DFB-Frauen:Ein besonderer WM-Test

DFB-Frauen: Einst Kapitänin des Nationalteams, immer wichtig im Mittelfeld: Dzsenifer Marozsán beendet gegen Brasilien ihre DFB-Karriere, die von Verletzungen geprägt war.

Einst Kapitänin des Nationalteams, immer wichtig im Mittelfeld: Dzsenifer Marozsán beendet gegen Brasilien ihre DFB-Karriere, die von Verletzungen geprägt war.

(Foto: Memmler/Eibner/Imago)

Dzsenifer Marozsán wird an diesem Abend in Nürnberg gegen Brasiliens Fußballfrauen zum letzten Mal im Trikot des Nationalteams auflaufen. Auch für Melanie Leupolz ist es ein emotionales Spiel - und die Kulisse ist groß.

Von Anna Dreher

Dieses Jahr schweben vor allem zwei Fragen über dem Frauenfußball: Wer wird Weltmeister? Und wie nachhaltig wird die rund um die Europameisterschaft 2022 entstandene Begeisterung spürbar sein? Zur Beantwortung der ersten Frage müssen sich alle bis zum am 20. August in Sydney stattfindenden Finale gedulden. Was die Ermittlung der zweiten Frage angeht, werden Woche für Woche Indizien gesammelt, allen voran steigende Zuschauerzahlen, auch bei Länderspielen.

Zur Premiere der Finalissima zwischen den amtierenden Europameisterinnen aus England und den Copa-America-Siegerinnen aus Brasilien war das Londoner Wembley-Stadion vor ein paar Tagen mit mehr als 87 000 Zuschauern ausverkauft. Und die nächste Partie des anderen EM-Final-Teilnehmers Deutschland ist ebenfalls gut besucht: Bis Ostersonntag sind für das Nürnberger Max-Morlock-Stadion mehr als 30 300 Tickets verkauft worden, bis Dienstagabend (18 Uhr, ARD) dürften es noch mehr werden - und damit so viele bei einem Heimspiel wie seit fast zehn Jahren nicht. Auch die DFB-Frauen treffen auf Brasilien, aber die Anziehungskraft speist sich wohl viel mehr daraus, weil dieser WM-Test ein besonderer ist.

Für Melanie Leupolz soll der Abend nach der Geburt ihres ersten Kindes die Rückkehr in die Auswahl markieren, wenn auch mit Gesichtsmaske nach einem in der Champions League erlittenen Nasenbeinbruch. Und für die frühere Kapitänin Dzsenifer Marozsán wird es das 112. und letzte Spiel im Nationalteam sein. Die 30 Jahre alte Olympiasiegerin von 2016 hatte Mitte März aufgrund von Knieproblemen überraschend ihren Rücktritt angekündigt.

Wenn nichts mehr dazwischenkommt, sollen beide Mittelfeldspielerinnen zum Einsatz kommen. Und angesichts der Rückkehr und des Abschieds war in den vergangenen Tagen auf den Pressekonferenzen eine gewisse Emotionalität bei Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und den Spielerinnen zu spüren. Wobei sich ausgerechnet eine der Hauptdarstellerinnen als Ausnahme wahrnahm. "Grundsätzlich bin ich ein sehr emotionaler Mensch und nah am Wasser gebaut", sagte Marozsán am Sonntag. "Ich bin selbst überrascht, dass ich aktuell total entspannt bin und jeden Moment genieße. Aber ich bin mir sicher, dass es am Dienstag anders sein wird."

Ihre Teamkolleginnen dürften indes etwas weniger entspannt sein. Am Karfreitag gewannen sie zwar 1:0 gegen den WM-Zweiten Niederlande, offenbarten dabei - auch angesichts personeller Wechsel - jedoch Unsicherheiten und Schwächen. Einzig die Torhüterinnen Merle Frohms und Ann-Katrin Berger traten wirklich souverän auf. Gegen Brasilien dürften also die Übersicht und feine Ballfertigkeit von Marozsán helfen, einen besseren Eindruck zu hinterlassen. Nur bringt das für die Weltmeisterschaft wenig - und da wäre das deutsche Nationalteam sehr gerne die Antwort auf eine der 2023 zentralen Fragen.

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