Bundesliga:BVB entzieht Schröder Ehrenmitgliedschaft

Lesezeit: 6 min

Gilt als langjähriger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin: Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. (Foto: TEAM2/Imago)

Der Klub reagiert auf die fehlende Bereitschaft des Altkanzlers, Führungspositionen bei russischen Energiekonzernen niederzulegen. Der ukrainische Biathlon-Weltmeister Pidrutschnji befindet sich im Kriegsdienst.

Meldungen in der Übersicht

Borussia Dortmund hat wie angekündigt Altkanzler Gerhard Schröder mit sofortiger Wirkung die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Damit reagierte der Fußball-Bundesligist auf die bislang fehlende Bereitschaft des 77-Jährigen, als Folge der russischen Invasion in die Ukraine seine Führungspositionen bei staatlichen russischen Energiekonzernen niederzulegen. "Über einen entsprechenden und einstimmig getroffenen Präsidiumsbeschluss unterrichtete Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball den Bundeskanzler a.D. am heutigen Vormittag in einem persönlichen Gespräch", teilte der BVB am Mittwoch mit.

Der ehemalige Bundeskanzler gilt als langjähriger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Schröder ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2 inne. Am vergangenen Donnerstag hatte er die Regierung in Moskau im Online-Netzwerk LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede. Das bringt ihm viel Kritik von allen Seiten ein, nun reagierte auch der BVB.

SZ PlusAndrej Voronin im Interview
:"Für Putin habe ich nur Verachtung übrig"

Der Ukrainer Andrej Voronin, ehemaliger Bundesligaprofi und zuletzt Assistenztrainer bei Dynamo Moskau, hat Russland am Tag des Kriegsbeginns fluchtartig verlassen. Im Interview spricht er über die Katastrophe in seiner Heimat.

Interview von Javier Cáceres

Zu Begründung dieses angekündigten Schrittes teilte der Verein in seiner Stellungnahme mit: "Die Übernahme von Führungspositionen in russischen Staatskonzernen durch ein BVB-Ehrenmitglied ist vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und des damit einhergehenden gravierenden Verstoßes gegen geltendes Völkerrecht nicht akzeptabel." Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den früheren Bundeskanzler als Ehrenmitglied des Verbands am Dienstag aufgefordert, auf die "Funktionen in russischen Staatskonzernen" zu verzichten oder seine Ehrenmitgliedschaft im DFB aufzugeben. Ebenso plant Fußball-Zweitligist Hannover 96 Maßnahmen gegen Schröder. Der Vereinsvorstand informierte Schröder am Mittwoch laut Vereinsmitteilung darüber, dass ein Vereinsausschluss gegen ihn geprüft wird.

Schweizer Milliardär verkündet Interesse am FC Chelsea

Nach dem Rückzug des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch beim englischen Fußball-Clubs FC Chelsea meldet ein Schweizer Milliardär Interesse an dem Verein an. "Ich habe mit drei weiteren Personen am Dienstag ein Angebot erhalten, um Chelsea von Abramowitsch zu kaufen", sagte Hansjörg Wyss der Schweizer Zeitung Blick . Ob er kaufen werde, stehe noch nicht fest, schrieb die Zeitung am Mittwoch. "Da muss ich jetzt vier bis fünf Tage zuwarten. Abramowitsch fordert derzeit viel zu viel", zitiert die Zeitung Wyss. "Ich kann mir den Einstieg bei Chelsea mit Partnern gut vorstellen", meinte Wyss weiter. "So etwas mache ich ganz sicher nicht alleine. Wenn ich Chelsea kaufe, dann mit einem Konsortium bestehend aus sechs bis sieben Kapitalgebern."

Wyss, 86, ist einer der reichsten Männer der Welt. Das US-Magazin Forbes schätzt sein Nettovermögen zur Zeit auf 5,1 Milliarden Dollar. Er lebt seit Jahrzehnten in den USA. Dort leitete er eine Firma für Medizintechnik, die er 2012 für einen Milliardengewinn an das US-Unternehmen Johnson & Johnson verkaufte. Er fördert und finanziert zahlreiche Bildungsinstitutionen und Umweltschutzprojekte.

Abramowitsch hatte am Samstag angekündigt, die Verwaltung des englischen Champions-League-Siegers FC Chelsea an die Verwalter der wohltätigen Stiftung des Fußball-Clubs abgeben zu wollen. Der Oligarch war zuvor zunehmend wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Kritik geraten. Forderungen nach Sanktionen gegen den Chelsea-Eigentümer wurden immer lauter. In London fürchtet man einem Times-Bericht zufolge bereits, Abramowitsch könne seine Besitztümer in Großbritannien bereits abstoßen, bevor Sanktionen ihm schaden können. So warnte etwa der Labour-Abgeordnete Chris Bryant in dieser Woche im Parlament, der Oligarch werde seine Immobilien in London verkaufen.

Fußballtrainer Farke verlässt russischen Erstligisten Krasnodar

Daniel Farke ist nicht mehr Cheftrainer beim russischen Fußball-Erstligisten FK Krasnodar. Beide Seiten hätten sich im gegenseitigen Einvernehmen auf eine Auflösung des Vertrags geeinigt, hieß es am Mittwoch vom Klub. "Die derzeitige politische Entwicklung und die damit verbundene Bitte unserer Kinder, Ehefrauen, Familien und Freunde, nach Hause zu kommen sowie das Wegbrechen aller sportlicher Perspektiven, führte nun zu diesem wohl überlegten Entschluss", sagte Farke in einer Mitteilung. Der Schritt sei dem 45 Jahre alten Ostwestfalen "sehr schwer gefallen, denn wir sind vom ersten Tag an sehr warmherzig empfangen worden".

Farke war bis Anfang November Coach beim Premier-League-Aufsteiger Norwich City in England. Erst im Januar hatte der Trainer (früher auch Borussia Dortmund II) für zweieinhalb Jahre in Krasnodar unterschrieben. Er wird den Verein in Südrussland nun nach nur rund sieben Wochen verlassen, ohne ein einziges Spiel absolviert zu haben. "Der Ernst des Lebens hat uns nun leider eingeholt", sagte Farke. Nach der militärischen Invasion Russlands in die Ukraine ist an Fußball derzeit nicht zu denken. Am Dienstag war die Trennung von Krasnodars Ligarivalen Lokomotive Moskau und Trainer Markus Gidsol, der in der Bundesliga schon die TSG Hoffenheim, den Hamburger SV und den 1. FC Köln trainiert hatte, bekannt geworden. Im Ex-Mainzer Sandro Schwarz steht in der russischen Liga bei Dynamo Moskau derzeit noch ein weiterer deutscher Coach unter Vertrag.

Ukrainischer Biathlon-Weltmeister im Kriegsdienst

Der ukrainische Ex-Weltmeister Dmytro Pidrutschnji hat mit einem emotionalen Post aus seinem Kriegsdienst viele Reaktionen aus der gesamten Biathlon-Welt hervorgerufen. "Ich bin allen dankbar, die mir schreiben und sich Sorgen um meine Familie machen, und denen, die die Ukraine unterstützen und helfen", schrieb der 30-Jährige beim Internetdienst Instagram. Dazu zeigte er sich auf einem Foto in Militär-Uniform mit Helm: "Ich bin derzeit in meiner Heimatstadt Ternopil und diene in der Nationalgarde der Ukraine. Dieses Foto wurde während des Luftalarms aufgenommen."

Noch vor zwei Wochen startete der beste Skijäger seines Landes bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Nach der Invasion Russlands in die Ukraine gab sein Verband bekannt, dass kein Ukrainer bei den verbleibenden drei Weltcup-Stationen antreten wird. Laut Medienberichten kämpfen auch andere Biathleten an der Front, darunter in Julia Dschima die beste Frau, die 2014 in Sotschi noch Olympia-Gold mit der Staffel der Ukraine geholt hatte.

"Bleib stark", antwortete der deutsche Ex-Weltmeister Benedikt Doll auf Pidrutschnjis Post in dem sozialen Netzwerk. "Wir alle sind mit dir", antwortete der Italiener Thomas Bormolini. Die norwegische Olympiasiegerin Tiril Eckhoff schrieb: "Pass auf dich auf und bleib stark." Dazu hinterließen viele sportliche Rivalen Herzen in den ukrainischen Nationalfarben gelb und blau. Pidrutschnji ist in dieser Saison als 34. im Gesamtweltcup der stärkste Ukrainer. Vor drei Jahren hatte er in Schweden den WM-Titel in der Verfolgung gewonnen.

