Fußball-Bundesliga:HSV geht auch in Hoffenheim unter

Bundesliga 1899 Hoffenheim - Hamburger SV

Junger Hoffnungsträger, ohne Wirkung: Hakan Calhanoglu.

(Foto: dpa)

Hilflos, mutlos, chancenlos: Der Hamburger SV trudelt nach dem 0:3 im Kraichgau dem Tabellenkeller entgegen. Leverkusen dreht einen Rückstand gegen den VfB. Augsburg verbessert einige vereingseigene Bundesliga-Rekorde, während Werder-Trainer Dutt seiner Mannschaft droht.

TSG Hoffenheim - Hamburger SV 3:0

Der Hamburger SV taumelt ohne erkennbare Gegenwehr dem ersten Abstieg in der Klubgeschichte entgegen. Der Bundesliga-Dino unterlag am 19. Spieltag 0:3 (0:2) bei 1899 Hoffenheim und kassierte die fünfte Niederlage in Folge. Roberto Firmino (4.), Niklas Süle (44.) und Andreas Beck (61.) besiegelten die zweite deftige HSV-Pleite nacheinander.

"Unser großes Problem ist es, dass wir zu einfache Gegentore bekommen. Das 0:2 war der Knackpunkt, da haben wir uns amateurhaft verhalten", klagte HSV-Trainer Bert van Marwijk, "wir müssen auch mal ein Spiel absolvieren, in dem wir kein Tor bekommen, wenn wir schon keines selbst schießen."

Vor 25.603 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena bestimmten die Gastgeber die Anfangsphase. Der Treffer Firminos, der zum neunten Mal in der laufenden Saison erfolgreich war, fiel alles andere als überraschend. Der Brasilianer stand allerdings beim Zuspiel von Kevin Volland hauchdünn im Abseits.

Die Hamburger, die ohne Nationaltorwart René Adler, Johan Djourou, Michael Mancienne, Maximilian Beister und Pierre-Michel Lasogga auskommen mussten, zeigten eine Reaktion auf den frühen Rückstand. Die Mannschaft von Trainer Bert van Marwijk, der sein Team im Vergleich zum 0:3 vor einer Woche gegen Schalke 04 auf vier Positionen verändert hatte, drängte die Gastgeber in die Defensive. Die Hoffenheimer bettelten mit ihrer passiven Spielweise in dieser Phase fast schon um den Ausgleich. Sie profitierten aber von der Harmlosigkeit der Gäste-Offensive.

Der Elan der Hamburger war allerdings nach rund 20 Minuten wieder verflogen. Von da an entwickelte sich ein echter Langweiler, der bis kurz vor der Pause keine Höhepunkte mehr zu bieten hatte. Dann schlugen die Gastgeber aus dem Nichts zu. Nach einer Flanke von Sejad Salihovic erzielte der 18 Jahre alte Süle per Kopf sein zweites Saisontor. Nach dem Seitenwechsel warteten die mitgereisten HSV-Fans zunächst vergeblich auf ein Aufbäumen ihrer Mannschaft. In der Offensive der Gäste lief so gut wie nichts zusammen. Obwohl die Hoffenheimer auch keinen guten Tag erwischt hatten, verteidigten sie den Vorsprung mühelos. Nach einer Stunde hatten sich die Hanseaten noch keine echte Torchance erarbeitet. Dafür wurden die Hamburger durch das erste Saisontor Becks nach Vorarbeit von Firmino bestraft. Die HSV-Fans sangen danach nur noch: "Wir haben die Schnauze voll."

Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart 2:1

Bayer Leverkusen siegt sich aus der Krise und vergrößert die Sorgen des VfB Stuttgart. Mit dem 2:1 (1:1) beendeten die Leverkusener ihre Negativserie nach zuletzt drei Bundesligapartien ohne Dreier. Für die Schwaben wird die Situation nach der sechsten Niederlage im siebten Spiel immer bedrohlicher.

