Joseph S. Blatter kann sich endgültig auf das Rentnerdasein in den malerischen Bergen des Wallis konzentrieren. Nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS bleibt der frühere Fifa-Präsident für noch fünf weitere Jahre (aus-)gesperrt. Am Weltfußball darf der 80-Jährige, unter dessen Führung der Weltverband im vergangenen Jahr spektakulär implodierte, nur dann teilnehmen, wenn er sich wie jeder andere eine Eintrittskarte kauft.Im Kern geht es bei der Strafe um eine dubiose Millionen-Zahlung der FIFA an den früheren Uefa-Präsidenten Michel Platini (61) aus dem Jahr 2011, die "Blattini" in den Augen der Richter nicht rechtfertigen konnten.
Der CAS beurteilte die 1,8 Millionen Euro als "unzulässig" und sah keine "vertragliche Basis" für die Überweisung. Eine weitere Wertung erlaubten sich die Richter nicht.Platini, der 2015 zusammen mit Blatter für zunächst acht Jahre gesperrt worden war, hatte vor dem CAS eine Reduzierung der Strafe auf vier Jahre erstritten. Blatter hingegen ging in seiner 14-stündigen Anhörung Ende August aufs Ganze. Der Schweizer wollte die komplette Annullierung, doch der CAS entschied nun, dass sechs Jahre (ab Oktober 2015) "in keinem Fall unangemessen" seien.
Dem endgültigen Urteil ging über ein Jahr der Verhandlungen und Einsprüche voraus. Anfang des Jahres reduzierte die FIFA-Berufungskommission die Sperre der beiden auf sechs Jahre. In dem Skandal-Fall ermitteln auch noch die Schweizer Behörden gegen Blatter, um den es zuletzt ruhiger geworden ist.Im März feierte der Ex-FIFA-Boss seinen 80. Geburtstag in großer Runde, in mehreren TV- und Zeitungsinterviews beteuerte er seitdem immer wieder seine Unschuld, gab sich kämpferisch. Doch die Monate der Krise mit ihm im Zentrum zehrten an Blatter, auch gesundheitlich. Im Juli überstand er eine Krebsoperation an der linken Ohrmuschel.
Die Welt des Fußballs drehte sich da längst ohne ihn weiter.Bereits Ende Februar, unmittelbar nachdem die FIFA-Berufungskommission die Sperre gegen "Blattini" nur um zwei auf sechs Jahre verkürzt hatte, wurde Blatter in Zürich von seinem Landsmann Gianni Infantino (46) abgelöst. Während des Wahlkongresses wurde der Name des einst mächtigsten Sportfunktionärs der Welt nur nebenbei erwähnt, verabschiedeten durfte sich Blatter aufgrund der Sperre nicht.
"Es war eine sehr unangenehme Zeit. Aber jede Zeit muss man durchleben, und wenn man gestärkt daraus hervorgeht und sich nicht kaputt machen lässt, macht einen das stärker", sagte der Schweizer rückblickend im SID-Interview. Blatter zog sich zurück, bereitete im Kreis seiner Familie mit Tocher Corinne und seiner "Lady" Linda Gabrielian den Gang vor den CAS vor. Doch das Scheitern im Gerichtssaal von Lausanne war vorauszusehen. Platini hatte bei seinem Einspruch aufs Tempo gedrückt, weil er gehofft hatte, vielleicht doch noch an die Spitze der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zurückkehren zu können - wenn möglich vor der Europameisterschaft 2016 in seinem Heimatland.
Anfang Mai fiel das Urteil, das die Sperre im Grundsatz bestätigte und nur reduzierte. Platini wird aber wohl noch vor ordentliche Gerichte ziehen.Diesen Schritt hatte Blatter zuletzt ausgeschlossen. Letzte Ausfahrt CAS, hieß es. Der 80-Jährige kämpfte "nur" noch um seinen Ruf, der durch die vielen, vielen Skandale schwer beschädigt wurde. Erst im Sommer kamen neue Vorwürfe ans Licht, es ging um millionenschwere Bereicherung. Der Schweizer weist das alles zurück. Inwieweit deshalb weitere Verfahren drohen, ist offen.