Fußball-Bundesliga:Tönnies hält zu Trainer Keller

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Derzeit nicht so erfolgreich wie gewünscht: Schalkes Trainer Jens Keller.

(Foto: AFP)

Trotz der Niederlage in Mönchengladbach spricht sich Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender für den kritisierten Trainer Jens Keller aus. Die Gladbacher feiern den sechsten Sieg in Serie. In Stuttgart verhilft Rani Khedria dem VfB zum Sieg. In Frankfurt wird die Lage immer bedrohlicher.

Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 2:1

Schalke 04 hat zum Start einen erneuten Rückschlag kassiert, der Trainer Jens Keller weiter in Bedrängnis bringt. Die Gelsenkirchener verloren das Verfolgerduell der Fußball-Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach mit 1:2 (1:2) und haben schon sieben Punkte Rückstand auf den Champions-League-Qualifikationsplatz. Sollten die Schalker am Mittwoch das entscheidende Gruppenspiel in der Königsklasse gegen den Scheizer Meister FC Basel nicht gewinnen, dürfte Keller nach gut einem Jahr seinen Job wieder los sein.

Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies sprach sich am Samstagabend für Keller aus. "Wir haben nun weitere sehr wichtige Spiele vor uns. Die Trainerfrage stellt sich jetzt nicht - es geht in den nächsten Spielen darum, Siege einzufahren", sagte Tönnies der Online-Ausgabe der Sport Bild. "Die Mannschaft hat gut gekämpft und geackert - und wurde leider nicht belohnt."

Jefferson Farfán brachte die Gäste zwar in Führung (17./Foulelfmeter), doch der Ex-Schalker Raffael (24.) und Max Kruse (45.+1/Handelfmeter) drehten noch vor der Pause die Begegnung. Nationalspieler Benedikt Höwedes sah zudem für sein Handspiel vor dem diskussionswürdigen Elfmeter Gelb-Rot (45.) - eine sehr harte Entscheidung von Schiedsrichter Felix Zwayer. Höwedes hatte zuvor für ein Foul Gelb gesehen.

Gladbach hält durch den sechsten Sieg in Folge Kontakt zu Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. Zudem baute der Klub mit dem achten Heimsieg in Folge ihren Startrekord weiter aus. Im Gegensatz zum blamablen Pokalauftritt gegen Hoffenheim (1:3) änderte Keller sein Team und brachte in Felipe Santana, Sead Kolasinac und Max Meyer drei neue Spieler. Kevin-Prince Boateng agierte als einzige Spitze. Bei Gladbach vertraute Coach Lucien Favre der erfolgreichen Startformation der vergangenen Wochen. Im mit 54.010 Zuschauern im seit Wochen ausverkauften Borussia-Park waren die Schalker nach dem Rückschlag gegen Hoffenheim und der Diskussion um Trainer Keller zunächst darauf bedacht, Sicherheit in das eigene Spiel zu bekommen. Nach einer Viertelstunde verstärkten die Gäste ihre Offensivbemühungen und wurden direkt belohnt. Nach Flanke von Atsuto Uchida riss Julian Korb seinen Gegenspieler Boateng im Strafraum um. Farfán verwandelte den Elfmeter zur Führung, obwohl Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen noch am Ball war.

Die Gladbacher zeigten sich in einem intensiven Spiel mit vielen Zweikämpfen aber nur kurz geschockt. Raffael schloss eine schöne Einzelleistung mit einem sehenswerten Linksschuss in den Winkel zum Ausgleich ab. Danach parierte Ralf Fährmann einen Kopfball von Martin Stranzl stark (26.). Kurz vor der Pause nutzte Nationalspieler Kruse den Elfmeter zur Führung, Fährmann war ohne Chance. Nach dem Wechsel zog Keller Joel Matip für Höwedes in die Innenverteidigung zurück und stellte auf ein 4-4-1-System um. Trotz Unterzahl waren die Gäste um Spielkontrolle bemüht. Doch Gladbach nutzte die sich bietenden Räume zu Chancen. Patrick Herrmann verzog aber nach schönem Doppelpass mit Raffael (54.), dann parierte Fährmann gegen Herrmanns Schlenzer glänzend (56.). Auf der anderen Seite war ter Stegen bei einem Schuss von Meyer auf dem Posten (62.). Bei Gladbach verdienten sich Stranzl und Granit Xhaka die besten Noten, bei Schalke überzeugte besonders Fährmann, der die Königsblauen mit mehreren Paraden im Spiel hielt.

VfB Stuttgart - Hannover 96 4:2

Hannover 96 kann seinen Auswärtsfluch einfach nicht überwinden. Die Niedersachsen verloren am Samstag auf gegnerischem Platz saisonübergreifend zum achten Mal in Serie. Indes feierte der VfB Stuttgart mit dem 4:2 (2:2) in der abwechslungsreichen Partie den ersten Erfolg nach zuletzt zwei Pleiten in der Fußball-Bundesliga. Martin Harnik (13. Minute), Vedad Ibisevic (32.), Ibrahima Traoré (52.) und Konstantin Rausch (84.) trafen vor 47.630 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena für die Schwaben. Artur Sobiech (28.) und Salif Sané (31.) waren für die Niedersachsen erfolgreich.

Thomas Schneider krempelte seine Startelf gegenüber der jüngsten 0:3-Schlappe in Schalke auf vier Positionen um. Gezwungenermaßen musste der VfB-Trainer kurzfristig auf den etatmäßigen Kapitän Christian Gentner wegen Knieproblemen verzichten. Statt mehr Schwung und Spielfreude zu zeigen, agierten die Stuttgarter zunächst ideenlos und unsortiert. Hannover bestimmte in der ersten halben Stunde weitgehend das Geschehen und hatte eine Reihe guter Chancen, um in Führung zu gehen. Erst wurde Mame Diouf elfmeterverdächtig gestoppt (3.), dann klärte VfB-Mittelfeldmann Rani Khedira in letzter Sekunde (7.) vor zwei einschussbereiten Kontrahenten und schließlich scheiterte Diouf an VfB-Torhüter Sven Ulreich (10.). Völlig überraschend gingen die Schwaben dann durch Harnik nach Querpass von Timo Werner in Führung. Es war ihre erste Chance.

Danach ging es hin und her: Erst vergab Hannovers Artur Sobiech (24.), dann verhinderte sein Teamkollege Hiroki Sakai gegen Werner das mögliche 0:2 (25.). Sobiech nach einem Aussetzer von Daniel Schwaab erzielte den verdienten Ausgleich (28.). Sané nutzte einen Ulreich-Fehler per Kopf zum 2:1 für die Gäste (31.). Praktisch postwendend glückte Ibisevic per Flugkopfball der Ausgleich. Danach verhinderte Nationalkeeper Ron-Robert Zieler nach einem Heber von Werner den erneuten Rückstand (35.).

Nach dem Seitenwechsel ging es munter weiter. Traoré sorgte nach einem Traumpass von Moritz Leitner für das Stuttgarter 3:2 (52.). Aber Hannover ließ sich dadurch nicht irritieren und marschierte weiter nach vorn. Allerdings hatte im Gegensatz zur ersten Hälfte nun der VfB ein leichtes Übergewicht. Zweimal Harnik (57. und 64.) und Traoré (62.) konnten nach Kontern gute Chancen nicht nutzen. Die 96er waren indes nicht mehr so effektiv und gefährlich. Rausch machte schließlich alles klar. Der Linksverteidiger krönte seine gute Leistung gegen seinen Ex-Club mit einem tollen Schlenzer mit dem Außenrist zum 4:2. Danach war der Widerstand der Hannoveraner endgültig gebrochen: Die siebte Auswärtspleite in dieser Runde war perfekt.

Augsburg überrascht in Hamburg

Hamburger SV - FC Augsburg 0:1

Der FC Augsburg hat dem Hamburger SV eine schmerzhafte Heimniederlage zugefügt und sich im Mittelfeld der Fußball-Bundesliga etabliert. Drei Tage nach dem Pokal-Aus gegen Bayern München überzeugten die Schwaben beim 1:0 (1:0) gegen verunsicherte Norddeutsche. Raul Bobadilla (18.) traf am Samstag für die Gäste. Damit ist Augsburg seit 270 Minuten im Oberhaus ohne Gegentreffer und stellte einen Vereinsrekord auf.

HSV-Trainer Bert van Marwijk musste den ersten Rückschlag hinnehmen. Der Niederländer setzte auf die Pokal-Elf, die Köln mit 2:1 besiegt hatte. Doch die begann nervös und überließ den Gästen das Geschehen. Tolgay Arslan übernahm erneut die Rolle des Spielgestalters von Rafael van der Vaart, der nach der Fehlgeburt seines Kindes freigestellt wurde. "Es war unglaublich still in der Kabine", beschrieb van Marwijk den Moment, als er das Team über den Schicksalsschlag informierte. "Ich denke, die Mannschaft will heute etwas für Rafael tun", sagte der 61-Jährige vor der Partie im Volkspark dem TV-Sender Sky. Das klappte aber ganz und gar nicht. Von Beginn an schienen die Gastgeber gehemmt, bei den Offensivbestrebungen des FCA blieben sie zu weit weg von den Gegenspielern. So prüften Tobias Werner (9.) mit einem Freistoß und Bobadilla (15.) Torhüter René Adler.

Der argentinische Zugang sorgte nach einem Pass von Halil Altintop durch die gesamte Hamburger Abwehr für die Führung und sein erstes Tor nach seiner Rückkehr in die Bundesliga. Damit ging der Schachzug von Coach Markus Weinzierl auf, der den alleinigen Stürmer Sascha Mölders durch den schnellen Ex-Gladbacher ersetzte. In seinem ersten Spiel von Beginn an strahlte der 26-Jährige vor 46 123 Besuchern viel Selbstbewusstsein aus. Die wenigen Offensivbemühungen der Norddeutschen hatte die Abwehr der Fuggerstädter jederzeit im Griff. Trotz Schulterproblemen aus dem Bayern-Spiel biss Innenverteidiger Ragnar Klavan auf die Zähne. Der einzige nennenswerte Torschuss kam in den ersten 45 Minuten von Arslan (10.). Erst kurz vor der Pause wachte der HSV auf, Arslan war bemüht, das Spiel nach vorn zu organisieren. Aus der kompakten Abwehr heraus schaltete die Weinzierl-Elf aber immer wieder schnell um. Die Hamburger Fans waren unzufrieden und pfiffen zur Halbzeit.

Die bayerischen Schwaben kamen hellwach aus der Kabine, Werner prüfte sogleich Nationalkeeper Adler. Auf der Gegenseite wurde auch Marwin Hitz etwas warm, er zeigte sich nach seinem harten Einsteigen gegen Arjen Robben im Pokal ganz sicher. Der FCA spielte einen Konter nach dem nächsten. Der ehemalige Hamburger André Hahn (54.), den der HSV nach seiner U-23-Zeit nicht mehr wollte, versuchte es mit einem Fernschuss. Die Hamburger Abwehr ohne den am Knie operierten Heiko Westermann war verunsichert. Adler parierte gegen Kevin Vogt (58.), Werner setzte den Nachschuss an die Latte. Im Gegenzug verpasste Beister (64./65.) den Ausgleich.

Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim 1:2

Die sportliche Krise bei Eintracht Frankfurt spitzt sich immer mehr zu. Die Hessen kassierten am Samstag eine bittere 1:2 (0:0)-Heimniederlage gegen 1899 Hoffenheim und stecken nach dem zehnten sieglosen Spiel in Serie im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga fest. Vor 41.300 Zuschauern schossen Sven Schipplock in der 46. Minute und Roberto Firmino (51.) die TSG zum nicht unverdienten Erfolg. Die Hoffenheimer Leihgabe Joselu (48.) traf für Frankfurt zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Hoffenheims Trainer Markus Gisdol vertraute der gleichen Startelf wie beim 3:1-Sieg im DFB-Pokal bei Schalke 04. Bei Frankfurt kehrte Bamba Anderson nach auskurierter Oberschenkelverletzung in die Innenverteidigung zurück. Stabilität konnte der unsicher agierende Brasilianer der Abwehr aber nicht verleihen. Zum Glück für die Eintracht kamen die Gäste in der Offensive zunächst nicht über Ansätze hinaus. So blieben die augenfälligen Defensivschwächen der Hessen in der ersten Hälfte ungestraft. Da auch beim Gastgeber nach vorne wenig zusammenlief, gab es kaum aufregende Szenen. Die erste Chance des Spiels hatte Joselu in der 25. Minute. Der Spanier scheiterte aus Nahdistanz an TSG-Schlussmann Jens Grahl, der erneut den Vorzug vor Koen Casteels erhalten hatte. Mehr hatten die in der Bundesliga seit zweieinhalb Monaten sieglosen Hausherren bis zur Pause nicht zu bieten. Die lange Negativserie schien die im nationalen und internationalen Pokalwettbewerb überaus erfolgreichen Frankfurter förmlich zu lähmen.

Nach dem Wechsel kam plötzlich Bewegung in die Partie. 50 Sekunden nach Wiederbeginn brachte Schipplock die TSG nach einem herrlichen Zuspiel von Roberto Firmino in Führung. Die Antwort der Eintracht ließ nur zwei Minuten auf sich warten. Ausgerechnet Joselu traf aus Nahdistanz zum Ausgleich. Glück für die Eintracht: Vor der Hereingabe von Vaclav Kadlec war der Ball knapp im Aus, was dem Schiedsrichter-Gespann jedoch nicht auffiel. Jetzt war Feuer im Spiel. Und wieder schlugen die Gäste zu. Dieses Mal passte Schipplock auf Firmino, der die Kugel nur noch ins leere Tor zu schieben brauchte. Frankfurt drängte mit Vehemenz auf den erneuten Ausgleich, doch Takashi Inui (53.) stand bei seinem Treffer im Abseits und Kadlec (56.) scheiterte an Grahl. Hoffenheim boten sich nun Räume für gefährliche Konter. Kevin Volland hatte nach knapp einer Stunde die Chance zur Vorentscheidung, der U 21-Nationalspieler traf aber nur den Pfosten.

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