Fußball-Bundesliga:Freiburg ist bereit für Europa

Lesezeit: 4 min

Freiburger Jubel: Cedrick Makiadi (rechts) und Daniel Caligiuri. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Es könnte die größte Überraschung der Bundesliga-Saison werden: Nach dem Sieg gegen Augsburg darf sich der SC Freiburg allmählich darauf gefasst machen, dass der Klub bald im Europacup spielt. Der Hamburger SV erlebt gegen Wolfsburg den nächsten Rückschlag.

Die Augsburger stecken jetzt das zweite Jahr hintereinander im dicksten Abstiegsgetümmel, das kostet Substanz, hat aber auch eine Menge Vorteile. Man kennt die Regeln dort unten, man weiß zum Beispiel, was man auf gar keinen Fall tun darf: rechnen. Dass der Konkurrent Düsseldorf verloren hat, der Konkurrent Bremen sich nicht absetzen kann, der Konkurrent Hoffenheim allmählich näher rückt - alles egal.

Der FC Augsburg beschloss stattdessen, einfach der FC Augsburg zu sein. Er konzentrierte sich auf sich selbst, im beruhigenden Bewusstsein, in den vergangenen Wochen eine Menge richtig gemacht zu haben. Die Schwaben spielten einfach so heiter weiter wie zuletzt, aber in Freiburg reichte dieser ehrenwerte Ansatz nicht: Am Ende reihte sich auch der FCA unter die Wochenend-Verlierer ein. Die Freiburger dagegen dürfen sich nach dem letztlich verdienten 2:0 (1:0) gegen den FCA allmählich darauf gefasst machen, dass sie demnächst in Regionen aufkreuzen, in denen sie sich weniger auskennen: im Europacup. Während der SC Freiburg den sechsten Platz bestätigte, bleibt der FCA auf dem Relegationsplatz.

Die Augsburger hatten die Partie mit einem Trick eröffnet: Sie ignorierten die offizielle Spielansetzung und bildeten sich ein, ein Heimspiel zu haben. Sie begannen so, wie sie beim Heimsieg gegen Stuttgart aufgehört hatten: offensiv und aggressiv. Nach elf Minuten hatten sie schon zwei große Chancen, Mölders kam aus halbrechter Position zum Schuss (10.), Hahn aus halblinker (11.), aber beide Male parierte Freiburgs Torwart Baumann exzellent.

Unentschieden zwischen BVB und FC Bayern
:In inniger Abneigung

Von wegen wertloses Bundesliga-Duell: Beim letzten Aufeinandertreffen vor dem Champions-League-Finale beherrscht weiter der Wechsel von Mario Götze die Debatten. Der BVB sagt sogar ein geplantes Abendessen mit Vereinsvertretern des FC Bayern ab.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Es war ein munteres Spiel, das beide Teams den Zuschauern anboten, mit einer speziellen Dramaturgie: Vor allem am Anfang spielte Augsburg weniger gegen Freiburg, sondern gegen den SC-Torwart Baumann. Nach 23 Minuten warfen sich Baumann und Verteidiger Sorg mit vereinten Kräften dem Südkoreaner Ji entgegen, der Augsburgs dritte große Chance ausließ.

So schön es auch ist, die Regeln des Abstiegskampf zu kennen: Manchmal hilft einem das ganze Wissen nichts. Natürlich kennen die Augsburg die Regel, wonach man eigene Chancen irgendwann nutzen sollte, weil sonst . . . Es kam genau so: Sieben Minuten nach Jis Chance stand es 1:0 für Freiburg. Einen Schrägschuss von Schmid konnte Torwart Manninger noch abwehren, aber der Ball prallte Makiadi so praktisch vor die Füße, dass er gar nicht anders konnte, als das 1:0 zu erzielen. Es war eine schmeichelhafte Führung, aber die Freiburger gaben sich alle Mühe, sich die Führung nachträglich zu verdienen. Bei einem Kopfball von Schmid reagierte Manninger glänzend (42.), sonst wären die Freiburger sogar mit einer beruhigenden Führung in die Pause gegangen.

