Fußball:Chaos: Italien diskutiert über Fußball-Stopp

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Damiano Tommasi fordert die Absage der italienischen Fußball-Meisterschaft. Foto: Ettore Ferrari/ANSA/AP/dpa (Foto: dpa)

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Rom (dpa) - "Wir spielen, aber wie lange noch?" Die Schlagzeile der "Gazzetta dello Sport" brachte das Chaos im italienischen Fußball auf den Punkt. Denn die Rufe nach einer sofortigen Aussetzung der Serie A wurden angesichts der drastischen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus immer lauter.

Dem wachsenden Druck kam schließlich der italienische Fußball-Verband (FIGC) nach und kündigte für Dienstag eine Sondersitzung an.

Am Sonntag rollte in den Stadien wieder der Ball - ohne Zuschauer, aber mit vielen Irrungen und Wirrungen. Als die Spieler bei der Partie zwischen Parma Calcio und Spal Ferrara bereits zum Einlaufen im Spielertunnel bereitstanden, wurden sie vom Schiedsrichter wieder zurückgepfiffen. Der Sportminister Vincenzo Spadafora hatte sich eingeschaltet und den Liga-Stopp gefordert. Es wurde viel diskutiert - und mit mehr als einstündiger Verspätung doch gespielt.

Für Spadafora eine falsche Entscheidung. "Ich denke, Gravina (Anm.: der Verbandspräsident) sollte zusätzliche Überlegungen anstellen, ohne auf den ersten Ansteckungsfall zu warten", sagte Spadafora. Es mache keinen Sinn, die Gesundheit von Spielern oder Schiedsrichtern zu gefährden, nur um nicht den Fußball auszusetzen, während die Bürger des Landes große Opfer aufbrächten.

Zuvor hatte bereits Damiano Tommasi als Chef der italienischen Fußballer-Gewerkschaft die Verantwortlichen zum Handeln aufgefordert. "Benötigt ihr noch etwas? Stoppt den Fußball", schrieb der langjährige Serie-A-Spieler auf Twitter. Eine entsprechende Forderung habe er auch an die Verantwortlichen einschließlich Ministerpräsident Giuseppe Conte geschickt. In Italien dürfen aktuell Sportveranstaltungen nur ohne Zuschauer ausgetragen werden.

In der Serie A standen am Sonntag die ausgefallenen Ligaspiele vom Wochenende auf dem Programm. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen. Genaue Terminansetzungen gibt es nicht. Und Spadafora gibt zu bedenken, dass sich die Menschen auch zu Fußball-Übertragungen versammeln, selbst wenn sie keinen Zutritt zum Stadion haben.

Und gerade große Bürgeransammlungen sollte es aktuell in Italien möglichst nicht geben. Denn das Virus breitet sich immer mehr aus. In der Nacht zum Sonntag hatte sich die italienische Regierung deshalb dazu entschieden, die Bewegungsfreiheit von rund 16 Millionen Bürgern im Norden des Landes stark einzuschränken. Betroffen ist unter anderem die Metropole Mailand und die Touristenhochburg Venedig. Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Bis Samstag zählten die Behörden 5883 Menschen mit einer Infektion. 233 Menschen davon sind gestorben.

Angesichts dieser Zahlen rückt der Sport in den Hintergrund. Zahlreiche Veranstaltungen wurden bereits abgesagt. Im Radsport wurden alle WorldTour-Rennen für den März, darunter der Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo gestrichen. Auch der Rom-Marathon Ende des Monats ist dem Virus bereits zum Opfer gefallen.

Offen ist noch, ob die italienische Fußball-Nationalmannschaft am 31. März in Nürnberg zu einem Testspiel für die EM gegen die DFB-Auswahl antreten kann. Der italienische Verbandschef Gabriele Gravina äußerte noch am Samstag im TV-Sender Rai 2 die Hoffnung, dass das Länderspiel "zumindest hinter verschlossenen Türen" stattfinden kann. Gleiches gelte für die Partie der Italiener in England am 27. März.

Die Europameisterschaft soll am 12. Juni in Rom beginnen. Im Eröffnungsspiel sollen dann Italien und die Türkei aufeinander treffen.

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