Fußball: Champions League:6:5 für Bayern

Wer ist stärker: Van Buyten oder Lúcio? Müller oder Sneijder? Robben oder Eto'o? sueddeutsche.de vergleicht Bayern und Inter. Ein Mann-gegen-Mann-Duell.

Johannes Aumüller und Thomas Hummel

11 Bilder

-

Quelle: SZ

1 / 11

Torwart

Jörg Butt, 35: Stets verlässlich, stets solide. In den vergangenen Spielen allerdings nicht nur wegen seines Charakters wichtig für die Mannschaft, sondern auch wegen seiner starken Leistungen. Im DFB-Pokal-Finale gegen Bremen vereitelte er in der Anfangsphase zwei große Chancen und legte den Grundstein für das brillante 4:0. Auch in der Champions League meist überzeugend. Schoss beim Saisonwendepunkt, dem 4:1 gegen Turin, vom Elfmeterpunkt aus ein ganz wichtiges Tor.

Júlio César, 30: Der Nationaltorhüter seines Landes. Sein Land allerdings heißt Brasilien, weshalb es eine größere Auszeichnung ist, dritter WM-Torwart der deutschen Mannschaft zu sein. Wurde 2009 aber auch zum besten Torhüter der italienischen Liga gewählt, was angesichts von Konkurrenten wie Gianluigi Buffon doch eine große Auszeichnung ist. Zuletzt mit eher schwankenden Leistungen. Ganz wichtig: Schoss in dieser Champions-League-Saison kein Tor.

Ergebnis: 1:0 für Bayern

aum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

2 / 11

Rechter Außenverteidiger

Philipp Lahm, 26: Hatte eine kurze Phase in dieser Saison, in der er etwas lethargisch auftrat, sich ausschließlich auf die Abwehr beschränkte und seine offensiven Qualitäten so gut wie nie zeigte - was natürlich auch daran lag, dass sein Vordermann auf der rechten Seite Arjen Robben hieß. Mittlerweile ist diese Phase vorbei, obwohl sein Vordermann immer noch Arjen Robben heißt. Doch der Niederländer leistet mittlerweile mehr Defensivarbeit als früher, und so ist der Weg für Lahm zu altem Vorwärtsdrang frei. Bewies das unter anderem gegen Bochum und gegen Bremen mit wunderbaren Torvorlagen.

Maicon, 28: Befindet sich in einer hervorragenden Verfassung. Defensiv robust, offensiv gefährlich. Nicht umsonst will ihn der wechselwillige Inter-Trainer José Mourinho gleich zu seinem mutmaßlich neuen Klub Real Madrid mitnehmen - für 25 Millionen Euro. Für manche Beobachter ist Maicon derzeit sogar der beste Rechtsverteidiger der Welt, aber einem Spieler in einem Mann-gegen-Mann-Duell mit Philipp Lahm einen Punkt zu geben? Das ist unmöglich, deshalb:

Ergebnis: Unentschieden Gesamtstand: 1,5:0,5 für Bayern

aum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

3 / 11

Rechter Innenverteidiger

Daniel Van Buyten, 32: Eine der Überraschungen der Bayern-Saison. Von der Ersatzbank zum Abwehrchef, keine schlechte Karriere. Gegenüber der Hinrunde baute der Belgier zwar etwas ab und leistete sich den einen oder anderen Stockfehler mehr, doch insgesamt zeigte er auch nach dem Winter ein überdurchschnittliches Niveau. Könnte unter Umständen eine tragende Rolle bekommen. Nicht nur in seiner Rolle als Innenverteidiger, sondern auch als Notlösung im Sturmzentrum, wenn Bayern kurz vor Schluss einen Brecher braucht.

Lúcio, 32: Ein entscheidendes Puzzlestück für das Double. Für das Double von Inter Mailand, weil er mit seinen starken Auftritten die Mailänder Abwehr zusammenhielt. Und für das Double des FC Bayern München, weil sein Verkauf im Sommer 2009 bedeutete, dass Louis van Gaal einen bisweilen disziplinlosen Abwehrfreigeist loswurde, der sich sicherlich nicht so konsequent an das Ballkontroll- und Ballbehauptungsprinzip gehalten hätte wie Van Buyten oder Badstuber. Der Brasilianer verfügt über die Gabe, in Endspielen zu allergrößter Form aufzulaufen.

Ergebnis: 1:0 für Inter Gesamtstand: 1,5:1,5

aum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

4 / 11

Linker Innenverteidiger

Martin Demichelis, 29: Lieferte in einigen Champions-League-Spielen schwache Leistungen ab, unter anderem gegen Turin, Florenz und Manchester. Der Argentinier wird mit der laufenden Saison trotzdem auf immer einen besonderen Moment verbinden. Denn im Halbfinal-Rückspiel gegen Lyon erhielt er bei seiner Einwechslung in der Halbzeitpause einen dicken Schmatzer auf die Lockenpracht - von seinem Trainer Louis van Gaal. Ist besonders motiviert, weil es in diesem Spiel ein direktes Duell gibt - mit Landsmann Wálter Samuel, mit dem er auch um einen Platz in der WM-Elf kämpft.

Wálter Samuel, 32: Hat in dieser Saison wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden. Überzeugte dabei nicht nur defensiv, sondern erzielte immerhin auch drei Tore. Im Prinzip gibt es keinen geeigneteren Menschen, um dieses Duell zu entscheiden als Diego Maradona, Argentiniens Nationaltrainer. Doch der trifft wie so oft kein eindeutiges Urteil. Einerseits spielte Samuel unter ihm erst ein Mal. Andererseits sagte er ihm bereits einen Platz im WM-Kader zu, als Samuel noch kein einziges Mal unter ihm gespielt hatte. Von daher ist also Maradona schuld, wenn es in diesem Duell keinen Sieger gibt.

Ergebnis: Unentschieden Gesamtstand: 2:2

aum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

5 / 11

Linker Außenverteidiger

Holger Badstuber, 21: Ist eigentlich kein Außenverteidiger, sondern ein besserer Innenverteidiger. Doch weil die Alternativen in der Mitte Van Buyten und Demichelis, an der linken Flanke aber nur Pranjic und Contento heißen, verschob van Gaal ihn bisweilen nach links. Machte dort seine Sache auch immer gut, aber nicht so gut wie in der Mitte. Sein größtes Manko: dass er kaum Akzente nach vorne setzen kann. Gegen Mailand wird dieses Manko aber kaum zum Tragen kommen, da er defensiv voll ausgelastet sein wird: Über seine Seite greift bei Inter Samuel Eto'o an.

Javier Zanetti, 36: Ist eigentlich auch kein Außenverteidiger, sondern ein defensiver Mittelfeldspieler. Doch auf seine alten Tage setzte ihn Trainer José Mourinho noch etwas weiter hinten ein - und der Kapitän der Mailänder überzeugte. Hatte im Halbfinale gegen Barcelona Lionel Messi im Griff, nun muss er Arjen Robben stoppen. Für Zanetti, der gegen Bayern sein 700. Spiel als Profi bestreitet, sind der Argentinier und der Niederländer auf einem Level.

Ergebnis: 1:0 für Inter Gesamtstand: 3:2 für Inter

aum/Fotos: Getty/AP

-

Quelle: SZ

6 / 11

Rechter defensiver Mittelfeldspieler

Mark van Bommel, 33: Aggressive Leader, Schaltstelle im Mittelfeld, einschüchternde Gladiatoren-Aura: Mark van Bommel ist unter dem Trainer und Landsmann van Gaal zum Mittelpunkt der Mannschaft geworden. Sowohl auf dem Platz, wo er sich stets in der Mitte aufhält und den gepflegten Seitenwechsel praktiziert als auch in emotionaler Hinsicht, als wortgewaltiger Antreiber, wenn es mal schlecht läuft. Hat nicht umsonst den Duidelijketaalprijs (frei übersetzt: Preis der klaren Worte) von der Freien Universität Amsterdam erhalten. Esteban Cambiasso, 29: Genialisch veranlagter Mittelfeldstratege aus Buenos Aires. Technisch brillant, mit der Übersicht eines Adlers auf der Jagd. Würde auf 50 Meter einen Bierdeckel treffen, was seit 2004 die Stürmer Inter Mailands freut. Verteidigt im defensiven Mittelfeld mit routiniertem Stellungsspiel, blockert viele Passwege und läuft den Gegner die Bälle ab. Allerdings nicht der Stärkste im Zweikampf und hat bisweilen auch seine Nerven nicht im Griff. Verschoss im WM-Viertelfinale 2006 gegen Deutschland einen Elfmeter.

