Hertha BSC:Dárdai heißt jetzt Korkut

06.10.2018, HDI-Arena, Hannover, Ligaspiel, 1. Liga, Hannover 96 vs VfB Stuttgart, im Bild Tayfun Korkut (Trainer, Stut

Brückentrainer mit begrenzter Laufzeit? Tayfun Korkut hat bei der Hertha einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben.

(Foto: Joachim Sielski/Imago)

Geld zu haben, schadet nicht, manchmal aber schon: Der Trainerwechsel bei Hertha BSC ist ein erstaunliches Bekenntnis zur Selbstbeschränkung.

Kommentar von Christof Kneer

Wahrscheinlich ist Fredi Bobic damals im Gelenkbus nach Berlin gereist. Ein handelsübliches Gefährt hätte kaum ausgereicht, um all die neuen Mitarbeiter aufzunehmen, die der neue Geschäftsführer Sport im Sommer mit zu Hertha BSC brachte. An Bord befanden sich ein neuer Kaderplaner, ein neuer Chefscout, ein neuer Akademieleiter, ein Technischer Direktor, ein Spielanalyst, ein Teammanager sowie ein Leiter Spielkonzeption. Die Namen waren nur für Insider von Interesse, es ging eher um das, was die Namen ausstrahlen sollten. Hätte man all diese bestimmt sehr fähigen Menschen im Sommer auf ein Bild gestellt (natürlich erst, nachdem sie aus dem Gelenkbus ausgestiegen wären), hätte die Bildunterschrift lauten müssen: Bobic kommt und macht alles neu.

Irgendwo auf dem Bild wäre womöglich noch der Trainer gestanden, Pál Dárdai, vielleicht hätte man ihn aber auch rausretuschieren müssen. Dárdai war nicht neu im Sommer, er stand nicht für Aufbruch und Abenteuer. Und jetzt ist er weg.

Es wäre allerdings ein Irrtum zu glauben, dass Fredi Bobic nun das nachholt, was er im Sommer möglicherweise versäumt hat. Es ist nämlich so, dass Pál Dárdai auf eine gewisse Weise immer noch im Amt ist, nur nicht als Pál Dárdai. Dárdai heißt jetzt Tayfun Korkut.

374 Millionen Euro hat Investor Lars Windhorst bisher in den Klub gestopft

Fredi Bobic ist nicht verantwortlich zu machen für das, was vor ihm war, und damit auch nicht für jene Erkenntnis, die man in Zeiten des Investorenfußballs nicht laut genug hinausrufen kann: Geld zu haben, schadet nicht, manchmal aber schon. 374 Millionen Euro hat Investor Lars Windhorst bisher in den Klub gestopft, herausgekommen ist ein von unterschiedlichen Trainern unterschiedlich bearbeitetes Kaderdings, dessen 25-Millionen-Spieler man erst mal googeln muss (Tousart, Piątek).

So liest sich die Verpflichtung des soliden, aber maximal unaufregenden Korkut nun wie ein Bekenntnis zur Selbstbeschränkung, was man angesichts der eingesetzten Mittel ein bisschen kläglich finden darf. Nicht wegen Korkut, der ein durchaus ambitionierter Vollprofi ist. Aber er wird für Hertha das sein, was auch Dárdai war: eine Brückentechnologie, deren Laufzeit bis Sommer 2022 begrenzt ist. Dann wird Bobic versuchen, einen Trainer zu holen, der zu seinen großen Plänen passt.

Das ist es, was Herthas Trainerwechsel bedeutet: Bobic sagt, hey, Berlin, vergessen wir mal diese Saison, wa. Im Sommer fangen wir noch mal neu an.

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