Süddeutsche Zeitung

Fußball-Bundesliga:Lorenz-Günther Köstner verwandelt Wolfsburg

Zwei Tage nach der Trennung von Trainer-Manager Felix Magath wissen die Spieler des VfL wieder, wo das Tor steht und feiern den zweiten Saisonsieg. Der FC Schalke 04 rückt durch ein spätes Tor auf Platz zwei der Tabelle vor. Greuther Fürth schießt zwar das erste Bundesliga-Heimtor, kann aber wieder nicht gewinnen.

Zwei Tage nach der Trennung von seinem Meistertrainer Felix Magath hat der VfL Wolfsburg auch seine Negativserie abgeschüttelt. Mit Lorenz-Günther Köstner auf der Bank feierten die runderneuerten Niedersachsen ein 4:1 (0:0) bei Fortuna Düsseldorf und damit ihren ersten Sieg seit dem ersten Spieltag in der Fußball-Bundesliga.

Erst in der zweiten Halbzeit deutete Wolfsburg sein enormes Potenzial an: Nach vier Zu-Null-Niederlagen in Serie erlöste Bas Dost die "Wölfe" mit dem ersten Treffer nach 457-minütiger Flaute. Das Tor in der 50. Minute wirkte befreiend: Nur drei Minuten später traf Ivica Olic, ehe Dost (64.) nachlegte. Zudem verwandelte Diego (78.) wie auf der anderen Seite Jens Langeneke (70.) einen Foulelfmeter. Düsseldorf wartet weiter auf seinen ersten Heimsieg der Saison. Fortuna-Akteur Oliver Fink sah in der 77. Minute wegen einer Notbremse zudem die Rote Karte.

Fortuna-Trainer Norbert Meier hatte vorab von den geradezu "unglaublichen Möglichkeiten" des Tabellenletzten aus Wolfsburg gesprochen - dabei schwang die Befürchtung mit, es könnte nun ein entfesselter VfL in die mit 45.673 Zuschauern besetzte Arena kommen. Davon war jedoch erst einmal nichts zu sehen.

Der Blick auf die Aufstellung zeigte, dass Köstner "aus dem Bauch heraus", wie er kurz vor dem Anpfiff sagte, radikal umgebaut hatte: Sechs Neue standen im Vergleich zum blamablen 0:2 gegen den SC Freiburg in der Startelf, darunter der Spielmacher Diego, Josue, Marcel Schäfer und Simon Kjaer. Weichen mussten weniger prominente Namen wie Ferhan Hasani, Robin Knoche und Vieirinha.

Erwartungsgemäß hatten die Gäste deutlich mehr Ballbesitz, was sich allerdings erst kurz vor der Pause in Torchancen niederschlug. Einen Kopfball von Dost (45.) lenkte Fortunas starker Torhüter Fabian Giefer an die Latte, wenige Sekunden zuvor war er schon bei einem Querschläger seines Mitspielers Adam Bodzek hellwach gewesen. Insgesamt wirkte die Wolfsburger Mannschaft zunächst uneingespielt und fragil, schließlich hatte sie seit der Trennung am Donnerstag nur wenige Male ohne Magath trainiert. Dosts Treffer allerdings änderte alles, plötzlich nahmen die Wolfsburger den Kopf hoch und legten los.

Fast jeder Schuss war nun ein Treffer. Mit der Ausnahme einer frühen Kontergelegenheit (11.) hatte Düsseldorf lange wenig zu bieten, die Folgen vieler technischer Fehler waren Fouls aus Verlegenheit. Phasenweise lief das Spiel komplett am Aufsteiger vorbei, der in den 20 Minuten nach der Pause vorgeführt wurde. Erst als es bereits hoffnungslos schien, lief es beim Gastgeber zumindest etwas besser.

Der FC Schalke 04 hat dank Jefferson Farfán eine tolle Woche doch noch mit einem Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg gekrönt. Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens mühte sich zu einem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen harmlose Franken und schaffte durch den Siegtreffer des peruanischen Nationalspielers in der 77. Minute zumindest vorübergehend den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz.

Vor 61.673 Zuschauern in der ausverkauften Arena hatten die Königsblauen zwar mehr Ballbesitz, waren im Angriff gegen den geschickt verteidigenden "Club" aber lange Zeit nicht durchschlagskräftig. Nach den beeindruckenden und kraftraubenden Siegen in Dortmund (2:1) und beim FC Arsenal (2:0) ließen es die Schalker gegen den Tabellen-15. aus Nürnberg gemütlich angehen.

