Fitness. Neuerdings fange ich bei jedem Crunch an zu heulen.“
Tiefschürfende SZ-Recherchen liefern indes auch dafür eine Erklärung: Ronaldo will unbedingt einen letzten Rekord knacken, der ihm zur Vollkommenheit fehlt: Er will der älteste Mensch der Geschichte Madeiras werden, der mehr Lebenszeit in das Vollbringen von Sit-ups investiert hat als in das Verspeisen von Eiscreme. Sorgen bereitet ihm ein Eremit, 94, der in den Bergen über Funchal eine Höhle bezogen hat. Letzte Woche hat ihm Amazon eine Hantelbank geliefert.