Fußball - Chemnitz:Chemnitz am Boden: Hansa verspielt Chance auf Relegation

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Leipzig (dpa) - Den traurigsten Sieg der Saison verfolgte Michael Ballack auf der Tribüne. Im Drittliga-Finale sah der frühere Vize-Weltmeister ein leidenschaftlich erkämpftes 4:2 seines Heimatvereins Chemnitzer FC gegen Hansa Rostock. Am Ende fehlten durch das parallele 0:0 des FSV Zwickau in Mannheim allerdings zwei Tore zum Klassenerhalt. Der CFC muss zurück in die Regionalliga - schon am Sonntagnachmittag saßen Vorstand, Gesellschafter und sportliche Leitung zusammen und bastelten am Zukunftsmodell.

Ob zu diesem Trainer Patrick Glöckner gehört, ist sehr fraglich. In Chemnitz kursierten sogar Gerüchte, dass der auf Betreiben von Ballack installierte Coach selbst bei einem Klassenerhalt nicht bleiben würde. "Es ist einer der traurigsten Tage, die ich jemals im Fußball erlebt habe. Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht, um die Klasse zu halten. Wir sind wegen zwei Toren und wegen dieser Pandemie-Geschichte abgestiegen, die den Fußball komplett durcheinander gewürfelt hat", sagte Glöckner.

Im Streit der Drittligisten um die Fortsetzung der Saison hatte der CFC eine wundersame Rolle gespielt. Gehörte der Club zunächst der Seite an, die die Saison abbrechen wollte, so stimmten Vertreter letztlich doch für eine Fortsetzung. "Wir wollten unbedingt weiterspielen und haben auch als Spieler dafür gestimmt, dass die Liga fortgesetzt wird. Wir wollten es sportlich schaffen", sagte Top-Torjäger Philipp Hosiner. Der Österreicher glänzte auch gegen Hansa mit einem Dreierpack - vergebens.

Dass Chemnitz plötzlich für eine Fortsetzung der Saison plädiert hatte, soll vor allem auf den Druck von Insolvenzverwalter Klaus Siemon zurückzuführen sein. Der riet Vereinen, die aufgrund von Corona-Verordnungen nicht trainieren durften, sogar öffentlich dazu, die eigene Landesregierung zu verklagen. Letztlich muss sich der Club eingestehen, zwar die sportliche Entscheidung herbeigeführt zu haben, aber eben nicht gut genug gewesen zu sein. "Mit dem Abstieg ist ein erfolgreiches Ende des Insolvenzverfahrens in weite Ferne gerückt", sagte Siemon dem MDR am Sonntag. Als Hauptgrund für den Niedergang nannte er die fehlende Unterstützung der Fanszene.

Die Corona-Pause habe laut Glöckner einiges durcheinander gebracht. "Seit dem Neustart konnten wir keine Zweikämpfe, Abläufe und Inhalte mehr trainieren. Philipp Hosiner war zu Beginn in Quarantäne, zudem fehlt uns mit Daniel Bohl ein wichtiger Spieler in der Zentrale", sagte Glöckner. Zudem haben offenbar andere Fehler gemacht: "Hinzu kamen viele schlechte Schiedsrichter-Entscheidungen. Wenn man die Saison bis zum 4. Juli verlängern kann, hätte man auch bis zum 15. Juli verlängern können. Im normalen Takt hätten wir die Klasse gehalten."

Auf Seiten der Rostocker herrschte zwar keine Traurigkeit, aber aufgrund der vergebenen Mini-Chance auf die Relegation auch nicht gerade überbordende Freude. "Wir selbst haben den Aufstieg nicht erst heute verpasst, sondern die Big Points in der Saison nicht gemacht. Wir können froh sein, dass wir nicht wegen eigener Blödheit die Relegation verpasst haben", sagte Trainer Jens Härtel. "Wenn es darauf ankommt, waren wir nicht da."

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