Fußball-Bundesliga:Neustädter bringt Braunschweig zum Schweigen

Eintracht Braunschweig - FC Schalke 04

Trauer in Braunschweig.

(Foto: dpa)

Entscheidung in letzter Minute: Schalke 04 gewinnt glücklich bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig und lässt das euphorische Publikum verstummen. Josip Drmic schießt den 1. FC Nürnberg zum Remis in Frankfurt, Bremen und Freiburg liefern eine ungeliebte Saison-Premiere.

Schalke 04 ist drei Tage vor dem Champions-League-Kracher gegen den FC Chelsea die Generalprobe beim Aufsteiger Eintracht Braunschweig geglückt. Das Team von Trainer Jens Keller setzte sich beim Tabellenschlusslicht aus Niedersachsen trotz großer Personalsorgen mit 3:2 (1:1) durch und holte am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga drei Punkte. Roman Neustädter erzielte in der Nachspielzeit (90.+1) das Siegtor für die Gelsenkirchener, die allerdings über weite Strecken enttäuschten.

Zweimal lagen sie durch die Löwen-Treffer von Orhan Ademi (20.) und Karim Bellarabi (59.) hinten, ehe die beiden Junprofis Max Meyer (29.) und Leon Goretzka (65.) ausglichen.

Während die Schalker ohne Superstar Kevin-Prince Boateng und Stammtorhüter Timo Hildebrand den dritten Pflichtspielsieg in Serie landeten, muss die Eintracht nach dem Hoffnungsschimmer von Wolfsburg (2:0) den nächsten Dämpfer verkraften. Die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht bleibt im Tabellenkeller.

Wenig Spielfluss, kaum Ideen, minimale Torgefahr: Schalke brauchte vor 23.251 Zuschauern im ausverkauften Eintracht-Stadion eine ganze Weile, um in die Partie zu finden. Weil Braunschweig geschickt verteidigte, kamen die Gäste zunächst überhaupt nicht zur Entfaltung. Erst nach dem verdienten Rückstand durch Angreifer Ademi, der einen langen Ball von Eintracht-Kapitän Deniz Dogan perfekt annahm, dann Nationalspieler Benedikt Höwedes vernaschte und schließlich überlegt einschob, wachte Schalke auf und kam zu ersten Chancen.

Nachdem Dennis Aogo das Tor zunächst noch haarscharf verfehlt hatte (25.), traf Nachwuchsmann Meyer per Abstauber. Eintracht-Keeper Daniel Davari hatte einen Kopfball von Adám Szalai zuvor nach vorne abklatschen lassen. Für den 18-jährigen Meyer war es nach seinem Premieren-Tor vor zwei Wochen gegen den FC Augsburg (4:1) bereits sein zweiter Bundesliga-Treffer in Folge.

Gerade vom Rückstand erholt, mussten die Gäste allerdings den nächsten Schock verdauen. Mittelfeldspieler Marco Höger verließ noch vor der Pause (36.) mit dick bandagiertem rechten Knie das Feld. Dabei hatte 04-Coach Keller bereits vor der Partie auf Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (Innenbandverletzung im Knie), Jefferson Farfan (Muskelfaserriss), Jermaine Jones (Knieprobleme) sowie Hildebrand (Hexenschuss) und Boateng (Knieprobleme) aufgrund von Verletzungen verzichten müssen.

Auch im zweiten Abschnitt bot sich zunächst das gleiche Bild. Während Schalke nach vorne kaum etwas einfiel, machte Braunschweig das Spiel. Fast folgerichtig erzielte der starke Bellarabi aus spitzem Winkel die abermalige Eintracht-Führung. Wie aus dem Nichts schlugen die Schalker dann zurück. Nach einem Eckball stocherte der für Höger eingewechselte 18 Jahre alte Goretzka den Ball über die Linie.

In der Folgezeit versuchten beide Teams, die Partie noch zu ihren Gunsten zu entscheiden, nennenswerte Torchancen blieben jedoch aus. Erst in der Nachspielzeit traf Neustädter.

Frankfurt - Nürnberg

Der 1. FC Nürnberg bleibt in der Bundesliga weiter sieglos, hat unter Interimstrainer Roger Prinzen in Frankfurt aber immerhin ein Remis erkämpft. Joker Josip Drmic sicherte den Franken vor 50.200 Zuschauern beim 1:1 (0:0) durch seinen Treffer in der 86. Minute zumindest einen Punkt. Vaclav Kadlec hatte die Eintracht in der 50. Minute in Führung gebracht. Die Hessen verpassten im 750. Heimspiel ihrer Bundesliga-Geschichte den 400. Erfolg und den ersten Sieg vor eigenem Publikum in dieser Spielzeit.

Nürnbergs Übergangscoach Prinzen hatte die "Club"-Elf nach dem 0:5-Debakel gegen den Hamburger SV nur auf zwei Positionen verändert. In seinem sehr wahrscheinlich einzigen Spiel als Cheftrainer beorderte Prinzen Routinier Javier Pinola auf die linke Abwehrseite, zudem rückte Niklas Stark ins defensive Mittelfeld.

