Fußball:Ein Bier für Büskens

RB Leipzig - SpVgg Greuther Fürth

Erleichtert nach der Niederlage: Fürths Trainer Mike Büskens (r.) und Mittelfeldspieler Stephan Schröck.

(Foto: Zink/imago)

Erleichterung macht sich breit, auch wenn es für Freude nicht ganz reicht. Nach dem Klassenerhalt bleibt die Trainerfrage bei der SpVgg Greuther Fürth ungeklärt. Und noch ein weiterer Umbruch steht an.

Von Benedikt Warmbrunn

Mike Büskens hat am Sonntag also sein Bier noch zu Ende getrunken, aber was nach diesem Bier kommen sollte, das verriet er nicht, auch wenn da zunächst wohl noch das eine oder andere Getränk war. Der Biertrinker Büskens kam am Sonntag jedoch in keine leichtsinnige Laune, er verplapperte sich nicht. Er werde jetzt sein Bier zu Ende trinken, sagte der Trainer der SpVgg Greuther Fürth. Außerdem hoffe er, dass er am Montagvormittag rechtzeitig zum Brunchen kommen werde, das war sein einziger Wunsch für die nächsten Wochen. Und nach dem Brunch? Das verriet Büskens nicht. "Meine Zukunft müssen wir heute gar nicht besprechen."

Büskens hatte am Sonntagnachmittag ein Spiel verloren und dennoch einiges gewonnen, darunter zumindest eine Aussicht auf eine Weiterbeschäftigung in Fürth. Trotz des 0:2 (0:2) am letzten Spieltag der Zweitliga-Saison bei RB Leipzig, hat die SpVgg eine miserable Saison noch einigermaßen gerettet: Fürth, die Mannschaft, die im vergangenen Sommer erst in der Relegation gegen den Hamburger SV am Aufstieg in die Fußball-Bundesliga scheiterte, ist zumindest nicht in die dritte Liga abgestiegen.

Das 0:2 in Leipzig fand Robert Zulj "zum Schämen"

Wie groß die Anspannung im Klub nach dem vergangenen Jahr war, zeigten die ersten Reaktionen in den Minuten nach der Rettung. "Wir sind froh, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind", sagte Mittelfeldspieler Stephan Schröck, "Ich bin auch nur ein Mensch, ich bin leer ohne Ende", sagte Präsident Helmut Hack. Und Mike Büskens, der Trainer, der gezeigt hatte, dass auch er nur ein Mensch ist, sagte: "Wir sind froh, dass wir aus der Gesamtsituation herausgekommen sind."

Mitte Februar hatte Büskens einen Vertrag unterschrieben, er folgte auf den glücklosen und irgendwie auch schuldlosen Frank Kramer, der mit einem jungen, unerfahrenen Kader immer weiter in der Tabelle nach unten gerutscht war. Unter Büskens hatte die Mannschaft kurzzeitig etwas befreiter gespielt, doch schnell verfiel sie wieder in das zuvorige, selbstzweiflerische Muster. Wie anfällig das Fürther Spiel im Frühjahr 2015 ist, das verdeutlichte noch einmal die Partie in Leipzig.

Am vorletzten Spieltag hatte sich Fürth noch durch ein 1:0 gegen den späteren Aufsteiger Darmstadt eigentlich in eine vergleichsweise komfortable Situation gespielt, doch die Mannschaft trat deswegen in Leipzig nicht ruhig oder überlegt an, im Gegenteil. Fürth ließ sich an den eigenen Strafraum drängen, konnte sich nicht mit einer einzigen nennenswerten Offensivaktion befreien. In der 29. Minute traf Daniel Frahn zur Führung für den Gastgeber, Fürth war nun in ernsthafter Gefahr. Doch die Mannschaft wehrte sich nicht. Stattdessen erzielte Dominik Kaiser kurz vor der Pause den Endstand (45.). "Irgendwie war es heute wieder gehemmt", sagte Johannes Wurtz. "Unsere Leistung war zum Schämen heute, das weiß jeder", sagte Robert Zulj. Und auch Manager Michael Mutzel sagte: "Die Leistung heute war erschreckend."

Durch den Klassenerhalt bleibt zumindest ein großer Umbruch im gesamten Verein aus, Präsident Hack hatte angekündigt, dass in diesem Fall "vieles in die Tonne" getreten werden müsse. Nun aber kann Hack zumindest weiterhin mit Mutzel den Kader planen, und dabei wird er um den nächsten Umbruch nicht herumkommen. Stephan Fürstner wechselt zu Union Berlin, der Kader, der an seiner fehlenden Erfahrung so sehr gelitten hat, verliert also einen der wenigen Routiniers.

Die wichtigste Personalfrage bleibt jedoch die über die Zukunft des Trainers, und in ihr blieb nicht nur Büskens selbst schweigsam. Weder Hack noch Mutzel äußerten sich nach dem Klassenerhalt dazu. "Jetzt lassen wir das sacken", sagte Hack, "dann denken wir weiter."

Es waren erst einmal andere Themen drängend. Wer das nächste Bier besorgt, zum Beispiel. Und was es eigentlich zum Brunch gibt.

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