Fußball Bundesliga:Hannover 96: Nationaltorwart Robert Enke ist tot

Der Fußball-Nationaltorwart Robert Enke ist tot. Der 32-Jährige wurde nahe Hannover an einem Bahnübergang von einem Zug erfasst, bestätigte die Polizei und gab weitere Details bekannt.

Der Fußball-Nationaltorwart Robert Enke ist tot. Der 32-Jährige wurde nahe Hannover an einem Bahnübergang von einem Zug erfasst, bestätigte eine Sprecherin der Polizei Hannover. Erste Ermittlungen deuteten auf eine Selbsttötung hin. Gegen 18.25 Uhr sei er im Stadtteil Neustadt-Eilvese von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden.

Fußball Bundesliga: Robert Enke wurde 32 Jahre alt.

Robert Enke wurde 32 Jahre alt.

(Foto: Foto: dpa)

"Er wurde gegen 18.25 Uhr bei Neustadt am Rübenberge von einem Regionalexpress überrollt, der zwischen Hamburg und Bremen unterwegs war. Der Zug war mit etwa 160 km/h unterwegs. Der Zugführer hatte eine Person bemerkt und den Verdacht, diese erfasst zu haben", sagte Polizeisprecher Stefan Wittke. Er wollte noch nicht offiziell bestätigen, dass es sich um einen Selbstmord handelte.

Enkes Frau war an der Unfallstelle

Es habe sich dann schnell herausgestellt, dass ein Mensch zu Tode gekommen sei. "Dann wurde rasch die Identität geklärt, und es ergab sich die traurige Gewissheit, dass es sich um Robert Enke handelt." Enke habe nur drei bis vier Kilometer von der Unglücksstelle entfernt gewohnt.

Nur etwa zehn Meter von den Gleisen entfernt sei ein schwarzer Mercedes-Geländewagen gefunden worden, "ein Kollege von der örtlichen Polizei bestätigte mir, dass es Enkes Wagen war", sagte Wittke. Ob ein Abschiedsbrief gefunden wurde, wollte Wittke nicht sagen. Auch Enkes Ehefrau habe sich später an der Unfallstelle aufgehalten.

"Das ist ganz furchtbar", sagte der Präsident des Fußball-Bundesligisten Hannover 96, Martin Kind. Er war von der Sitzung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zurückgekehrt, auf der er die 50+1- Regelung kippen wollte, und bekam am Flughafen den schockierenden Anruf. "Man rechnet mit vielem, aber nicht mit so etwas", sagte Kind der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Ich weiß nicht, warum es und wie passiert ist", sagte Kind. Der 96-Chef ist sich sicher, "dass es nichts mit Fußball zu tun hat".

Enke hinterlässt seine Ehefrau Teresa und die acht Monate alte Tochter Leila, die das Paar im Mai adoptiert hatte.

"Fassungslosigkeit"

Enkes enger Freund und Berater Jörg Neblung sagte: "Ich kann bestätigen, dass es sich um Selbstmord handelte. Robert hat sich um kurz vor sechs Uhr das Leben genommen. Alles Weitere werden wir am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Hannover mitteilen."

Mit tiefer Fassungslosigkeit reagierten der Deutsche Fußballbund (DFB) und die deutsche Nationalmannschaft, die am Samstag in Köln gegen Chile spielen soll, auf die Schocknachricht vom Tod des 32-Jährigen. "Wir sind fassungslos und voller Trauer. Unser ganzes Mitgefühl gilt der Frau von Robert Enke und seiner Familie", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff informierten die Spieler und Betreuer an diesem Dienstagabend in Bonn. Oliver Bierhoff sagte: "Wir sind alle geschockt, uns fehlen die Worte."

Ob die Nationalmannschaft das Spiel am Samstag bestreitet, ist noch unklar.

"Deutschland verliert einen Ausnahmesportler und einen sensiblen Menschen, der für viele ein Vorbild war. Wir trauern um ihn", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff.

"Er war labil", berichtete Kind. Das sei in der Öffentlichkeit wohl nicht aufgefallen. "Er hat das überlagert", erklärte der 96- Clubchef. Der verheiratete Fußballprofi und seine Frau hatten vor drei Jahren ihre Tochter Lara im Alter von zwei Jahren verloren, die an einem angeborenen Herzfehler litt und im Krankenhaus starb. Nach der Adoption der zwei Monate alten Leila im Mai sagten sie in einer offiziellen Stellungnahme: "Wir sind sehr, sehr glücklich und dankbar für diesen kleinen Menschen, der in unser Leben getreten ist."

Enke, der seit 2004 bei Hannover 96 spielte, hatte mehrfach Rückschläge wegstecken müssen. Er hatte wegen einer Erkrankung, die als Bakterien-Infektion des Darmes angegeben wurde, vier Länderspiele verpasst. Er war auch nicht für die beiden Länderspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste am 14. und 18. November eingeladen worden. Löw hatte dem Hannoveraner aber deutlich signalisiert, dass er weiter ein Favorit auf die Nummer eins bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sei.

Torwart Enke bestritt acht Länderspiele. Seine wechselvolle Karriere führte Enke quer durch Europa: Seine Stationen waren Carl-Zeiss Jena, Borussia Mönchengladbach, Benfica Lissabon und FC Barcelona; nach einem kurzen Gastspiel bei Fenerbahce Istanbul und CD Teneriffa wechselte er 2004 zu Hannover 96.

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