Fußball-Bundesliga, 9. Spieltag:Müller in Minute 316

Mit neuem Personal zeigt der FC Bayern gegen passive Freiburger eine spielerisch dürftige Leistung, beendet aber seine Torflaute und gewinnt letztlich verdient mit 2:1.

Dominik Prantl

274. Diese Zahl stand am Samstag auch in den Medien mit den kleineren Überschriften zu lesen. 274, so viele Minuten hatte der FC Bayern schon nicht mehr getroffen, bevor es nach Freiburg ging, ausgerechnet zum SC, dem zuletzt 274 Minuten für neun Tore gereicht hatten. Und so lief der FCB-Torlos-Minuten-Ticker von 15.30 Uhr an weiter - 275, 276 - und mit ihm der Druck. Wann und wer würde den Zähler endlich wieder auf Null stellen?

Zu diesem Zweck hatten Trainer Louis Van Gaal das Team auch noch neu formieren müssen, weil mit Ivica Olic, Arjen Robben und auch Franck Ribéry die halbe Offensivabteilung der Bayern ausfiel. Immerhin konnte im erstmals seit vielen Wochen wieder praktizierten 4-4-2-System der genesene Kapitän Mark van Bommel von Beginn an dirigieren, Anatolij Timoschtschuk rückte auf die halbrechte Seite, es stürmten mit Luca Toni und Miroslav Klose jene einstigen Stammkräfte, die vor zwei Jahren nur per Fernglas von der Konkurrenz zu sehen waren. So weit waren sie damals mit dem FC Bayern enteilt.

Längst hat die Konkurrenz die Ferngläser wieder eingemottet. Allzu viele Teams der Liga befinden sich derzeit auf Augenhöhe mit jenem Klub, der sich weiterhin als Branchenprimus versteht, auch in Zeiten sportlicher Rezession. Selbst Aufsteiger Freiburg wirkte nicht gerade eingeschüchtert, obwohl die Bayern das Spiel dominierten. Toni feuerte den ersten Schuss ab, 277, und Bastian Schweinsteigers schöne Direktabnahme wurde von Simon Pouplin pariert, 284.

Und während sich die Zahl der torlosen Minuten beständig erhöhte, nahm das spielerische Niveau sukzessive ab. Dass sich Freiburg aufs Tore verhindern konzentrierte, überraschte weniger, dass dafür aber einfachste Mittel reichten, dürfte doch manchen verblüfft haben. Selbst mit Fernglas war keinerlei Kreativität zu erkennen. "Wir haben gute Angreifer, wir müssen sie nur besser einsetzen", hatte sich Scheinsteiger noch vor dem Spiel selbst in die Pflicht genommen. Das mit dem "besser einsetzen" wäre Thema für einen eigenen Artikel, deshalb gleich zu dem Teilsatz mit den guten Angreifern: Luca Toni schlenderte umher wie auf einer italienischen Piazza, sah aber zumindest weltmeisterlich gut aus, während Nationalspieler Miroslav Klose ... ja, wo war eigentlich Klose? 309, 310.

Nach 315 torlosen Bayern-Minuten tauchte Klose plötzlich auf, ganz kurz nur bei einer Flanke von Bayerns bestem Offensivmann, dem Rechtsverteidiger Philipp Lahm. Aber Kloses plötzliches Erscheinen reichte, um den Ball in die Mitte zu köpfeln, wo der weltweit bestbezahlte Spaziergänger Toni wenige Meter vor dem Tor mit der Wucht eines Piazza-Kickers gegen den Ball trat. Torhüter Pouplin klärte auf Kosten einer weiteren Schussmöglichkeit, die Thomas Müller zum 1:0 nutzte. Das Schnäppchen Müller aus Weilheim also, weder Weltmeister noch Nationalstürmer, beendete die Torflaute des Multimillionenangriffs.

Die spielerische Flaute in der Liga war damit freilich nicht beendet, diesbezüglich läuft der Zähler weiter. Aber wozu auch Fußball spielen, wenn man so zuvorkommende Gegner wie den SC Freiburg hat. Beim 2:0 trug sich Du-ri Cha in die Schützenliste ein, weil er den Ball unbedrängt an Pouplin vorbei ins eigene Tor schob (68.). Der Rest der Partie war trotz Stefan Reisingers spätem Anschlusstreffer zum 1:2 (90./+2) von solch dürftiger Qualität, dass man als Fan demnächst die Samstagnachmittage vielleicht eher selbst kickend auf einem italienischen Marktplatz verbringen sollte.

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