Berlin gegen Leipzig:Olmo versenkt die Hertha

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Torschützen unter sich: Daniel Olmo (links) und Yussuf Poulsen. (Foto: Michael Sohn/AP)

Die Berliner halten gegen RB Leipzig eine Stunde mit. Dann verleiht Dani Olmo dem trägen Spiel der Sachsen Tempo und führt sein Team zum standesgemäßen 6:1-Sieg.

Von Javier Cáceres, Berlin

Manchmal schlagen die Glocken auf die Minute genau. Es kommt, wie es kommen muss. Wer die Informationen der vergangenen Tage bündelte, der musste davon ausgehen, dass der Berliner Hertha am Sonntag die Stunde schlagen würde. Hertha hatte im laufenden Kalenderjahr keines ihrer sechs Spiele gewonnen - und vor allem am Sonntag wegen Corona acht Ausfälle zu beklagen, auf der Bank saßen nur noch zwei Spieler mit Profiverträgen. Von den ganzen Problemen im Umfeld ganz zu schweigen. Und nun, was soll man sagen: Es kam dann tatsächlich, wie es kommen musste.

Eine Stunde lang hielt die Hertha gegen RB Leipzig mit, es stand 1:1. Dann aber drehte Leipzig mit der Einwechslung von Dani Olmo auf, der Spanier war bis dahin für das Europa-League-Rückspiel gegen San Sebastián geschont worden - und RB siegte mit 6:1. "Es sind harte Zeiten", rief der Stadionsprecher, als noch etwas mehr als eine halbe Stunde bis zum Abpfiff fehlte. Danach war klar: Sie werden härter. Allein schon deshalb, weil im kommenden Spiel Marc Kempf nach einer roten Karte fehlen wird. Und natürlich, weil der Abstand auf den Abstiegsplatz nur noch vier Punkte beträgt. "Wir sind brutal enttäuscht, das ist klar. Das Ergebnis ist wirklich Wahnsinn", sagte Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic: "Wir haben zwei verschiedene Spiele gesehen. Eins bis zum 2:1 und eins danach. Bis zur Roten Karte haben die Jungs alles rausgehauen."

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Das erste Tor der Leipziger kam mit dem zweiten vernünftig vorgetragenen Angriff daher. Nachdem Rechtsverteidiger Nordi Mukiele aus spitzem Winkel gescheitert war (9.) und das Spiel sich zu einer zähen Angelegenheit zu entwickeln schien, schraubte Dominik Szoboszlai die defensive Ordnung der Hertha durch eine Einzelaktion im Mittelfeld auseinander.

Die schönsten Treffer des Abends reservierten Haidara und Poulsen für sich

Nach einem Pass des Ungarn konnte Yussuf Poulsen den Ball im Strafraum fixieren und nach links hinauslegen, wo Benjamin Henrichs im zweiten Versuch erfolgreich war. Den ersten Henrichs-Schuss parierte Alexander Schwolow, danach probierte es der Nationalspieler, ein ausgebildeter Rechtsverteidiger, mit dem schwachen linken Fuß. Und hatte die Fortune, dass der 17-jährige Innenverteidiger Linus Gechter den Ball unglücklich ins eigene Tor abfälschte (20.).

Die Führung der Leipziger war im Lichte der Kräfteverhältnisse auf dem Rasen nachvollziehbar. Danach vermochte es Leipzig aber nicht, sich Chancen zu erspielen, die das Prädikat zwingend verdient hatten. Einzige Ausnahme: ein Freistoß von Szoboszlai, den Schwolow parierte (27.). Der Grund lag darin, dass Hertha mit einem kompakt agierenden, defensiven Dreiermittelfeld vor der Viererkette einigen Sand in die Leipziger Angriffsmaschine streute und damit temporeiche Aktionen verhinderte. Umgekehrt brachte Hertha nur einen Ball aufs Tor der Leipziger - als Stevan Jovetic ebenfalls einen direkten Freistoß trat (26.). Zwei unplatzierte Kopfbälle von Ishak Belfodil und Marco Richter waren ansonsten das höchste der offensiven Gefühle der Berliner.

Binnen drei Minuten traf Leipzigs Christopher Nkunku (Mitte) zweimal. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Nach der Pause kam es zum weitgehend überraschenden Ausgleich der Hertha - und zu zehn brillanten Minuten von Stevan Jovetic. Nach einer Balleroberung von Santi Ascacíbar setzte Jovetic zu einem 50-Meter-Solo an und zog aus knapp 20 Metern ab. Gvardiol fälschte ab, und der Ball landete unerreichbar für Torwart Gulacsi im Tor der Leipziger (49.). Das entzündete die Berliner Seele: Kaum eine Minute nach dem Treffer setzte Jovetic nach einer Hereingabe von Richter frei vorm Tor zum Schuss an - und setzte ihn übers Tor (53.).

Eine Minute später brachte ihn Marco Richter nach einem Katastrophen-Rückpass von Mukiele ins Spiel, doch diesmal parierte Gulacsi. Tedesco bewegte die Bank: Es kamen Konrad Laimer und Dani Olmo für Forsberg und Szoboszlai (60.), und das zeigte sofort Effekte. Olmo spielte einen Traumpass in die Tiefe auf Nkunku, der von Kempf nur per Notbremse im Strafraum gestoppt werden konnte. Kempf flog vom Platz. Den Elfmeter verwandelte Nkunku selbst (64.) zum 2:1. Drei Minuten später übte sich das Duo Olmo-Nkunku wieder in brillanter Harmonie, es führte zum 3:1. Das vierte Tor der Leipziger besorgte Olmo selbst - ein Abstaubertor.

Die schönsten Treffer des Abends aber reservierten dann Amadou Haidara und Poulsen für sich. Der Mittelfeldspieler traf per sehenswertem Fernschuss, Poulsen lupfte den Ball über Schwolow hinweg zum 6:1 ins Tor (88.) - nach der vierten Torbeteiligung von Olmo, der am Sonntag zum Garanten für die Festigung der Champions-League-Ambitionen der Leipziger wurde.

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