Fußball-Bundesliga:Klaus Allofs neckt Werder Bremen

Nach dem 1:1 zwischen Wolfsburg und Bremen sind alle Beteiligten um Normalität bemüht - das gelingt nicht immer. Thomas Schaaf reagiert genervt auf die vielen Fragen nach Klaus Allofs. Der frühere Geschäftsführer kann sich eine Spitze in Richtung seines Ex-Klubs nicht verkneifen.

Carsten Eberts, Wolfsburg

VfL Wolfsburg v SV Werder Bremen - Bundesliga

Gute Laune in Wolfsburg - tatsächlich? Klaus Allofs (links) und Thomas Schaaf.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Pffffffffffffft!" Thomas Schaaf pustete ins Mikrofon und brachte damit zum Ausdruck, wie sehr ihm die Debatte auf den Keks ging. Geschätzte 250 Mal wurde der Bremer Coach in den vergangenen zehn Tagen nach der Scheidung zwischen Werder und seinem langjährigen Geschäftsführer Klaus Allofs gefragt. Natürlich auch nach dem Samstagspiel, in dem Werder ausgerechnet auf Allofs neuen Klub, den VfL Wolfsburg, traf.

Schaaf atmete durch, setzte ein gequältes Lächeln auf - und spielte die Angelegenheit zum 251. Mal herunter. Nein, Allofs Wechsel habe die Vorbereitung nicht beeinflusst. Und nein, dieses Spiel sei wirklich wie jedes andere gewesen. Vor der Partie hatten sich die beiden Freunde kurz getroffen, nette Worte ausgetauscht. "Bei uns in der Mannschaft war die ganze Zeit Ruhe", erklärte Schaaf, "hier musste keiner getröstet werden." Das 1:1 zwischen Ex-Geschäftsführer und Ex-Klub war ja ein freundschaftliches Ergebnis. Doch jetzt bitte: Normalität.

Es war kein wirklich zufriedenstellender Nachmittag für die Bremer, die Personalie Allofs hin oder her. Sie hatten die erste Halbzeit dominiert, durch Marco Arnautovic geführt, sogar Chancen ausgelassen. In der zweiten Halbzeit kassierte Werder jedoch den Ausgleich durch Bas Dost, begünstigt durch einen fragwürdigen Platzverweis gegen Lukas Schmitz. "Durch diese Entscheidung wurde uns das Spiel zerstört", schimpfte Schaaf. Die Chance auf einen Sprung in der Tabelle war groß, da fast alle direkten Konkurrenten Punkte ließen. Doch sie wurde vertan.

Auf der anderen Seite hatte sich Allofs offenbar schnell in seiner neuen Umgebung akklimatisiert. Die Nachricht seines Wechsel hatte in der Liga ein Beben von ziemlich großer Stärke hervorgerufen. Doch Allofs sagt bereits "wir", wenn er über Wolfsburg spricht. Auch versuchte er, die vielen Kameras und Fotostative (und es waren wirklich mehr als in Bremen) so gut es geht zu ignorieren.

"Alle, die auf der anderen Seite waren, habe ich gemeinsam mit Thomas Schaaf verpflichtet", sagte Allofs zwar: "Aber wenn man diese Entscheidung trifft, dann muss man Normalität herstellen. Wenn ich dieses Trikot anhabe, dann will ich auch gewinnen." Das Trikot war zwar immer noch hauptsächlich grün. Nur stand jetzt der Schriftzug "VfL Wolfsburg" darauf.

Wer wird Geschäftsführer bei Werder?

Dieses verzweifelte Streben nach Normalität nahm ausgesprochen witzige Züge an. Alle Bremer, die nach dem Knackpunkt der Partie gefragt wurden, hatten eine bestimmte Szene genannt: Als Schmitz in der 62. Minute gegen den Wolfsburger Diego eindeutig den Ball spielte, von Schiedsrichter Markus Schmidt jedoch den gelben Karton vorgehalten bekam. Da es Schmitz' zweiter Karton war, musste er mit Gelb-Rot vom Platz. Nicht nur der Trainer Schaaf schimpfte, auch seine Spieler. Von der "entscheidenden Szene" sprach Aaron Hunt. Er könne die Entscheidung wirklich nicht nachvollziehen, erklärte auch der stets freundliche Nils Petersen.

Und Allofs? Stand plötzlich auf der anderen Seite. Früher hätte er den Ober-Zeterer gegeben, dem Schiedsrichter die Berufseignung abgesprochen und überhaupt erkannt, dass Werder häufiger als andere Teams benachteiligt wird. Diesmal blieb er gelassen. "Wenn ich noch bei Werder wäre, würde ich mich auch aufregen", sagte Allofs lässig. Mit dem vielsagenden Zusatz: "Aber ich versuche jetzt mal objektiv zu sein. Das war schon gelbwürdig." Als hätte ihn sein 13-jähriges Wirken bei Werder Bremen daran gehindert, objektiv zu sein.

Die Bremer machten es Allofs an diesem Spieltag leicht. Nicht nur, dass sie ihre Führung hergaben und Allofs zum Heimspiel-Einstand ein 1:1 ermöglichten. Jeder Werderaner, der gefragt wurde, hatte ein freundliches Wort für den ehemaligen Chef übrig. "Wir haben die Punkte geteilt. Vielleicht ist das ganz gut so", sagte stellvertretend Hunt. Kein böses Wort, kein Nachtreten. Irgendwie waren alle froh, dass dieses Spiel, um das so ein Tamtam gemacht wurde, endlich vorüber war.

Ganz zurück zur Normalität geht es für die Bremer noch nicht. Immerhin steht die Nachbesetzung von Allofs Position als Geschäftsführer an. Frank Baumann ist bereits zum neuen Direktor für Profifußball und Scouting ernannt, Finanzgeschäftsführer Klaus Filbry steigt zum Vorsitzenden der Geschäftsführung auf. Fehlt noch der Posten des Sport-Geschäftsführers, den Allofs zuletzt inne hatte. Ob er sich vorstellen könne, die Position in Personalunion gleich mitzuerledigen, wurde Schaaf schließlich gefragt. Als eine Art Teammanager nach britischem Vorbild, der sich gleichzeitig um Training und Transfers kümmert.

Wieder Pusten, wieder dieses gequälte Lächeln. "Wenn ich darauf antworte, hätten Sie ja weißgottwas zu schreiben", sagte Schaaf, lachte und ging. Dieses Bisschen neu gewonnene Normalität wollte der Trainer nicht gleich mit dem Hintern wieder umstoßen. Wirklich abgeneigt von der Idee klang er allerdings nicht.

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