Aus einer gesicherten Abwehr versuchte der Revierclub nur gelegentlich, schnell in die Spitze zu spielen. Meist wurden die Angriffe - wie zuletzt häufig - über die starke rechte Seite mit Atsuto Uchida und Farfán vorgetragen.

Doch die erste Chance der Partie hatten schon nach wenigen Sekunden die Gäste, als Torhüter Lars Unnerstall von Hiroshi Kiyotake geprüft wurde. Der Japaner spielte beim FCN neben dem Tschechen Tomas Pekhart diesmal zweite Spitze. Dem nach dem Husarenstück in London für Marco Höger in die Startelf gerückten Jermaine Jones bot sich in der 14. Minute eine gute Kopfball-Möglichkeit, die aber der junge Nürnberger Torwart Patrick Rakovsky vereitelte.

Der 19-Jährige spielte noch in der Jugend für Schalke und vertrat den verletzten Stammkeeper Raphael Schäfer insgesamt zuverlässig. Pech für die Nürnberger war, dass Mike Frantz schon früh ausfiel. Trainer Dieter Hecking ersetzte ihn durch Markus Feulner (23.). Erst nach gut einer halben Stunde erhöhte der Champions-League-Teilnehmer etwas den Druck und erspielte sich bessere Chancen. Doch Rakovsky war gegen Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (36.) zur Stelle, als dieser nach feinem Pass von Roman Neustädter frei vor ihm auftauchte, den Ball aber nicht kontrolliert verarbeiten konnte.

Danach warf sich Feulner in einen Schuss von Ibrahim Afellay, der kurz nach dem Wechsel Rakovsky mit einem Distanzschuss zu einer Glanzparade zwang. Geduld war gefragt bei den Schalkern, die erst spät das Tempo gegen die offensiv harmlosen Nürnberger forcierten. Doch der Club, der letztmalig vor 19 Jahren in Gelsenkirchen gewann, behielt defensiv die Ordnung und verteidigte das eigene Tor tapfer. Das Stevens-Team tat sich schwer, weil viele Pässe nicht ankamen und der letzte Wille zum erfolgreichen Abschluss nicht sichtbar wurde. Mit den Einwechslungen von Julian Draxler und Tranquillo Barentta kam noch einmal Schwung in die Aktionen. Farfán erlöste die Schalker Fans nach einer Maßflanke von Christian Fuchs mit einem tollen Volleyschuss.

Adam Szalai hat mit seinem ersten Dreier-Pack in der Fußball-Bundesliga für den klaren 3:0 (1:0)-Erfolg des FSV Mainz 05 gegen 1899 Hoffenheim gesorgt. Vor nur 28.067 Zuschauern erzielte der lange Ungar in der 21., 46. und 64. Minute seine Saisontore fünf bis sieben und schloss zur Spitze in der Torjägerliste auf. Mit jetzt zehn Punkten aus den letzten vier Spielen geht der Weg der 05er weiter nach oben in der Tabelle.

Der Wunsch von 1899-Manager Andreas Müller nach mehr Leidenschaft blieb unerfüllt. Bemüht, aber harmlos im Abschluss und löchrig in der Abwehr kassierte Hoffenheim die fünfte Niederlage. Mit 20 Gegentoren stellt 1899 die Schießbude der Liga und bleibt mit acht Punkten im Tabellenkeller.

Die 05er waren schon nach 45 Sekunden der Führung nahe. Die Hereingabe des Australiers aber verfehlte Adam Szalai knapp. Nach dem turbulenten Auftakt taten sich beide Teams schwer. Es fehlte die Präzision beim letzten Pass. Die hatte dann aber der Mainzer Junior Diaz. Seine Flanke köpfte Szalai zur verdienten Führung ins Netz.

Hoffenheim versteckte sich nicht, versuchte immer wieder, Nadelstiche zu setzen. Takashi Usami passte nicht genau genug auf den freien Kevin Volland (27.). Joselu verzog knapp (37.) und auch Usami schoss über das Tor (42.). Zdenek Pospech (39.) und Nikolai Müller (41.) hätten die Führung deutlicher gestalten können. Beide scheiterten am gut reagierenden Torhüter Tim Wiese.

Hellwach gingen die Mainzer auch in den zweiten Spielabschnitt. Gedankenschnell reagierte Elkin Soto auf einen Fehler von Vestergaard und passte auf Szalai. Der Ungar fackelte nicht lange und traf von der Strafraumgrenze zum 2:0. Mainz bestimmte die Partie, war deutlich zweikampfstärker als die Kraichgauer. Erst Usami prüfte Christian Wetklo im 05-Kasten ernsthaft (61.).

