Fußball-Bundesliga:Der Kleine hat Redebedarf

Fußball-Bundesliga: Wenig Verständnis: Fürths Trainer Stefan Leitl (vorne links) kann einige Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Schlager im Spiel gegen Dortmund nicht nachvollziehen.

Wenig Verständnis: Fürths Trainer Stefan Leitl (vorne links) kann einige Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Schlager im Spiel gegen Dortmund nicht nachvollziehen.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Greuther Fürth hadert bei der 0:3-Niederlage in Dortmund vor allem mit einer Entscheidung des Schiedsrichters, die Trainer Leitl "katastrophal" nennt.

Von Stefan Galler, Dortmund/München

Der süße Geschmack des Sieges kann Kräfte freisetzen bei Sportlern, das ist keine neue Erkenntnis. Und so zeigten die Bundesligaprofis der SpVgg Greuther Fürth drei Tage nach ihrem ersten dreifachen Punktgewinn in dieser Saison (1:0 gegen Union Berlin) beim Gastspiel am Mittwochabend in Dortmund, dass sie sehr wohl das Niveau haben, in der obersten deutschen Spielklasse mitzumischen. Obwohl klarer Außenseiter gegen den selbsternannten Meisterschaftsaspiranten hielten die Franken das Spiel lange Zeit offen, selbst das 0:1 durch einen umstrittenen Handelfmeter von Erling Haaland, den Maximilian Bauer verursachte, als er einen wuchtigen Haaland-Schuss abwehrte (33.), zwang den Tabellenletzten nicht in die Knie.

Doch dann folgte kurz vor der Pause eine weitere Entscheidung des Referees, die dazu führte, dass hinterher kaum jemand noch über die couragierte Leistung der Fürther oder die in der Endphase eiskalten Dortmunder redete, die durch einen Haaland-Kopfball (82.) und eine feine technische Einlage von Donyell Malen (89.) doch noch für klare Verhältnisse sorgten. Das bestimmende Thema war nun der Beschluss von Schiedsrichter Daniel Schlager, den wegen einer Unsportlichkeit bereits verwarnten BVB-Spieler Jude Bellingham nach einer rüden Grätsche gegen Max Christiansen auf Höhe der Mittellinie nicht mit der gelb-roten Karte vom Platz zu stellen.

"Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass das eine katastrophale Entscheidung war. Die Sohle ist offen. Er nimmt ein Foul in Kauf", schimpfte Stefan Leitl, Trainer der Fürther, der wegen seines Protests am Spielfeldrand prompt selbst Gelb sah. "Das ist natürlich ärgerlich für uns. Ich glaube schon, dass wir ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Es ist hypothetisch, aber vielleicht machst du dann den Ausgleich, oder verlierst eben nicht 3:0", so Leitl weiter.

Während des Spiels diskutiert Sportdirektor Azzouzi mit dem live kommentierenden Sky-Reporter

Nun gilt der 44 Jahre alte Trainer keineswegs als Querulant und ewiger Nörgler, der andere für die Unzulänglichkeiten seiner Mannschaft verantwortlich macht, sondern schon seit seiner aktiven Zeit als fairer Sportsmann. Und das kann man getrost auch von Rachid Azzouzi behaupten, dem Sportdirektor des Aufsteigers. Der war bereits nach der Elfmeterentscheidung derart in Rage, dass er dem live kommentierenden Sky-Reporter Oliver Seidler widersprach, als jener zu dem Strafstoß sagte: "Nach dem Regelwerk ist es einer!" "Was ist denn das Regelwerk?", entgegnete Azzouzi und schimpfte im Hintergrund klar vernehmbar weiter.

Während der Sportdirektor in der Pause einräumte, dass man "den Elfmeter schon geben könnte", war sein Ärger über den ausbleibenden Platzverweis für Bellingham umso größer: "Wir wären vom Platz geflogen. Da kann ich ihnen Brief und Siegel geben. Wenn das ein blauer Spieler gewesen wäre, wäre er weg gewesen", sagte Azzouzi, wobei erwähnt werden muss, dass die Kleeblättler diesmal keine grünen, sondern eben blaue Arbeitskleidung trugen. Azzouzi unterstellte den Regelhütern damit, dass sie gerade in Spielen von vermeintlichen Underdogs gegen die Branchenführer gelegentlich mit zweierlei Maß messen würden: "Ich glaube schon, auch wenn ich von den Schiedsrichtern gesteinigt werde, dass es unterbewusst so ist, wenn du dir gegen Dortmund einen Fehler erlaubst, dann gibt es Theater. Wenn dir gegen Fürth ein Fehler passiert, dann redet in drei Stunden keiner mehr drüber." Ein Punkt sei für seine Mannschaft gegen Dortmund möglich gewesen, der Schiedsrichter habe "seinen Teil dazu beigetragen", dass es damit nichts wurde.

Letztlich müssen die Franken die ganze Aufregung rasch abhaken, schon am Samstagnachmittag kommt der FC Augsburg zum Hinrundenabschluss in den Ronhof, ein Gegner, der von der Papierform dem Neuling schon deutlich näher scheint als die Borussia. Und so nimmt Trainer Leitl nicht nur den Ärger mit aus Dortmund, sondern auch viel Zuversicht, er lobte seine Mannschaft für ihre "Kompaktheit" und für "gute Umschaltmomente". Leitls Fazit: "Mein Empfinden ist, dass wir keine drei Tore schlechter waren als der BVB." Wenn auch die alte Fußballerweisheit besagt, dass es für Siege keinen Ersatz gibt, kann vielleicht ja auch diese Erkenntnis ein paar neue Kräfte freisetzen.

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