Fußball-Bundesliga:Mainz übertölpelt sich selbst

1. FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart

Ins Straucheln geraten: Der Mainzer Yunus Malli vor den Stuttgartern Adam Hlousek (links) und Christian Gentner.

(Foto: dpa)
  • Der FSV Mainz 05 schafft gegen den VfB Stuttgart nur ein 1:1. Beiden Teams hilft der Punkt im Abstiegskampf wenig.
  • Werder Bremen und Hannover 96 zeigen ein Spiel für Spektakelfreunde, am Ende steht es 3:3. Der 1. FC Köln gewinnt zum ersten Mal seit 21 Jahren auf Schalke.
  • Christian Streich feiert sein Jubiläum als Freiburger Trainer - gegen den Hamburger SV gelingt trotzdem kein Sieg.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen und der Tabelle.

Von Dominik Fürst

FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart 1:1 (1:0)

Spiel-Telegramm: Man kann es natürlich positiv sehen: Der VfB Stuttgart hat mit dem 1:1 beim FSV Mainz 05 eine weitere Niederlage vermieden. Negativ betrachtet bleibt Stuttgart aber Tabellenletzter. Und Mainz wiederum verschenkte einen Sieg. Mit einem wunderschönen Freistoß in den Torwinkel hatte Johannes Geis den FSV verdient in Führung gebracht (36.). Per Kopfball hätte Junior Diaz vor der Pause fast noch erhöht. Doch am Ende übertölpelten sich die Mainzer selbst. In einer der seltenen Szenen mit Stuttgarter Offensivdrang ließ Nikolce Noveski eine Flanke passieren. Er tat das jedoch so ruckartig und unerwartet, dass die schnelle Kugel am verduzten Mainzer Keeper Loris Karius vorbeizischte und im Netz landete (72.). Ein glücklicher Treffer, doch von da an war die Partie ausgeglichen.

Nutzlose Stärke: Mit 15 Treffern stellt der VfB Stuttgart die beste Auswärtsoffensive der Bundesliga. Allein, das hilft den Schwaben auch nach dem 1:1 in Mainz nicht weiter. Der VfB bleibt Tabellenletzter - mit der schlechtesten Tordifferenz der Liga (-13).

Traurige Serie: Mainz ist als einziges Bundesligateam seit sieben Spielen sieglos. Der einzige Erfolg in den vergangenen elf Bundesligapartien war das 2:1 gegen Augsburg im Oktober. Seitdem läuft es nicht mehr so gut.

Stimme von Mainz-Trainer Kasper Hjulmand: "Wenn ein ruhiger Trainer Erfolg hat, ist alles gut. Wenn nicht, ist er zu brav. Wenn ein lauter Trainer erfolgreich ist, ist er ein guter Motivator. Hat er keinen Erfolg, gilt er als Schreihals. So ist es immer im Fußball. Ich kenne meine Persönlichkeit und gehe meinen Weg."

FC Schalke 04 - 1. FC Köln 1:2 (0:0)

Spiel-Telegramm: Da spielte ein Champions-League-Teilnehmer gegen einen Aufsteiger, aber Etiketten können manchmal trügen. Der 1. FC Köln feierte beim 2:1 auf Schalke den ersten Sieg in Gelsenkirchen seit 21 Jahren. Eine Halbzeit lang bestimmte das Team von Trainer Roberto Di Matteo das Geschehen, doch nach der Pause traf Anthony Ujah mit dem ersten Kölner Torschuss der Partie zur Führung (46.). Schalke wirkte geschockt. So geschockt, dass Benedikt Höwedes einige Minuten später im Strafraum an Pawel Olkowskis Schulter zog: Strafstoß für Köln, Matthias Lehmann verwandelte zum 2:0 (67.). Da war die Partie quasi gelaufen. Schalkes Anschlusstreffer durch den 18-jährigen Leroy Sané kam zu spät (85.), auch wenn die Schlussphase noch einmal aufregend wurde.

Glücksbringer mit Pfeife: Schiedsrichter Felix Brych hat den FC Köln in dieser Saison dreimal auswärts gepfiffen, dreimal gewannen die Rheinländer. Vor dem Schalke-Spiel hat die Partnerschaft bereits in Stuttgart (2:0 für Köln) und in Bremen (1:0 für Köln) funktioniert. Doch bevor Verschwörungstheoretiker ihre Chance wittern: Die Elfmeter-Entscheidung vor dem 2:0 gegen Schalke war vertretbar, auch sonst leitete Brych die Partie ordentlich.

Schwachkopf des Tages: Derjenige, der aus dem Publikum ein Feuerzeug auf Schalkes Co-Trainer Sven Hübscher warf, sodass dieser eine Platzwunde am Kopf erlitt und im Krankenhaus genäht werden musste. "Das ist nicht akzeptabel. Ich hoffe, dass der Täter ermittelt werden kann", sagte Manager Horst Heldt.

Stimme von Kölns Matthias Lehmann: "Am Ende haben wir es selber noch einmal spannend gemacht. Dann wurde es noch eine richtige Schlacht."

Unsichtbare des Tages: Eric-Maxim Choupo-Mouting und Klaas-Jan Huntelaar. Die Schalker Angreifer waren zuletzt ja mit Dreierpacks zu den Helden der Mannschaft aufgestiegen. Gegen Köln indes zeigten die beiden nicht allzu viel von sich, geschweige denn einen Treffer.

Werder Bremen - Hannover 96 3:3 (1:1)

Spiel-Telegramm: Es gibt zwei Arten von Fußballfans: Die Taktikliebhaber und die Freunde des Spektakels. Für letztere muss ein Spiel genauso aussehen wie das zwischen Bremen und Hannover. Nachdem es 90 Minuten lang hin und her ging, standen am Ende sechs Treffer auf der Anzeigetafel. Als 96-Kapitän Lars Stindl zum Auftakt für die Gäste traf, machte die Bremer Abwehr schon einen schwindeligen Eindruck (12.). Doch auch Zlatko Junuzovic wollte gewinnen, also zirkelte er einen Freistoß zum 1:1 in den Winkel (36.), nachdem er vorher noch am Pfosten gescheitert war.

Nach der Pause traf der junge Melvyn Lorenzen sogar zur Bremer Führung (55.), doch nun schlugen die Hannoveraner zurück. Joselu überholte alle Bremer Verteidiger, schob ein zum 2:2 (62.) und traf kurz darauf noch aus Abseitsposition zum 3:2 (64.). Bremen kämpfte, Bremen belohnte sich noch einmal: Der eingewechselte Davie Selke stupste den Ball in der 88. Minute aus kurzer Entfernung über die Linie. Schönes Fußballspiel.

Ehrliche Statistik: Es war Hannovers 27. Bundesliga-Spiel in Bremen, erst einmal gelang bisher ein Sieg. Der späte Bremer Ausgleich war also irgendwie absehbar, statistisch betrachtet.

Rückkehrer des Tages: Melvyn Lorenzen. Der 20-jährige Bursche war gerade 14 Monate wegen eines Knorpelschadens außer Gefecht gesetzt. Weil Werder-Trainer Viktor Skripnik ein Faible für junge Spieler hat, setzte er trotzdem auf Lorenzen. Und der zahlte das Vertrauen zurück: Mit dem zwischenzeitlichen Bremer Führungstreffer zum 2:1. Durfte gleich im Anschluss unter großem Applaus das Feld verlassen.

Stimme von Werder-Coach Viktor Skripnik: "Langweilig war's nicht, das kann ich sagen. Nach dem 4:0 gegen Paderborn und dem 2:5 gegen Frankfurt. Aber wir haben alles versucht. Jungs wie Melvyn Lorenzen und Davie Selke sind unsere Zukunft, das haben sie bewiesen. Für die Moral ist das 3:3 eine gute Sache. Mich ärgern aber die einfachen Gegentore."

SC Freiburg - Hamburger SV 0:0

Spiel-Telegramm: 637 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Freiburg und Hamburg, gut möglich also, dass die Hamburger aufgrund der langen Anreise müde waren. 0:0 endete die Partie zwischen dem 15. und dem 14. der Tabelle, und das Highlight spielte sich bereits in der zweiten Minute ab. Hamburgs Ronny Marcos foulte kurz nach dem Anpfiff seinen Gegenspieler Felix Klaus im Strafraum. Der Freiburger Vladimir Darida trat an zum Elfmeter, doch Jaroslav Drobny im HSV-Kasten parierte cool. Der Rest des Spiels bestand aus Rennen, Grätschen, Kämpfen - einmal landete der Ball noch zufällig auf der Latte des Freiburger Tors. Mangels Chancen blieb es beim 0:0.

Freiburger Jubiläum: Christian Streich saß zum 100. Mal auf der Trainerbank des SC Freiburg. 32 dieser Partien gewann er, 36 gingen verloren, das 0:0 gegen Hamburg war das 32. Unentschieden. Glückwunsch.

Freuden eines Torhüters: Mehr als vier Jahre hatte Jaroslav Drobny warten müssen, das ist auch für einen selbstbewussten, charakterfesten Torhüter eine lange Zeit. Es kann am Selbstvertrauen nagen, wenn man jahrelang keinen Elfmeter hält. Zum Glück kam in der ersten Minute gegen Freiburg dieser Strafstoß-Pfiff. Drobny konnte sich als Elfmeterkiller auszeichnen. Zum ersten Mal seit vier Jahren. Und übrigens auch, weil Teamkollege Rafael van der Vaart ihm vorher die richtige Ecke gezeigt hatte.

Stimme von Freiburgs Trainer Christian Streich: "Alle haben es die 100 Spiele mit mir ausgehalten. Ich komme immer noch glücklich ins Trainerbüro. Es ist nicht alles schief gegangen."

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