Mit der Hereinnahme von Erin Derdiyok für den blassen Roberto Firmino versuchte Babbel die Offensive zu stärken. Doch es "klingelte" erneut auf der Gegenseite. Einen präzisen Eckball von Niucolai Müller nickte Szalai zum 3:0 ein. In der 76. Minute konnte Vestergaard in letzter Sekunde den vierten Treffer des ungarischen Nationalspielers verhindern.

Die SpVgg Greuther Fürth wartet auch nach ihrem fünften Heimspiel auf den ersten Bundesligasieg vor heimischem Publikum. Die Franken erzielten gegen Werder Bremen zwar das erste Tor im eigenen Stadion, mussten sich trotz engagierter Leistung aber mit einem 1:1 (1:1) begnügen. Die Tore schossen Edu (8.) für Fürth und Nils Petersen (44.) für die Gäste.

Bremen bleibt damit eines der schwächsten Auswärtsteams der Liga. Die Hanseaten gewannen nur eine von fünf Partien in der Ferne und starten mit gedämpfter Stimmung in die fünfte Bremer Jahreszeit. Der für Montag geplante Besuch auf dem Volksfest "Freimarkt" dürfte nicht allzu feierlich ausfallen.

Die Bremer hatten sich fest vorgenommen, ihr Heimgesicht nach dem 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach endlich auch auswärts zu zeigen. "Die ersten zehn Minuten haben wir verschlafen und danach hat uns das Glück gefehlt, daher haben wir zwei Punkte liegen gelassen", sagte Stürmer Marko Arnautovic. "Wir haben uns heute den Punkt absolut verdient und am Ende leider den Sieg verpasst", sah Fürths Edgar Prib die Sache etwas anders. "Wir haben riesen Chancen ausgelassen. Zum Schluss fehlte uns die Ruhe und wir haben es daher leider nicht durchgebracht", ärgerte sich Werder-Trainer Thomas Schaaf über die verpassten drei Punkte.

Seine Mannschaft begann vor 18.000 Zuschauern zurückhaltend und offenbarte in der Anfangsphase vor allem in der Defensive große Schwächen. Zunächst verpasste es Fürths Edu, einen groben Abspielfehler von Sokratis zu nutzen. Kurz darauf stand er nach sehenswerter Vorarbeit von Zoltan Stieber aber erneut völlig frei und erzielte das erste Fürther Heimtor in der Bundesliga. Damit war schon früh klar, dass Bremen auch in der fünften Saisonpartie in fremden Stadien nicht zu Null spielen würde.

Nach zerfahrenem beginn schien sich Werder allerdings daran zu erinnern, dass Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic vor der Partie gesagt hatte: "Es wird auf ein Kampfspiel. Auf jeden Fall musst du die Drecksarbeit machen." So kämpften sich die immer spielstärkeren Gäste zurück in die Partie und erzwangen bei eisigen Temperaturen eine Vielzahl von Chancen. Marko Arnautovic (22.) und Junuzovic (31.) scheiterten aus kurzer Entfernung jedoch ebenso wie Kevin de Bruyne (24.) mit einem Distanzschuss.

Die 2.000 mitgereisten Bremer Fans sahen jetzt, wie ihre Mannschaft mit dem frühen Fürther Pressing immer besser zurecht kam und sich 70 Prozent Ballbesitz erspielte. Letztlich wurden die Hanseaten für ihr Anlaufen belohnt und glichen durch Nils Petersen aus. Die Leihgabe von Bayern München köpfte nach schöner Kombination zwischen Junuzovic und Arnautovic zum Ausgleich ein - sein dritter Saisontreffer.

Die beste Chance im zweiten Abschnitt hatte Fürth, als Edgar Prib sich im Strafraum bereits in guter Schussposition befand, dann allerdings auf den im Abseits stehenden Gerald Asamoah passte. Es entwickelte sich jetzt ein offener Schlagabtausch, bei dem beide Mannschaften auf den Sieg drängten. Dabei ließen die Bremer beste Gelegenheiten aus. So scheiterten Petersen und Arnautovic mit einer Doppelchance, Torwart Max Grün rettete in höchster Not (59.). Auf Fürther Seite sorgte vor allem Prib für Wirbel. Erst brachte ihn Torhüter Sebastian Mielitz zu Fall, ohne das Schiedsrichter Tobias Stieler auf Strafstoß entschied (66.), dann parierte der Werder-Keeper seinen Schuss. So blieb es letztlich trotz einer hektischen Schlussphase bei der Punkteteilung.

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