Biathlon-Union schließt Russen und Belarussen aus

Russische und belarussische Sportler dürfen bis auf Weiteres nicht mehr im Biathlon-Weltcup starten. Die Entscheidung des Vorstands verkündete der Weltverband IBU am Mittwochmorgen und reagierte damit auf eine entsprechende Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees. Zudem soll spätestens bei der regulären Vorstandssitzung am 17. März über eine mögliche Suspendierung der IBU-Mitgliedschaft der beiden nationalen Verbände gesprochen werden. Die Russische Biathlon Union (RBU) war aufgrund ihrer umfangreichen Doping-Vergangenheit bereits 2017 auf eine vorläufige Mitgliedschaft herabgestuft worden. Das bedeutet, dass bis 2026 sowieso keine Veranstaltungen in Russland stattfinden oder geplant sind und kein RBU-Vertreter ein offizielles Amt in der IBU besetzt.

Die IBU verschärfte damit ihre Maßnahmen, nachdem in der Vorwoche zunächst noch beschlossen worden war, dass Biathletinnen und Biathleten aus Russland und Belarus bei den verbleibenden drei Weltcups in diesem Winter zumindest unter neutraler Flagge hätten antreten dürfen. Als Reaktion darauf hatten das russische und das belarussische Team bereits erklärt, unter diesen Umständen in diesem Winter nicht mehr bei den restlichen Stationen in Finnland, Estland und Norwegen starten zu wollen. Nach Estland hätten sie nach der Invasion Russlands in die Ukraine ohnehin nicht einreisen dürfen.

Probleme für Formel-1-Fahrer Masepin

Für den russischen Piloten Nikita Masepin hat sich die Aussicht auf eine Zukunft in der Formel 1 weiter verschlechtert. Der britische Automobilverband sprach am Mittwoch ein Teilnahmeverbot für Teams, Fahrer und Offizielle aus Russland und Belarus aus. Ein Start des Haas-Fahrers und Teamkollegen von Mick Schumacher beim zehnten Saisonrennen am 3. Juli in Silverstone ist damit ausgeschlossen. Masepins Rennlizenz wird in Großbritannien bis auf Weiteres nicht mehr anerkannt. Motorsport UK geht damit einen Schritt weiter als der Automobil-Weltverband FIA. Dieser hatte am Dienstagabend beschlossen, dass russische und belarussische Fahrer unter der FIA-Flagge an Wettbewerben teilnehmen dürfen.

Masepins Weiterbeschäftigung beim US-Rennstall dürfte davon abhängen, wie es zwischen Haas und dem Titelsponsor Uralkali weitergeht. Masepins milliardenschwerer Vater Dimitri ist Mehrheitsaktionär bei dem Bergbauunternehmen. Haas entfernte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei den Testfahrten in Barcelona am vergangenen Freitag das Logo des Groß-Geldgebers sowie dessen Farben, die denen der russischen Flagge entsprechen, von Rennwagen, Garage und Motorhome. Juristen befassen sich mit dem Fortgang der Angelegenheit zwischen Team und Sponsor.

Ironman-WM ohne Athleten aus Russland und Belarus

Triathletinnen und Triathleten aus Russland und Belarus sind von der Ironman-WM in St. George/Utah (7. Mai) ausgeschlossen worden. Dieselbe Maßnahme gilt für alle weiteren Ironman-Events in diesem Jahr. Zudem wurde der für Juli geplante Ironman in St. Petersburg abgesagt. Das teilte die Ironman-Group am Mittwoch mit. Bereits am Dienstag hatten zahlreiche Verbände anderer Sportarten dieselbe Entscheidung getroffen. Am Montag hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine entsprechende Empfehlung abgegeben.

© SZ/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sanktionen gegen Russland
:Der Gürtel ist jedenfalls weg

Fifa und IOC haben angekündigt, den russischen Sport konsequent vom internationalen Geschehen auszuschließen - doch nicht jeder Weltverband will dem wirklich folgen.

Von Javier Cáceres, Thomas Kistner und Volker Kreisl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: