DFB-Frauen gegen die Schweiz:Raus aus der Isolation

Deutsche Frauen-Nationalmannschaft: Alexandra Popp beim Training

Ihre Erfahrung wird sehr gefragt sein: Alexandra Popp ist nach ihrer Corona-Zwangspause wieder im Training dabei.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die DFB-Frauen wollen im einzigen Test vor der Europameisterschaft herausfinden, woran sie noch feilen müssen. Kapitänin Alexandra Popp ist zurück - ihre Rolle ist gerade besonders wichtig.

Von Anna Dreher

Die in dieser Woche sehnlichst erwartete Nachricht stand am Dienstag in einer Mitteilung: Alexandra Popp hat ihre Corona-Infektion überstanden. Die Kapitänin des deutschen Fußball-Nationalteams konnte nach mehreren negativen Tests sowie medizinischen Untersuchungen wieder raus aus der einwöchigen Isolation. Rechtzeitig zum Start des zweiten Trainingslagers in Herzogenaurach an ebendiesem Tag also, und mit genug Vorlauf zum Abflug nach England am 3. Juli zur Europameisterschaft.

Wie wenige Wochen zuvor die DFB-Männer haben sich die DFB-Frauen zur intensiven Vorbereitung auf die EM (6. bis 31. Juli) in der fränkischen Zentrale des Ausrüsters des Verbands einquartiert. Während Bundestrainer Hansi Flick die Vorbereitung auf Nations-League-Partien und auch schon auf die erst in einem halben Jahr in Katar stattfindende Weltmeisterschaft kombinieren musste, liegt der Fokus von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg voll und ganz auf diesem einen Turnier, das nach den Viertelfinal-Enttäuschungen bei der EM 2017 und der WM 2019 wieder zu einem Erfolg werden soll.

Wie gut hat ihr Team zusammengefunden? Klappt alles? Woran muss noch gefeilt werden? Das einzige Test-Länderspiel diesen Freitag (17 Uhr, ZDF) gegen den EM-Teilnehmer Schweiz im Erfurter Steigerwaldstadion soll Antworten liefern - und das Selbstbewusstsein stärken.

Ganz bewusst findet vor der EM nur ein Länderspiel statt, um möglichst viel trainieren zu können

"Wir haben eine unheimlich tolle Intensität und tolle Frische, das Team wirkt sehr agil und dynamisch", sagte Voss-Tecklenburg am Donnerstag: "Das zeigt, dass wir in der Vorbereitung die richtigen Dinge gemacht haben. Jetzt heißt es, alle gesund zu haben oder zu bekommen. Aber ich sehe wirklich diese Frische und eine Entwicklung des Teamspirits und des Teamgedankens." Genau darauf hatte die 54-Jährige Wert gelegt: jene Frische in den Kader zu bekommen, die ihre Fußballerinnen spätestens beim Auftakt gegen Dänemark am 8. Juli haben sollten, um sich in der herausfordernden Gruppe zudem gegen Spanien (12. Juli) und Finnland (16. Juli) durchzusetzen.

DFB-Frauen gegen die Schweiz: "Wir haben ein paar richtig wichtige Schritte gemacht": Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hofft, dass ihr Team in den vergangenen Wochen zusammengefunden hat.

"Wir haben ein paar richtig wichtige Schritte gemacht": Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hofft, dass ihr Team in den vergangenen Wochen zusammengefunden hat.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Ganz bewusst wurde seit dem ersten sogenannten Pre-Camp in Frankfurt Anfang Juni auf weitere Partien gegen andere Nationen verzichtet, um möglichst viel und möglichst intensiv Zeit für gemeinsame Einheiten nutzen zu können. Das Trainerteam habe sich "sehr viele detaillierte Gedanken gemacht", wie die Vorbereitung angegangen werden solle, und "extrem viel kommuniziert und die Spielerinnen eingebunden", hatte Voss-Tecklenburg bei der Bekanntgabe des vorläufigen EM-Kaders Ende Mai gesagt. Drei Wochen später befand sie: "Wir haben ein paar richtig wichtige Schritte gemacht, weil wir viel Trainingszeit hatten, die uns teils gefehlt hat. Und die haben wir genutzt."

Die Schweiz soll bei der Generalprobe hierbei keine Spielweise der Gruppengegner simulieren, vielmehr der Gradmesser dafür sein, wie jede Einzelne die Arbeit der vergangenen Wochen verinnerlicht hat und wie die Mannschaft harmoniert. Die Vorbereitung geht ja noch weiter bis 29. Juni. "Sicherheit und Klarheit" will Voss-Tecklenburg aus der Partie ziehen gegen jenes Team, das sie mehr als sechs Jahre lang coachte.

Dass Dzsenifer Marozsan und Melanie Leupolz fehlen, hebt die Rolle von Alexandra Popp zusätzlich hervor

Inwiefern Alexandra Popp vom Double-Sieger VfL Wolfsburg mit ihrer Erfahrung zu Sicherheit und Klarheit beitragen wird, steht noch nicht fest - im Kader aber ist sie dabei. "Der Stand ist sehr gut, sie ist im Plan, wie sie nach Corona eben im Plan sein kann", sagte Voss-Tecklenburg: "Es gibt keine Probleme, es geht in die richtige Richtung. Und ein bisschen Zeit haben wir ja noch, sie da hinzubringen, wo wir wollen, damit es dann auch wieder für 90 Minuten reicht."

Vergangenen Samstag wurde der endgültige Kader berufen. Maximiliane Rall (Bayern München), Sjoeke Nüsken (Eintracht Frankfurt), Jana Feldkamp und Torhüterin Martina Tufekovic (beide TSG Hoffenheim) sind nicht mehr dabei. Offensivspielerin Chantal Hagel (Hoffenheim) nimmt Voss-Tecklenburg in den zweiten Lehrgang noch mit, um Sicherheit bei möglichen Ausfällen zu haben. Im Vorfeld der finalen Nominierung, erzählte die Trainerin nun, habe sie eine gewisse Unsicherheit und Druck bei ihren Spielerinnen gespürt: "Jetzt ist eine Lockerheit da."

Dass dem deutschen Team durch die Absagen von Dzsenifer Marozsan von Olympique Lyon (Kreuzbandriss) und der schwangeren Melanie Leupolz vom FC Chelsea im Mittelfeld viel Können und die Routine aus zusammen fast 200 Länderspielen fehlen, hebt die Rolle von Popp zusätzlich hervor. Voss-Tecklenburg betonte, wie schlecht der Moment der Corona-Infektion ihrer Kapitänin auch hinsichtlich dessen war, dass die Offensivspielerin in ihrer individuellen Planung zurückgeworfen worden sei: Auf Popp musste in den vergangenen Monaten ja ohnehin schon verzichtet werden. Im April 2021 verletzte sich die 31-Jährige am Knie, fiel neun Monate aus und musste nach ihrem ersten Spiel Ende Januar erneut operiert werden, weil sich ein Knorpelfragment gelöst hatte. Erst im April 2022 konnte sie wieder für den DFB spielen. Ihr Ausfall bei der EM wäre ein herber Verlust gewesen - und sicher kein Booster fürs Selbstvertrauen.

Zur SZ-Startseite

Frauen -oder Männerfußball
:DFB lässt Transgender-Menschen selbst entscheiden

Ab der kommenden Saison können Trans- und Intergeschlechtliche sowie Nicht-binäre wählen, wo sie Fußball spielen wollen - die Regelung gilt jedoch nicht überall.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: