Fußball-Bundesliga:Leverkusen dreht Partie gegen Stuttgart

Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart

Irgendwo in diesem Knäuel: Siegtorschütze Lars Bender.

(Foto: dpa)

Leverkusen beweist daheim gegen Stuttgart großen Kampfgeist. Der FC Augsburg siegt in Bremen und setzt die Konkurrenten im Abstiegskampf weiter unter Druck. Schalke 04 demütigt den VfL Wolfsburg, Nürnberg spielt Unentschieden gegen Freiburg, der Hamburger SV kann gegen Fürth nicht gewinnen.

Bayer Leverkusen hat mit einem späten Doppelschlag einen großen Schritt zur direkten Qualifikation für die Champions League gemacht. Stefan Kießling mit seinem 16. Saisontor und Lars Bender schossen den Werksklub zu einem glücklichen 2:1 (0:1)-Erfolg gegen den VfB Stuttgart.

Leverkusen liegt damit sieben Punkte vor dem Tabellenvierten Eintracht Frankfurt. Der VfB verpasste trotz langer Führung die Chance, bis auf vier Zähler an einen Europa-League-Platz heranzurücken. Die schlechteste Rückrunden-Mannschaft und ihr zuvor 580 Minuten torloser Torjäger Vedad Ibisevic hatten beim 1:0 von einer Fehlentscheidung von FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark profitiert; der Strafstoß, den der Bosnier zum Führungstor nutzte, war nämlich unberechtigt. Allerdings stand auch Kießling bei seiner Vorlage zu Benders Siegtor im Abseits.

Die 27.058 Zuschauer in der BayArena sahen eine insgesamt schwache erste Halbzeit. Die Gäste, deren Trainer Bruno Labbadia seine erste Bundesliga-Saison 2008/09 mit Licht und Schatten in Leverkusen absolviert hatte, gefielen zumindest durch taktische Kompaktheit und Disziplin. Der unberechtigte Strafstoß - Philipp Wollscheid hatte Ibisevic vor dem Strafraum gefoult, zudem hatte William Kvist den Angriff mit einem Handspiel eingeleitet - war jedoch ihr einziger Torschuss in der gesamten ersten Halbzeit.

Doch die frühe Führung spielte dem VfB in die Karten, denn so konnte er seine taktische Marschroute voll ausspielen. Die Gäste, die im Gegensatz zu Bayer das Pokal-Halbfinale und das Achtelfinale der Europa League erreicht hatten, überließen Bayer das Spiel, und der Tabellendritte offenbarte dabei die schon in den vergangenen Wochen augenscheinlichen Schwächen. Zudem hatte Bayer einen frühen Schock hinnehmen müssen: Schon nach wenigen Sekunden verletzte sich Innenverteidiger Ömer Toprak bei einem Zweikampf am Knie, nach minutenlanger Behandlungspause ersetzte ihn Daniel Schwaab.

Bayer kam im ersten Durchgang nur zu zwei echten Torchancen, beide durch Kießling. Zunächst köpfte der 29-Jährige nach einem Eckball von Gonzalo Castro den Ball knapp über das Tor, dann schlug Stuttgarts Abwehrchef Serdar Tasci den Ball nach einem Lupfer von Kießling kurz vor der Linie aus der Gefahrenzone. Auch nach dem Wechsel agierten die Leverkusener, bei denen der Tscheche Michal Kadlec nach viereinhalb Monaten sein Comeback gab, zumeist einer Spitzenmannschaft unwürdig. Dem Bayer-Spiel fehlten Variationen und Kreativität.

Die zahlreichen hohen Bälle, die Bayer über 90 Minuten bevorzugt anwendete, hatten sich eigentlich früh als falsches Mittel erwiesen. Doch im Zentrum fehlte ohne Kapitän Simon Rolfes die Ordnung, Nationalspieler Andre Schürrle war auf der linken Offensivseite lange Zeit eine Totalausfall. So musste Bernd Leno in höchster Not gegen Gotoku Sakai das 0:2 verhindern.

