Fußball-Bundesliga: Schalke 04:Würdige Herausforderer

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Auch beim 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach lassen Magaths Schalker spielerische Raffinesse vermissen. Im Meisterschaftsrennen bleiben sie dennoch zu Recht.

Dominik Prantl

Einschüchterungstaktik! Alles Kraftfußballer! Spielverhinderer! Was ist der Mannschaft des FC Schalke 04 nicht alles schon nachgesagt worden in dieser Saison, die eigentlich so wundersam verläuft und doch nur bedingt den erwarteten Respekt einbringt. Denn immer hing da die unbeantwortete Frage in der Luft: Kann Felix Magaths Ensemble ein Spiel auch gestalten und nicht nur zerstören, also agieren statt reagieren? Oder anders: Ist Schalke der würdige Bayern-Herausforderer, zu der Trainer Magath seine Mannschaft vor diesem Spieltag ernannt hatte ("Es gibt ja nur noch zwei Mannschaften, die realistische Chancen auf die Meisterschaft haben, das sind die Bayern und wir")?

Nach 90 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach hatte Schalke zwar kein spielerisches Glanzstück abgeliefert, mit einem ungefährdeten 3:1-Sieg jedoch die erst am Abend spielenden Bayern von der Tabellenspitze verdrängt und zugleich den Drittplatzierten Leverkusen (1:2 in Stuttgart) distanziert.

Einschüchterungstaktik? Erst einmal machte Gladbachs Karim Matmour das, wofür eigentlich die Schalker - ob nun zu Recht oder nicht - bekannt sind: Er nahm wenig Rücksicht auf die Beine des Gegners, als er Lukas Schmitz nach nur 37 Sekunden die Stollen in den Oberschenkel schlug. Die eher übermotivierte als bösartige Aktion des Gladbachers konnte man auch als Signal interpretieren. Nein, Mönchengladbach verstand sich nicht nur als Sparringspartner im Meisterschaftskampf, sondern als Herausforderer im Duell um drei Punkte. Wenig später unterstrich Juan Arango dies auch spielerisch, als er Marco Reus (5.) fein bediente. Reus schob die Kugel allerdings scheinbar irritiert am Tor vorbei.

Bewerbung als Abrissbirne

Kraftfußballer? Tatsächlich durfte einem in der achten Minute das Spielgerät leidtun, weil Ivan Rakitic dagegen trat, als wolle er sich als Abrissbirne bewerben. Gleichzeitig war die wuchtige Aktion aber so sehenswert wie erfolgreich, denn das - man muss es so nennen - Geschoss schlug direkt neben Logan Bailly zum 1:0 im Gehäuse der Gladbacher ein (8.).

Spielverhinderer? Nach nur einer Viertelstunde enttarnten die Schalker dieses Prädikat als üble Nachrede. Benedikt Höwedes und Rafinha waren eher damit beschäftigt, sich gegenseitig zu be- als das Spiel zu verhindern, als sich Raul Bobadilla nach einen weiten Ball von Bailly durchsetzte. Der nächste verhinderte Spielverhinderer Manuel Neuer eilte Bobadilla entgegen, tapste nach dem Ball, nur war Bobadilla mit den Füßen schneller als Neuer mit der Hand. Bobadilla umkurvte Neuer und markierte unbedrängt den Ausgleich.

Köpfeln und abstauben

Wirklich dominant trat Schalke auch nach diesem Weckruf nicht auf. Die gefälligeren Kombinationen zeichneten bis zur Pause sogar die Gäste auf den Rasen. Aber wen interessiert das eigentlich, wenn sich Spieler derart effizient durch den gegnerischen Strafraum bewegen wie die Schalker? Kuranyi köpfelte, Bailly parierte, Jefferson Farfán staubte ab, 2:1 (45.). Und kaum waren die Seiten gewechselt, spielte erst Michael Bradley Hand, dann Dante Foul gegen Mario Gavranovic, weshalb selbst der nachsichtigste Schiedsrichter auf Elfmeter entscheiden hätte. Rakitic verwandelte zum 3:1 (47.).

Damit hatten die Schalker die Pflicht erledigt, doch die Kür in Form von euphorisierendem Angriffsfußball wollte trotz vielversprechender Versuche nicht so recht gelingen. Farfán trat nach einem schönen Gegenzug über das Tor, Kuranyi traf sogar hinein, wurde aber zurückgepfiffen, Gavranovic scheiterte an Bailly und Kuranyi am Pfosten.

Ob die Schalker dennoch ein würdiger, weil spielerisch überzeugender Herausforderer für die Bayern sind? Der im griechischen Trainerexil lebende Fußballphilosoph Otto Rehhagel würde solche Fragen wohl abschmettern mit dem Satz: "Würdig ist, wer gewinnt."

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