FCN-Sportdirektor Martin Bader hofft zu Beginn der kommenden Woche einen Nachfolger für den vor zwei Wochen entlassenen Wiesinger zu präsentieren. Als Favoriten gelten weiter der österreichische Nationaltrainer Marcel Koller sowie der Niederländer René Meulensteen. Kommentieren wollte Bader das vor der Partie wie gewohnt nicht.

In Frankfurt hielten die Franken die Partie bis zum Schluss offen. Zwar waren die Gastgeber die meiste Zeit feldüberlegen, die Gäste agierten aus einer kompakten Defensive heraus aber sehr diszipliniert. Die Eintracht, bei der Alexander Meier und Bastian Oczipka nach langen Verletzungspausen für Takashi Inui und Constant Djakpa in die Startelf gerückt waren, tat sich deshalb im ersten Durchgang sehr schwer.

Lediglich Stefan Aigner (5. Minute) und Tranquillo Barnetta (31.) sorgten für ein wenig Gefahr. Beide scheiterten aber am gut reagierenden Raphael Schäfer im Nürnberger Tor. Zudem hatte der FCN Glück, dass Schiedsrichter Christian Dingert nach einem vermeintlichen Foul von Pinola an Aigner nicht auf Strafstoß für die Hessen entschied (18.).

Kurz nach dem Seitenwechsel gerieten die Nürnberger aber doch in Rückstand. Nach feinem Zuspiel von Meier tauchte Kadlec alleine vor dem Gäste-Tor auf und überwand Schäfer kaltschnäuzig zur Frankfurter Führung. Für den Tschechen war der vierte Saisontreffer im siebten Spiel.

Erst nach dem Rückstand wurden die Franken etwas mutiger. Zunächst wurde Tomas Pekhart nach gut einer Stunde erst im letzten Moment von Oczipka gestoppt, kurz darauf traf Stark mit einem Fernschuss nur die Latte des Frankfurter Gehäuses. Es war bereits der achte Aluminium-Treffer der Nürnberger in dieser Saison.

Die Eintracht zog sich nun weit zurück und lauerte auf Konter. Allerdings fehlt es dem Veh-Team dabei an Genauigkeit. Dies wurde kurz vor dem Ende bestraft, als Drmic zum nicht unverdienten Ausgleich traf. Kurz darauf hatte Pinola sogar noch den Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte aber an Trapp.

Bremen - Freiburg

Werder Bremen und der SC Freiburg haben sich zum ersten 0:0 der Saison gequält. Nach einem äußerst schwachen Spiel sind die Gäste weiter sieglos Tabellenvorletzter. Die vom ehemaligen Freiburger Coach Robin Dutt betreuten Bremer verpassten den Sprung auf die Europapokalränge, blieben aber auch im vierten Spiel in Serie unbesiegt.

Gästetrainer Christian Streich versuchte mit Vaclav Pilar in der Startelf zum ersten Sieg zu kommen. Der kleine Tscheche konnte erstmals nach einer langwierigen Knieverletzung seit seinem Wechsel im Sommer 2012 nach Deutschland in der Bundesliga spielen. Pilar, bei der EM 2012 einer der besten seines Landes, belebte das Offensivspiel der Breisgauer merklich. Angetrieben vom tschechischen Wirbelwind stellten die Gäste die Hanseaten im ersten Durchgang immer wieder vor Probleme. Mehr als die Torschüsse von Admir Mehmedi (2. Minute) und Sebastian Freis (43.), der alleine auf Werder-Keeper Sebastian Mielitz zulief und deutlich verzog, brachten die Gäste an klaren Chancen indes nicht zustande.

Das machten die Bremer etwas besser, die nach knapp 20 Minuten stärker wurden und die Spielführung übernahmen. Zweimal Aaron Hunt (18./27.) und Nils Petersen (27.) scheiterten aber entweder am guten Freiburger Keeper Oliver Baumann oder verzogen knapp. Kurz vor der Pause köpfte Petersen noch einmal Baumann aus kurzer Distanz an - trotz guter Chancen ging es torlos in die Pause.

Im zweiten Durchgang wurde das Spielniveau noch überschaubarer. Torszenen resultierten zumeist aus individuellen Fehlern, klare Chancen gab es beim Fehlpassfestival beider Teams lange Zeit aber keine mehr. Früh begannen die Werder-Fans angesichts der Lethargie auf dem Spielfeld zu pfeifen. Dabei hatten die Hausherren durch Santiago Garcia (56.) und Aaron Hunt (72.) auch in der zweiten Hälfte zumindest die besseren Möglichkeiten.

Bei Freiburg ging nach der Auswechslung von Pilar, der knapp 70 Minuten durchhielt, kaum noch etwas. Der 25-Jährige wurde nach seinem verspäteten Bundesligadebüt von Trainer Streich väterlich in der Arm genommen. Mit dem Offensivspiel war Streich danach allerdings weniger zufrieden. Bis zum Ende mühte sich fast nur noch Werder vergeblich vor dem Tor. Erst in der turbulenten Schlussphase hatten beide Teams noch Möglichkeiten auf einen glücklichen Sieg. Freiburgs Matthias Ginter köpfte den Ball nach einer Ecke an die Latte (89.). Im Gegenzug scheiterte Petersen (90.+1) erneut an Baumann.

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