Fußball-Bundesliga:Ingolstadt versucht's mit Ballbesitz

Offizielle Saisoneröffnung FC Ingolstadt

Traingsauftakt in Ingolstadt: Der neue Trainer Markus Kauczinski will den Spielern einen leicht veränderten Stil verschreiben.

(Foto: dpa)

Angeleitet vom neuen Trainer Markus Kauczinski vollzieht der Klub aus Oberbayern vor dem Start seiner zweiten Bundesliga-Saison einen vorsichtigen Umbruch.

Von Sebastian Fischer, Ingolstadt

Peter Jackwerth wird in Zukunft weniger verlieren. Der Vorstandsvorsitzende des FC Ingolstadt ist leidenschaftlicher Golfer, doch wenn er in den vergangenen Jahren mit dem Trainer Ralph Hasenhüttl spielte, war er stets unterlegen. Der Österreicher hat ein Handicap im unteren zweistelligen Bereich, er sei unschlagbar gewesen, sagt Jackwerth. Und deshalb war er erleichtert, als er Hasenhüttls Nachfolger neulich am Rande eines Benefiz-Turniers traf: Markus Kauczinski war da nur Zuschauer, er spielt kein Golf. Es ist nicht der einzige Grund, warum der Chef des Ingolstädter Fußballs der zweiten Bundesliga-Saison der Klubgeschichte zuversichtlich entgegenblickt.

Jackwerth saß am Sonntag entspannt im Ingolstädter Stadion, als der Kader zur offiziellen Saisoneröffnung ein Showtraining absolvierte. Es ist ja kein Geheimnis, dass er sich diesen Sommer eigentlich anders vorgestellt hat, er hätte gerne mit Hasenhüttl weitergearbeitet und er war erbost über die Art und Weise, wie dieser seinen Abschied zu RB Leipzig öffentlich forciert hatte.

Der Umbruch beim Vorjahres-Aufsteiger hat nun ein Jahr früher stattgefunden als geplant. Doch in Kauczinski glauben sie in Ingolstadt einen Trainer gefunden zu haben, der diesen Umbruch mit der nötigen Mischung aus Vorsicht und Mut zur Innovation moderiert, und der mit seiner Art, sich nicht in den Mittelpunkt zu drängen, gut nach Ingolstadt passt. Jackwerth sagt jedenfalls: "Wir gehen in diese Saison viel relaxter und besser vorbereitet als in die vergangene."

Drei Stammspieler müssen ersetzt werden

Dabei sind die Vorbereitungen noch lange nicht abgeschlossen. Kauczinski, 46, will Hasenhüttls System zwar nicht allzu sehr verändern, er will von dem im vergangenen Jahr bewährten Pressingfußball zehren. Allerdings ist den Spielern schon in den ersten Trainingstagen aufgefallen, dass der neue Trainer in seinen Übungen mehr Wert auf Passspiel und Ballbesitz legt. "Jeder Fußballer hat gerne den Ball", sagt dazu der Mittelfeldspieler Pascal Groß, der wie Kapitän Marvin Matip im Sommer seinen Vertrag verlängert hat.

Drei Stammspieler haben den FCI allerdings verlassen, Torhüter Ramazan Özcan, Außenverteidiger Danny da Costa (beide zu Bayer Leverkusen) und Innenverteidiger Benjamin Hübner (TSG Hoffenheim). Im Tor hat der FCI mit dem Dänen Martin Hansen aus Den Haag bereits Ersatz gefunden, doch auf der Innen- und Außenverteidigerposition werden noch Verstärkungen gesucht. Das Problem, weiß Kauczinski: "Gute Jungs sind immer umworben, da muss man argumentieren."

Und die Argumente sind ja trotz starker Premieren-Saison und Platz elf in der ersten Liga keine großartig anderen als vor einem Jahr, weder finanziell noch inhaltlich. Der bislang prominenteste Zugang ist Mittelfeldspieler Sonny Kittel, 23, von Eintracht Frankfurt. Der frühere Junioren-Nationalspieler hat in den vergangenen Jahren jeweils lange verletzt pausiert, aus Vorsicht trainiert er noch nicht mit der Mannschaft, er soll sich erst komplett auskurieren.

Eine Stadion-Erweiterung um 10 000 Plätze ist teurer als gedacht

Ingolstadt bleibt auch im Jahr 2016 für viele Spieler der Klub, bei dem sie sich beweisen, sich womöglich für den nächsten großen Vertrag bei einem anderen Verein empfehlen können - und dabei bestenfalls nicht gegen den Abstieg spielen. "Wir wissen, wer wir sind", sagt Jackwerth. Doch auch darüber, wer sie mal sein wollen, haben sie sich beim FCI in diesem Sommer so ihre Gedanken gemacht.

Die Klubführung hat bei einem Architekturbüro eine Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Stadions in Auftrag gegeben, die Möglichkeit einer Erweiterung war schon beim Bau des 15 690 Zuschauer fassenden Stadions bedacht worden. Allerdings ist ein Ausbau nun wohl nicht so einfach wie gedacht. Eine Erweiterung um 10 000 Plätze halten sie beim FCI aufgrund der Ticket-Nachfrage für sinnvoll, in der vergangenen Saison betrug die Auslastung fast 95 Prozent. Doch die Aufstockung um 10 000 Plätze ist teurer als vermutet, weshalb es derzeit noch keinen Plan für einen Ausbau gibt, der frühestens im Sommer 2017 beginnen könnte. Wahrscheinlicher ist eine Erweiterung in kleinen Schritten.

Mit Trippelschritten ist Markus Kauczinski bei der Saisoneröffnung durch ein Spalier aus jubelnden Kindern gelaufen, trotz Sonnenschein trug er eine Regenjacke. Er wirkt nach zwei Wochen im Verein noch vorsichtig, noch lernt er Spieler und Stadt kennen. Am Samstag ist er mit seinem Sohn durch Ingolstadt spaziert; es gefalle ihm, sagt er. Und Karlsruhe, wo er insgesamt 15 Jahre lang arbeitete, "ist ja auch nicht der Nabel der Welt". Jackwerth findet, dass sich Kauczinski schon gut eingelebt hat. Der Vorstandschef will sich bald selbst davon überzeugen: Anstatt zum Golfen will er den Trainer demnächst zum Essen einladen.

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