Der eingewechselte Jens Hegeler vergab in der 77. Minute zunächst die große Chance zum Ausgleich, als er an Ulreich scheiterte. Dann verwandelte Kießling den Handelfmeter sicher zum 1:1. Für den Torjäger war es das achte Tor in Folge gegen Stuttgart. Bender drehte die Partie dann komplett. Bei Bayer überzeugten Kießling und Carvajal. Beim VfB bot bis auf einen Schnitzer der junge Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung eine gute Partie, zudem gefielen die "Sechser" Kvist und Christian Gentner.

Augsburg gewinnt erneut

FC Augsburg hat Werder Bremen in den Abstiegskampf gezogen und sich selbst weiter vom Tabellenende abgesetzt. Der Tabellen-16. setzte sich bei den Hanseaten nicht unverdient mit 1:0 (1:0) durch und blieb damit auch im vierten Aufeinandertreffen mit den Grün-Weißen ungeschlagen.

Werder Bremen - FC Augsburg

Ja-Cheol Koo: Sieger im Luftzweikampf.

(Foto: dpa)

Vor 39.211 Zuschauern im fast ausverkauften Weserstadion nutzten die Gäste gleich die erste Gelegenheit in der 29. Minute zum Tor des Tages. Nach einer Kette von Missverständnissen war Tobias Werner aus kurzer Distanz per Kopfball erfolgreich. Für die Norddeutschen war es die dritte Niederlage nacheinander.

Nur in der ersten halben Stunde waren die Platzherren das deutlich aktivere Team, schon nach vier Minuten hatten die Gäste Glück, dass Mehmet Ekici nach sehenswertem Alleingang den Ball knapp am rechten Pfosten vorbeischoss. Sieben Minuten später verzog der Belgier Kevin de Bruyne aus aussichtsreicher Position. Die Schwaben beschränkten sich in dieser Phase vornehmlich auf die Defensivarbeit.

Erst nach einer weiteren Bremer Großchance durch den Österreicher Marko Arnautovic (18.) wurde die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl mutiger und startete erste Gegenattacken, die rasch mit dem Torerfolg belohnt wurden. In der Folgezeit wurden die Aktionen der Norddeutschen immer hektischer und planloser, erste Pfiffe waren in der Arena zu hören.

Augsburg stand von Minute zu Minute stabiler und fand immer besser in die Begegnung. Nach dem Seitenwechsel ersetzte Werder-Coach Thomas Schaaf Ekici durch Eljero Elia. Aber auch mit dem Niederländer wurden die Bremer Aktionen nicht gefährlicher, im Gegenteil: In der 53. Minute hätten die Augsburger beinahe ein zweites Tor erzielt, Andre Hahn verpasste aus spitzem Winkel nur knapp. Vier Minuten später kam Hahn erneut zum Schuss, fand aber in Sebastian Mielitz seinen Meister.

Pech hatte Werder-Kapitän Aaron Hunt, der in der 68. Minute die Oberkante der Latte traf. Mielitz und der Grieche Sokratis waren noch die stärksten Akteure im Team von Schaaf, der den gesperrten Innenverteidiger Sebastian Prödl nicht einsetzen konnte. Beste Augsburger Akteure waren Abwehrchef Jan-Ingwer Callsen-Bracker sowie der sehr ballsichere Koreaner Koo Ja-Cheol.

FCA-Mannschaftskapitän Daniel Baier sah die fünfte Gelbe Karte und muss im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg pausieren. Auch der Bremer Sokratis muss am kommenden Wochenende eine Gelbsperre absitzen.

Hamburg nur Unentschieden

Hamburger SV - SpVgg Greuther Fürth

Thorsten Fink gestikuliert beim Einwurf von Hamburgs Dennis Diekmeier - es half nur nichts.

(Foto: dpa)

Der Hamburger SV hat im Kampf um die Europa-League-Plätze in der Fußball-Bundesliga einen weiteren Rückschlag erlitten. Eine Woche nach der 1:5-Niederlage in Hannover kam der HSV gegen Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus.

Die Norddeutschen scheiterten immer wieder an Gäste-Torwart Wolfgang Hesl. Fürth blieb zwar auch im zweiten Spiel unter Interimstrainer Ludwig Preis ungeschlagen, hätte aber im Kampf gegen den Abstieg dringend einen Sieg benötigt.