Vor 28.714 Zuschauern ging der VfB wie schon am Mittwoch gegen Bayern München zunächst in Führung: Moritz Leitner (12.) sorgte mit einem höchst sehenswerten Linksschuss für das 1:0. Torjäger Stefan Kießling glich für den Tabellenzweiten in der 26. Minute aus. Eren Derdiyok sorgte sechs Minuten vor dem Ende für die Entscheidung zugunsten des Tabellenzweiten.

Leitners Erstliga-Premierentreffer für den VfB und für ihn persönlich war wunderschön: Erst schlug er nach einer leicht verunglückten Faustabwehr von Bayer-Keeper Bernd Leno unbeholfen fast am Ball vorbei, dann schlenzte der 21-Jährige das Spielgerät aus rund 23 Metern unhaltbar für Leno ins Netz. Wenig später beendete Kießling seine vier Partien dauernde Flaute und holte mit seinem 121. Tor in der Bundesliga Miroslav Klose und Lothar Matthäus ein. VfB-Mann Antonio Rüdiger hatte den Franken zuvor nicht energisch genug bedräng.

Bayer setzte nach und gewann nun auch deutlich mehr Zweikämpfe. Der Südkoreaner Heung-Min Son traf die Querlatte (34.) und scheiterte in der 40. Minute am Fuß von Torwart Sven Ulreich. Auf der Gegenseite sorgte nur noch ein von Leno zur Ecke gelenkter Kopfball von Vedad Ibisevic für Gefahr (39.). In der 56. Minute landete ein Schuss von Jubilar Gonzalo Castro am Außennetz. Kießling scheiterte per Kopfball an Ulreich (67.). Treffsicherer erwies sich Derdiyok, der elf Minuten nach seiner Einwechslung das 2:1 besorgte. Auf Seiten der Gäste vergab in der 88. Minute Torjäger Ibisevic in aussichtsreicher Position den möglichen Ausgleichstreffer.

FSV Mainz 05 - SC Freiburg 2:0

Der FSV Mainz 05 bleibt im Rennen um die Europapokal-Plätze. Gegen den SC Freiburg gewann das Team von Trainer Thomas Tuchel 2:0 (1:0) und feierte den dritten Sieg in Folge. Mit nun 30 Punkten kletterten die Mainzer vorübergehend auf Rang sieben. Freiburg steckt hingegen tief im Tabellenkeller.

Beim Treffer von Joo-Ho Park (24.) hatte die Mannschaft von Trainer Christian Streich allerdings großes Pech: Innenverteidiger Immanuel Höhn fälschte den Schuss des Südkoreaners aus gut 25 Metern unhaltbar für Torwart Oliver Baumann ab. Für den Schlusspunkt sorgte schließlich Ja-Choel Koo (86.).

Für den ersten Aufreger hatte FSV-Torjäger Shinji Okazaki gesorgt, der den Ball nach einem Freistoß von Johannes Geis per Hand ins Tor beförderte und im Anschluss mit Unschuldsmiene zum Mittelkreis schlich (8.). Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) gab den Treffer nach Beratung mit seinem Assistenten nicht, zeigte dem Mainzer Stürmer aber nicht die berechtigte Gelbe Karte.

Auch in den folgenden Minuten musste Hartmann immer wieder eingreifen, beide Teams schenkten sich nichts und gingen teilweise überhart in die Zweikämpfe. An der Seitenlinie schrien sich beide Trainer zahlreiche Nettigkeiten an den Kopf und trugen ihren Teil zur hitzigen Atmosphäre vor 27.247 Zuschauern bei.

Nach dem Gegentor, bei dem Park viel zu viel Platz gelassen wurde, zeigten die Gäste kaum Gegenwehr und zogen sich zum Ende der ersten Halbzeit immer weiter zurück. Admir Mehmedi, der als einzige Spitze agierte, blieb so gut wie unsichtbar, er bekam kaum brauchbare Anspiele aus dem Freiburger Mittelfeld. Allerdings stellten auch die Mainzer ihre Angriffsbemühungen ein und verpassten es, noch vor der Pause nachzulegen. Erst nach dem Wiederanpfiff spielten die Freiburger etwas engagierter Richtung Mainzer Tor, die Defensive der Gastgeber hatte aber weiterhin wenig Mühe mit den Gästen. In der Offensive verpasste Nikolce Noveski per Kopf die Vorentscheidung (69.).

FC Augsburg - Werder Bremen 3:1

Der FC Augsburg sorgt in der Fußball-Bundesliga weiter für Furore. In Überzahl besiegten die bayerischen Schwaben einen erschreckend schwachen SV Werder Bremen mit 3:1 (1:1). Erstmals während seiner Bundesliga-Zugehörigkeit feierte der FCA vier Heimsiege in Serie, auch inzwischen sieben Spiele ohne Niederlage sind Vereinsrekord. Nach dem frühen Rückstand durch ein Eigentor von Jan-Ingwer Callsen-Bracker (3. Minute) wendeten Tobias Werner (11.), Halil Altintop (49.) und André Hahn (55.) die Partie.

Augsburg befindet sich mit 28 Punkten weiter auf Schlagdistanz zu den Europa-League-Plätzen, "Europapokal" riefen die Fans. Bremen dagegen, dass vor 28.313 Zuschauern auch noch Abwehrspieler Santiago Garcia nach einer gelb-roten Karte verlor (45.+1), muss weiterhin sorgenvoll Richtung Tabellenende blicken. Das Team von Trainer Robin Dutt enttäuschte ohne Aaron Hunt (Knieprobleme) gerade auch offensiv, verzeichnete in 90 Minuten kaum eine zwingende Angriffsaktion.

Nur der Spielbeginn sprach für die Gäste. Alexander Manninger, der für den verletzten Marwin Hitz im Augsburger Tor stand, patzte beim ersten Einsatz nach drei Monaten bei der ersten Aktion: Der 36 Jahre alte Österreicher kam nach einem Eckball von Zlatko Junuzovic beim Herauslaufen nicht an den Ball, sondern der prallte vom Kopf seines Teamkollegen Callsen-Bracker ins eigene Tor. Danach verlief das Spiel aber nur noch in Richtung Bremer Tor. Werner schoss einen ersten Freistoß an den Pfosten, die große Nachschusschance vergab Altintop (6.). Beim zweiten Freistoß hatte Werner mehr Glück, der abgefälschte Ball aus 22 Metern landete im rechten Eck. Der FCA blieb am Drücker, es fehlte aber die letzte Konsequenz im Abschluss.

Zu einer Schlüsselszene kam es in der Nachspielzeit der ersten Hälfte: Der schon verwarnte Werder-Heißsporn Santiago Garcia setzte nach einem Eckball heftig gegen den auf der Torlinie klärenden Matthias Ostrzolek nach. Der argentinische Außenverteidiger traf den FCA-Verteidiger nicht, trotzdem ahndete Schiedsrichter Christian Dingert die ungeschickte Aktion überzogen mit Gelb-Rot.

Werder-Coach Dutt reagierte mit zwei Wechseln auf die Unterzahl. Er brachte zur Stärkung der Defensive Lukas Schmitz und Philipp Bargfrede, was aber nicht half. Keine vier Minuten waren gespielt, als der bis dahin unglücklich agierende Altintop eine Flanke von André Hahn wunderschön volley ins lange Eck zirkelte. Es war bereits das sechste Saisontor des Routiniers, dessen Einsatz nach einer beim 2:2 in Dortmund erlittenen Gehirnerschütterung fraglich gewesen war. Augsburg legte noch schnell das entscheidende 3:1 nach - dank Raphael Wolf. Der Bremer Schlussmann ließ sich an der Torauslinie den Ball von Hahn abjagen, der das Geschenk dankbar annahm.

Werder-Trainer Robin Dutt reagierte stocksauer auf die Leistung seiner Mannschaft: "Intern werden sich einige auf etwas einstellen müssen", sagte er während der Pressekonferenz nach dem Spiel: "Ich werde mit vielen Spielern reden müssen." Eine Namensliste mochte der Coach nicht nennen, sie werde aber "nicht kurz" sein. "Wir werden intern deutliche Worte finden müssen."

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