Fußball-Bundesliga:Mainz 05 sorgt sich um die Zukunft

Final - Telekom Cup 2017

Ein bisschen in Sorge: der Mainzer Trainer Martin Schmidt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Stabil mitspielen reicht den Mainzern nicht mehr. Gesucht wird ein Nachfolger für Yunus Malli - und dann gibt es noch ein Problem mit dem eigenen Anhang.

Von Tobias Schächter, Mainz

21 Punkte nach 17 Spielen? Trainer Martin Schmidt sagt, diese Ausbeute fühle sich gut an und entspräche exakt dem Leistungsvermögen seiner Mainzer Mannschaft in der Bundesliga-Vorrunde, die am Sonntag mit dem zähen 0:0 gegen Köln beendet worden ist. Angesichts der ungewohnten Belastung durch die Teilnahme an der Europa League ist das Abschneiden der Mainzer in der Liga sogar außergewöhnlich. Vereine wie Frankfurt, Freiburg oder Augsburg, die in der Vergangenheit überraschend Europapokal-Festtage hatten feiern dürfen, waren im Bundesliga-Alltag durch die erhöhten Anforderungen in den Abstiegskampf getrudelt. Dies bisher verhindert zu haben, macht Schmidt stolz.

Die Bilanz des Schweizer Trainers ist seit seinem Amtsantritt bei 05 vor knapp zwei Jahren beeindruckend: Als Nachfolger von Kasper Hjulmand bewahrte der langjährige Nachwuchstrainer die Profis erst vor dem Abstiegskampf und coachte sie dann in der vergangenen Saison in den Europacup. Nun hat er die Mannschaft auf hohem Niveau stabilisiert.

Aber der Quereinsteiger aus dem Wallis sucht stets neue Herausforderungen. Sein aktuelles Ziel sei es, Schritt zu halten mit der Punktezahl, die 2016 den Sprung nach Europa ermöglichte, sagt er. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr hatte Mainz drei Zähler mehr. "Die müssen wir uns jetzt halt wieder irgendwo holen", sagt Schmidt.

Für Malli und Clemens hat Mainz 15 Millionen Euro kassiert

Die nächsten Gegner heißen allerdings Dortmund und Hoffenheim, Mainzer Niederlagen wären da keine Weltsensation. Die spannende Frage lautet daher: Gelingt es trotz des Weggangs von Zehner Yunus Malli, den Blick weiter nach oben zu richten? Weil er Topscorer und Kreativzentrum des Mainzer Umschaltspiels war, galt der türkische Nationalspieler eigentlich als unersetzlich. Für 12,5 Millionen Euro Ablösesumme ließ der Klub den 24-Jährigen Anfang Januar jedoch nach Wolfsburg ziehen - im Sommer hätten die Mainzer nur noch die festgeschriebene Ablösesumme von neun Millionen Euro für Yunus Malli bekommen.

Weil auch Angreifer Christian Clemens für 2,5 Millionen Euro nach Köln ging, der gegen seine alten Kameraden ein unauffälliges Debüt für den FC gab, hat Mainz in dieser Transferperiode bislang rund 15 Millionen Euro eingenommen. Wie viel davon in einen möglichen Malli-Nachfolger investiert wird, ist offen: "Wir haben zwei, drei Namen auf der Liste", sagt Schmidt, "wenn da einer machbar ist, dann machen wir das, wenn nicht, dann nicht. Ein Neuer müsste einer sein, der uns sofort weiterhilft." Sportdirektor Rouven Schröder sagt, ein Transfer sei durchaus möglich.

Gegen Köln musste Schmidt auch auf den bulligen Mittelstürmer Jhon Cordoba (gesperrt) verzichten. Eine Option für die Zukunft könnte, wie am Sonntag, die Umstellung der gewohnten Grundordnung von 4-2-3-1- auf 4-4-2 sein. Ein wichtiger Spieler ist in jedem Fall Yoshinori Muto, der nach langer Verletzungspause ein laufstarkes Comeback neben Pablo de Blasis im Sturm feierte.

Schleichender Zuschauer-Rückgang

Der bewegliche Japaner könnte aber auch hinter Cordoba auf der Zehn spielen. Schmidt besitzt auch ohne externen Zugang Möglichkeiten, doch ein kreativer, torgefährlicher Zehner fehlt nach dem Verlust Mallis - das wurde gegen Köln deutlich. Immerhin blieben die Mainzer endlich mal wieder ohne Gegentor; die Gegentreffer-Flut (bislang 30) einzudämmen, ist das erklärte Ziel des Trainers.

Spannend ist auch die Frage, ob Mainz den schleichenden Zuschauer-Rückgang eindämmen kann. Klammert man das ausverkaufte Spiel gegen die Bayern aus, bleiben in der Arena (Kapazität: 34 000) im Schnitt rund 6500 Plätze leer. Die Teilnahme im Kreis der 18 Besten Deutschlands lässt sich im achten Jahr in Serie nicht mehr als Abenteuer verkaufen. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass in einer Stadt mit nur 200 000 Einwohnern der Besuch von 26 000 Fans pro Spiel nicht so schlecht ist für einen Verein, dessen Einzugsgebiet an den Stadtmauern aufhört.

Vor 20 Jahren war Nullfünf noch froh, wenn 5000 Leute zu Zweitligaspielen kamen. Dass nach all den emotionalen Auf-und Abstiegsdramen und den aufregenden Klopp- und Tuchel-Jahren eine gewisse Sättigung eintritt, ist vielleicht sogar normal. Die Stimmung während der Spiele ist nicht mehr so selbstverständlich euphorisch wie noch vor drei, vier Jahren - und schon gar nicht wie einst im engen Stadion am Bruchweg, aus dem Mainz 2011 in die neue Arena umzog. Der große Hype ist eben vorbei. Einen neuen Hype zu entfachen, ist für Mainz eine weitere spannende Herausforderung.

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