Ergebnis: Unentschieden Gesamtstand: 3,5:2,5 für Inter

hum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

7 / 11

Linker defensiver Mittelfeldspieler

Bastian Schweinsteiger, 25: Hat sich in dieser Saison zum zweiten deutschen Weltklassespieler beim FC Bayern entwickelt. Ist nach seiner Versetzung auf die Sechser-Position zum Dreh- und Angelpunkt des Münchner Spiels geworden. Initiiert viele Angriffe, hält sich an van Gaals taktische Vorgaben, läuft und kämpft viel. Hielt in den vergangenen Wochen ein überragendes Niveau, zeigte immer gute bis sehr gute Leistungen, ohne Ausrutscher nach unten. 2001 hatte der FC Bayern Effenberg, 2010 hat er Schweinsteiger.

Cristian Chivu, 29: Es ist sicher, dass der Rumäne beginnt. Es ist noch nicht ganz sicher, auf welcher Position er beginnt. Denn der frühere Ajax- und AS-Rom-Spieler ist vielseitig einsetzbar und könnte auch als Linksverteidiger oder als linker Mittelfeldspieler auflaufen. Neben dieser Vielseitigkeit schätzt Mourinho an ihm seine gefährlichen Freistöße. In der rumänischen Nationalmannschaft ist er der Kapitän.

Ergebnise: 1:0 für Bayern Gesamtstand: 3,5:3,5

hum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

8 / 11

Rechter offensiver Mittelfeldspieler

Arjen Robben, 26: Derzeit spiele "der beste Arjen Robben aller Zeiten", sagte Arjen Robben kürzlich. Die Überfigur des bayerischen Erfolgs. Der Niederländer genießt das uneingeschränkte Vertrauen seines Landsmanns Louis van Gaal und scheint dadurch derart beflügelt, dass er Eckbälle volley ins Eck knallt (Manchester), mit 70-Meter-Soli ganze Mannschaften stehen lässt (Schalke) und all seinen Gegenspielern unlösbare Rätsel aufgibt. Auch vom berüchtigten "Glas-Robben" ist nichts mehr zu spüren, er ist seit Monaten nicht mehr verletzt gewesen. Kommt Robben heil durch das Finale, ist klar: Bayern gewinnt. Kommt Robben heil durch den Juni und Juli, ist auch klar: die Niederlande werden Weltmeister.

Samuel Eto'o, 29: Der einzige Titelverteidiger in Madrid. Gewann im vergangenen Jahr zusammen mit dem FC Barcelona zum zweiten Mal die Champions League (2006, 2009), traf in beiden Endspielen je einmal ins Tor. Kraftvoller Dribbler und Zweikämpfer auf der Außenbahn, unangenehmer Störer der gegnerischen Spieleröffnung. Gilt mit geschätzten 10,5 Millionen Euro als Bestverdiener der Serie A. Seit Jahren einer der gefährlichsten Angreifer der Welt - aber keine Überfigur.

Ergebnis: 1:0 für Bayern Gesamtstand: 4,5:3,5 für Bayern

hum/Fotos (2): Getty

-

Quelle: SZ

9 / 11

Zentraler offensiver Mittelfeldspieler

Thomas Müller, 20: Es gab Zeiten, da saß Ribéry auf der Bank. Es folgten Wochen, da war Olic zweite Wahl. Nun schauen sich seit geraumer Zeit Gomez und Klose die Spiele von außen an. Thomas Müller aber, der war immer dabei. Hat von 52 Bayern-Saisonspielen nur eines verpasst (Heimspiel gegen Bordeaux) - und fährt nach seiner ersten Profi-Saison nun sogar zur WM. Unermüdlich im Mittelfeldeinsatz, wenn der Gegner den Ball hat. Unberechenbarer Anlaufnehmer aus dem Hintergrund, wenn die Flanken und Pässe vors Tor kommen. Immer dort, wo es brennt. Und weil er Übersicht und Spielintelligenz mitbringt, tat Trainer Louis van Gaal gut daran, ihn auch in schwächeren Phasen nicht aus dem Spiel zu nehmen.

