Fußball-Bundesliga:Und jetzt die Bayern schlagen

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Brachte die Fans in Glasgow zum Verstummen: Gladbachs André Hahn. (Foto: dpa)

Nach dem Erfolg in Glasgow sieht sich Borussia Mönchengladbach für das Bundesliga-Topspiel gewappnet. Der Klub vertraut auf die überragende Form von André Hahn.

Von Ulrich Hartmann, Glasgow/München

Bald jährt sich der schlimmste Tag im Fußballerleben von André Hahn. Am kommenden Dienstag ist es ein Jahr her, dass ihm der Schalker Johannes Geis das Schienbein und den Meniskus zertreten hat. Fast ein halbes Jahr hat Hahn danach nicht spielen können und auch nicht gewusst, ob er je wieder würde spielen können wie zuvor. Doch er hat sich zurückgekämpft - und am Mittwoch in Glasgow sein erstes Champions-League-Tor geschossen.

Der Fußball liefert gern solche Geschichten von Leid und Erlösung, aber diese ist schon eine besondere: wie Hahn im Celtic-Park mit einer Torvorlage und einem Treffer mehr als 55 000 Schotten verstummen ließ. "Atmosphärisch hat dieses Spiel alles übertroffen, was ich je erlebt habe", sagte Borussia Mönchengladbachs Stürmer nach dem 2:0-Sieg, "aber am meisten Spaß hat es gemacht, Glasgows Fans zum Schweigen zu bringen."

Nach dem Spiel lobt Kapitän Stindl ausgiebig André Hahn

Im Celtic-Park singen die Fans so laut, dass man vor einem Champions-League-Spiel nicht mal die Hymne richtig hören kann. In diesem Moment erinnerten sich die Gladbacher Fußballer vielleicht ein bisschen ängstlich an die Niederlagen in Manchester (0:4) und gegen Barcelona (1:2). Im Stadion der Celtics kann man ganz schön eingeschüchtert werden, aber am Mittwoch waren die Gladbacher dazu zu stark: mental und fußballerisch. Das lag an der soliden Grundordnung der Mannschaft, an ihrer Einstellung, ihrem Auftreten - und besonders an den Offensivspielern André Hahn und Lars Stindl.

Am vergangenen Samstag hatten die beiden noch je einen Elfmeter verschossen, weshalb Gladbach gegen den HSV nicht über ein 0:0 hinausgekommen war. Gladbach hatte in Pflichtspielen zuletzt fast fünf Stunden lang kein Tor mehr geschossen - doch nun erzielten erst Stindl (57.) und dann Hahn (77.) in Glasgow ihre Treffer. Der Sieg eröffnet den Borussen sogar die Chance auf den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale.

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Nach dem Spiel lobte der Kapitän Stindl seinen Sturmpartner Hahn in Form einer Rede, die man am Tage seines Karriere- Endes so noch einmal wiederholen könnte. Er sagte: "Man muss sich nur mal Andrés Werdegang anschauen; er hat sich hochgearbeitet, musste viele Rückschläge hinnehmen und ist durch harte Arbeit dorthin gekommen, wo er jetzt ist: in der Champions League - und dann macht er sogar noch ein Tor."

Diese schottische Episode bedeutet den Gladbachern auch deshalb so viel, weil sie nach den zwei Niederlagen zuvor schon vor dem Aus in der Champions League gestanden hatten. Außerdem waren in Andreas Christensen, Thorgan Hazard, Fabian Johnson und Raffael vier Stammspieler ausgefallen, die Personalsituation war so angespannt, dass in Nils Rütten, 21, und dem Djibril Sow, 19, zwei Spieler aus dem Regionalliga-Kader auf der Bank saßen.

Aus einer durchgängig vorzüglich spielenden Gladbacher Mannschaft ragten Stindl und Hahn freilich auch ihrer Tore wegen heraus. Der Trainer André Schubert adelte seinen Stürmer Hahn als "Mentalitätsmonster" und kürte ihn ganz generell zum Typ Publikumsliebling: "Sie würden ihn hier bei Celtic lieben." Man kann das auch als Andeutung nehmen, den 2018 auslaufenden Vertrag mit dem 26-jährigen Nationalelf-Anwärter womöglich verlängern zu wollen.

Hahn ist in dieser Form einer der besten Angreifer der Bundesliga und lässt in Gladbach nun den Traum gedeihen, das eigentlich schon abgeschriebene Champions-League-Achtelfinale doch noch zu erreichen. Sollten die Borussen die als nächstes anstehenden Heimspiele gegen Glasgow und Manchester City gewinnen, dann wäre mit neun Punkten der zweite Gruppenplatz hinter dem FC Barcelona möglich.

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Und in der Liga? Hahn sprach vor der Rückreise aus Schottland schon vom nächsten Coup, am Samstagabend gastieren die Gladbacher beim FC Bayern. "Wir fahren nach München, um auch dort zu gewinnen", sagte er, "wir fahren gestärkt hin und haben gezeigt, dass wir es auch auswärts können - jetzt wollen wir auch den Bayern alles abverlangen."

Wenn man die Internetseite der Borussia aufruft, ist als erstes André Hahn zu sehen unter dem Schriftzug: "Lebe deinen Traum." Aber die Botschaft ist weniger pathetisch als zunächst gedacht. Hahn verweist als Werbefigur bloß auf den Webshop, in dem man das Gladbacher Europapokaltrikot kaufen soll. Interessenten dürften sich finden.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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