Eine Seltenheit im schwäbisch-badischen Derby, Stürmer mit Spaß in Gladbach, ein Rekordtorwart aus Wolfsburg, viele Tore in Paderborn und erleichterte Offensiven in der ersten spanische Ligen - fünf Kurzgeschichten des Fußball-Wochenendes.
Grifo mit links

Die genaue Zahl hatte Vincenzo Grifo nicht im Kopf. "Keine Ahnung, wie viele Tore ich in meiner Karriere gemacht habe", sagte der Freiburger nach dem 1:0 beim VfB Stuttgart, "bestimmt über hundert." Was Grifo dazu bewog, die Zahl seiner Treffer zu überschlagen? Grifo, gebürtiger Rechtsfuß, hatte im schwäbisch-badischen Duell mit links getroffen. "Das kann gefeiert werden", sagte er, ließ aber offen, ob er Tore gegen den VfB überhaupt noch mitzählt. Die Stuttgarter haben sich in dieser Saison ja angewöhnt, ihren Gegnern immer erst mal einen kleinen Vorsprung zu gönnen, bevor sie selbst am Spiel teilnehmen. Grifo sollte also eher jene Tore in seiner Rechnung berücksichtigen, die er einst in der Regionalliga Südwest gegen Wormatia Worms und den SC Idar-Oberstein erzielt hat. Dann wären es übrigens 73. Sebastian Leisgang
Gladbach mit Spaß

Schlimmes Wochenende für Breel Embolo. 1:4 verlor Borussia Mönchengladbachs ehemaliger Angreifer mit seinem neuen Arbeitgeber AS Monaco im heimischen Stadion gegen RC Lens. Dass dabei lediglich 8700 Zuschauer zugegen waren, gehört zum monegassischen Ambiente. Ach, ach, ach, hat Embolo womöglich gedacht, als er verglich: Bei der Borussia waren gegen Hertha (1:0) 45 000 zufriedene Leute, die sich nach dem enttäuschenden Vorjahr mit ihrem Klub versöhnt haben. Ex-Sturmkollege Marcus Thuram ist auch wieder rehabilitiert und lässt wie in besten gemeinsamen Zeiten die Eckfahne wehen - und im Verein zählen sie die Tage bis zum Schließen des Transferfensters, damit der Franzose nicht noch einem unmoralischen Angebot unterliegt. Embolo muss anerkennen: Ohne ihn läuft's gerade ziemlich gut bei der Borussia. Philipp Selldorf
Casteels mit Rekord

Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Das zeigt sich nirgends besser als in der Disziplin des Elfmeters. Mit imposanter Konstanz hatte Mainz 05 jeden einzelnen Strafstoß verwandelt, bis am Samstag beim 2:1-Sieg gegen Augsburg ein Schuss des Verteidigers Aarón pariert wurde. Es war der erste Mainzer Fehlschuss seit April 2013 (!). Imposant ist auch die Trefferquote von Simon Terodde in der zweiten Liga. Beim Erstliga-0:0 in Wolfsburg vollbrachte der Schalker Stürmer nun das zweifelhafte Kunststück, einen Elfmeter mitsamt Wiederholungsschuss zu vergeben. Also doch nur Verlierer? Mitnichten. Denn die beiden Terodde-Versuche wehrte natürlich der VfL-Torwart Koen Casteels ab. Mit 14 gehaltenen Elfmetern ist der Belgier unter den aktuellen Bundesliga-Torhütern die klare Nummer eins in dieser Disziplin. Thomas Hürner
7:2 mit Platte

Sieben Jahre ist es her, dass Felix Platte das Herz in die Hose rutschte. Platte, damals 19, gab seinen Einstand in Schalkes Profi-Team, der Gegner war Real Madrid, als sich die Chance zum Torschuss auftat: Hier Iker Casillas, dort der Nachwuchsstürmer aus Höxter. Sein Schuss war hart, dennoch blieb bloß ein plattes Wortspiel in den Zeitungen: Platte an die Latte. Und heute? Ist Felix Platte, 26, der bewährte Torjäger des Zweitliga-Spitzenteams SC Paderborn und der führende Schütze der Liga. Er profitiert dabei von einer Vereinstradition. Als Nachfolger von Steffen Baumgart hatte Trainer Lukas Kwasniok den Auftrag erhalten, den hemmungslos offensiven Stil seines Vorgängers fortzusetzen, und so viel steht nun fest: Kwasniok liefert. Am Samstag gab's ein 7:2 gegen Kiel. Zweimal Platte, rein ins Tor. Philipp Selldorf
Real ohne Raubein

In Spaniens Liga atmen die Offensivkräfte auf. Casemiro, 30, wechselte am Freitag zu Manchester United, und das bedeutet, dass die Knöchel vor Spielen gegen Real Madrid nicht mehr so sorgsam bandagiert werden müssen. Es war ja schon ein kleines Wunder, dass der raubeinige Casemiro in insgesamt acht Jahren in Spanien nie eine rote Karte sah. Fünf Mal holte der Brasilianer mit Real die Champions League; vor allem war er mit dem derzeit grippekranken Toni Kroos und Luka Modric integraler Bestandteil des sog. "Bermuda-Dreiecks", wie Trainer Carlo Ancelotti das Mittelfeld nannte, weil dort der Ball verschwand. Casemiro ging, weil Madrid 75 Millionen Euro Ablöse kassiert und Casemiro sein Nettojahresgehalt auf 10,5 Millionen verdoppelt. Reals Trauer währte kurz. Am Samstag siegten die Madrilenen bei Celta de Vigo mit 4:1. Javier Cáceres