Nikola Djurdjic brachte die Gäste in der 14. Minute vor 47.206 Zuschauern in Hamburg in Führung. Thomas Pledl hatte den Serben mit einem exakten Steilpass bedient, Djurdjic hob den Ball zu seinem zweiten Saisontreffer über Hamburgs chancenlosen Nationalkeeper Rene Adler. Nur sieben Minuten später schlugen die Hausherren zurück. Dennis Aogo legte mit dem Kopf auf Maximilian Beister ab, der U21-Nationalspieler vollendete gekonnt zu seinem dritten Tor in dieser Spielzeit.

Vier Tage nach seinem Pokal-Triumph hat der SC Freiburg in der Liga einen Rückschlag gerade noch abwenden können. Die Mannschaft von Christian Streich kam beim 1. FC Nürnberg zu einem verdienten 1:1 (0:1), verpasste es jedoch, erstmals in dieser Saison auf Platz vier vorzurücken. Jonathan Schmid erzielte den späten Ausgleich (83.).

Der Club konnte seine acht Jahre andauernde Negativserie gegen den SC erneut nicht beenden, blieb aber auch im neunten Heimspiel in Folge ohne Niederlage und dürfte so mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Freiburg bleibt im Kampf um die Europacup-Plätze ein heißer Kandidat.

Die Führung für Nürnberg vor 38.188 Zuschauern erzielte Routinier Timmy Simons, der sein 100. Pflichtspiel für den Club bestritt, in der 33. Minute, als er einen sehr fragwürdigen Handelfmeter sicher verwandelte. Zuletzt hatte Nürnberg in der Bundesliga 2005 gegen Freiburg, das am Dienstag erstmals in seiner Vereinsgeschichte ins DFB-Pokal-Halbfinale eingezogen war, gewonnen. Die letzten drei Heimspiele hatten die Franken sogar verloren.

Die Nürnberger zeigten in einer durchwachsenen Partie über weite Strecken den größeren Siegeswillen. Der SC investierte dagegen vor allem in der ersten Hälfte zu wenig in sein Offensivspiel, um den FCN ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

Schalke 04 darf dank Jungstar Julian Draxler wieder auf die Champions-League-Qualifikation hoffen. Der Mittelfeldspieler leitete mit seinen beiden Treffern (33. und 63.) den 4:1 (1:0)-Auswärtserfolg beim VfL Wolfsburg ein. Den dritten Treffer von Jefferson Farfan (78.) bereitete Draxler vor. Klaas-Jan Huntelaar setzte den Schlusspunkt (86.).

Durch den zweiten Ligasieg in Folge und den ersten Auswärtssieg seit Oktober verkürzte Schalke den Abstand auf den vierten Tabellenplatz auf zwei Punkte. Für die Wolfsburger, die vier Tage nach dem umjubelten Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale enttäuschten, hatte Ivica Olic zwischenzeitlich zum 1:1 (50.) getroffen. Für Schalke war es der erste Bundesligasieg in Wolfsburg seit zehn Jahren.

In einer zerfahrenen Anfangsphase vor 29.326 Zuschauern versuchte der VfL, das Schalker Aufbauspiel mit frühem Pressing zu stören. Die Gäste hatten dennoch die erste Großchance der Partie. Allerdings scheiterte Torjäger Huntelaar völlig freistehend aus zehn Metern am starken VfL-Torhüter Diego Benaglio (5.).

Beim Führungstreffer behielt Rechtsverteidiger Marco Höger die Übersicht und spielte Torschütze Draxler herrlich frei. VfL-Spielmacher Diego scheiterte kurz vor der Halbzeit mit seinem Linksschuss an Schalke-Keeper Timo Hildebrand.

Die Wolfsburger übten nach dem Seitenwechsel sofort mehr Druck aus und wurden dafür schnell belohnt: Zwar scheiterte Jan Polak nach Flanke von Vieirinha zunächst an Hildebrand, doch Olic köpft den Ball schließlich zum 1:1 über die Linie. Der Treffer gab den Niedersachsen sichtlich Auftrieb, vor dem gegnerischen Strafraum fehlten ihnen aber die Ideen.

Schalkes erneuter Führungstreffer durch Draxler, der an der Strafraumgrenze trocken mit links abzog und VfL-Torhüter Benaglio keine Chance ließ, fiel deswegen etwas überraschend. Danach hatte der Brasilianer Michel Bastos noch das 3:1 auf dem Fuß (72.), dann traf Farfan.

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