Wesley Sneijder, 25: Abkömmling der Ajax-Schule in Amsterdam und deshalb technisch wie taktisch auf höchstem Niveau ausgebildet. Wurde nach den Vorrunde der EM 2008 in der Schweiz zum neuen Superstar des Fußballs, als er eine großartige niederländische Offensive anführte. Nach einer am Ende unglücklichen Zeit bei Real Madrid verließ er wie sein Freund Robben den königlichen Klub und ging nach Italien. Übernahm dort sogleich die Anführer-Rolle im Mittelfeld, kann sich durchsetzen, spielt kluge Pässe, schießt scharfe Freistöße und hin und wieder auch ein Tor. Trainer José Mourinho war nicht umsonst sehr besorgt, als Sneijder wegen einer Muskelverletzung auszufallen drohte. Er ist ein Schlüsselspieler für Inter.

Ergebnis: 1:0 für Inter Gesamtstand: 4,5:4,5

hum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

10 / 11

Linker offensiver Mittelfeldspieler

Hamit Altintop, 27: Manche behaupten, es würde dem Spiel des FC Bayern ganz guttun, wenn einer der Flügeltänzer Ribéry/Robben von dem eher nüchternen, pflichtbewussten Hamit Altintop ersetzt wird. Zu Hause gegen Manchester und in Lyon gab der türkische Nationalspieler den ballsicheren Strategen, der bisweilen zu plötzlichen Solo-Läufen ansetzte. Dass er in den Spielen danach wieder direkt auf die Bank musste, nahm er ohne Murren zur Kenntnis. Auch dieser Mannschaftsdienst wird ihm in München hoch angerechnet. So hoch, dass Altintop wohl bald einen neuen Vertrag unterschreibt.

Dejan Stankovic, 31: Fünfmal hat Inter Mailand nun den Scudetto, die italienische Meisterschaft in Serie gewonnen - fünfmal war der Serbe dabei. War davor schon mit Lazio Rom Meister geworden. Äußerst robust und kampfstark, verfügt über einen guten Schuss, einen präzisen Freistoß und gewinnt auch Kopfballduelle. Im Mittelfeld auf allen Positionen einsetzbar. Hat bei seiner körperbetonten Spielweise allerdings manchmal Probleme, sein Temperament im Zaum zu halten.

Ergebnis: Unentschieden Gesamtstand: 5:5

hum/Fotos: Getty

-

Quelle: SZ

11 / 11

Angreifer

Ivica Olic, 30: Kurioserweise kommt das passendste Kompliment für Ivica Olic von seinem ärgsten Stammplatzkonkurrenten: "Manchmal denkst du, der stirbt bald neben dir. Und dann zieht er noch einen 40-Meter-Sprint an", sagte Mario Gomez nach dem 4:1 damals in Turin. Olic ist ein Wiedergänger des VW Käfers: Er läuft und läuft und läuft. Und was der Käfer nicht konnte: Er trifft und trifft und trifft. Hat in der Champions League sieben Treffer erzielt, darunter drei im Halbfinale in Lyon, sowie überlebenswichtige Tore gegen Haifa (1:0), in Turin (zum 2:1), zu Hause gegen Manchester (2:1 in der Nachspielzeit) und in Manchester (das hoffnungsgebende 1:3). Olic ist der eigentliche Mann dieser Champions-League-Saison beim FC Bayern.

Diego Milito, 30: Ähnlich wie Olic ein Spätstarter. Kam erst vor einem Jahr vom Kleinklub FC Genua zum Weltklub Inter. Während indes Olic keinen Euro Ablöse gekostet hat, musste Mailand 22 Millionen Euro für Milito überweisen. Das hat sich gelohnt. Der bewegliche, nimmermüde Argentinier erzielte 22 Tore in der Serie A und vier Treffer in der Champions League, darunter wichtige Tore gegen Chelsea und Barcelona. Nun fährt Milito auch zum ersten Mal zu einer WM. An die Präsenz und die Effizienz eines Olic kommt er aber nicht heran.

Ergebnis: 1:0 für Bayern Gesamtstand: 6:5 für Bayern

hum/Fotos: Getty/dpa

© sueddeutsche.de
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: