Süddeutsche Zeitung

Bundesliga mit Zuschauern:Es darf keine Lex Fußball geben

Die Bundesliga-Klubs planen die Rückkehr von Zuschauern in die Stadien - die Entscheidung darüber trifft die Politik. Was sie dem Fußball erlaubt, sollte auch für andere gelten.

Kommentar von Thomas Kistner

König Fußball will sein Volk zurück. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) legt ein Konzept zur Teilzulassung von Zuschauern für den Bundesliga-Start im September vor: ohne Gästefans, Stehplatzkurven und Alkohol. Damit geht die Branche erneut vorneweg, die DFL war es ja auch, die im Mai zum Ende des Lockdowns die Wiederaufnahme ihres Spielbetriebs durchgefochten hatte. Zwar gab es nur Geisterspiele vor leer gefegten Rängen, trotzdem bedeutete dies die Auferstehung sportlicher Großevents, denn medial waren gleich wieder Millionen dabei. Und da hat das Konzept funktioniert.

Nun plant der Fußball den nächsten Schritt, und wie immer man dazu stehen mag: Die Entscheidung darüber, ob Tausende Fans mit Abstandsregeln in den Stadien verteilt werden können, liegt bei der Politik. Das ist gut so, weil diese - im ständigen Ringen um den rechten Umgang mit einem volatilen Infektionsgeschehen - hier nicht fintieren kann, sondern klar Stellung beziehen muss. Und das ausgerechnet beim Fußball, der hierzulande stärker als anderswo zur nationalen Identitätsstiftung beiträgt. Gibt es hier Zugeständnisse, muss das heißen, dass mit fortschreitenden medizinischen Erkenntnissen auch die Zeit für Lockerungen reift.

Politische Signale gelten für alle, das muss in Berlin klar sein. Es darf keine Lex Fußball geben.

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SZ vom 05.08.2020/jki
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