Auch nach der Pause war zu spüren, dass sich hier zwei Teams begegnen, die noch Ziele haben. Freiburg gab sich nicht mit der Führung zufrieden, und der FCA versuchte immer noch, sich vorzustellen, das sei hier ein Heimspiel. Das Spiel blieb schnell, aber vor lauter Herzblut wurden die Aktionen nun hektischer, vor allem Augsburg fehlte die klare Idee. Die Freiburger dagegen konnten es sich mit der Führung im Rücken leisten, überlegter zu spielen. Und sie haben so viel Qualität im Team, dass sie Fehler im Sauseschritt ausnutzen können - wie in der 60. Minute, als Schmid aus einem fabelhaften Pass von Kruse umgehend das 2:0 machte. Nun sah man dem Duell das unterschiedliche Niveau der Kontrahenten doch an: Die Freiburger spielten eine Niveau-Ebene höher, sie waren sicherer und zielgerichteter.

Der Trend dieses Spiels könnte sich am nächsten Spieltag verfestigen: Die Freiburger haben in Fürth die große Chance, den Europacup zu sichern. Und die Augsburger? Spielen beim FC Bayern.

Der Hamburger SV hat im Rennen um die Europa League schon wieder einen Rückschlag kassiert. Gegen den Nordrivalen VfL Wolfsburg kamen die Hanseaten am Sonntag nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus und liegen damit zwei Spieltage vor Ende der Bundesliga-Saison drei Punkte hinter dem Tabellensechsten SC Freiburg.

Vor 50 135 Zuschauern hatte Fußball-Nationalspieler Heiko Westermann die Gastgeber Sekunden vor der Pause in Führung gebracht. Doch Makoto Hasebe rettete den Niedersachsen mit seinem Treffer in der 65. Minute einen verdienten Punkt. "Wenn man solche Spiele nicht gewinnt, verdient man es am Ende auch nicht. Wir haben nicht gut gespielt. Wir müssen jetzt die letzten beiden Spiele gewinnen, dann haben wir vielleicht noch eine Chance", sagte Rafael van der Vaart

Das Duell endet unentschieden: Hamburgs Zhi Gin Lam (rechts) und Wolfsburgs Diego. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Hausherren präsentierten sich über weite Strecken nicht europapokalreif. HSV-Trainer Thorsten Fink musste gleich auf sieben Spieler verzichten. Kurzfristig fiel auch noch Linksverteidiger Marcell Jansen wegen Magen-Darm-Problemen aus. Für ihn rückte Zhi Gin Lam in die Startformation, der jedoch zunächst sehr unsicher wirkte. Viele seiner Pässe gingen rückwärts zu Keeper Jaroslav Drobny, der den gelbgesperrten Nationaltorwart René Adler gut vertrat.

Viel Arbeit bekamen jedoch vorerst weder Drobny noch Gegenüber Diego Benaglio. Nur ein Volleyschuss von Rafael van der Vaart nach schöner Kombination sorgte in der 4. Minute kurz für Aufregung, doch Benaglio stand genau richtig und hatte keine Mühe. Danach blieb bei beiden Teams vieles Stückwerk im Spiel nach vorn. Eine Schwalbe von Heung-Min Son im Wolfsburger Strafraum ahndete Schiedsrichter Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) zurecht mit Gelb (20.).

Eine Woche nach dem 1:4 beim FC Schalke 04 bekamen die angeknockten Hamburger das Spiel nicht unter Kontrolle. Die Wolfsburger wagten ebenfalls nur wenig. So musste ein kapitaler Aussetzer von HSV-Abwehrchef Westermann in der 31. Minute her, um für etwas Belebung zu sorgen. Ivica Olic war jedoch zu überrascht, als Westermann neben den Ball trat. Der VfL-Angreifer hatte zwar freie Bahn, schoss aber überhastet in die Arme von Drobny. Aber auch offensiv sorgte Westermann für Gefahr - und wie. Nach van der Vaarts feinem Freistoß verlängerte der 29-Jährige den Ball mit dem Hinterkopf zum 1:0 ins Tor. Es war sein dritter Saisontreffer.

Bundesliga
:Die Elf der hässlichsten Trikots

Manche Trikots treiben Fußballfans die Tränen in die Augen. Vor Freude, aus Wehmut oder aber auch: aus blankem Entsetzen über so viel Hässlichkeit. Der Hamburger SV in Rosa, der SV Werder mit roten Streifen oder der VfL Bochum im Regenbogen-Look. Die SZ hat eine Rangliste erstellt - stimmen Sie ab!

Von Holger Gertz

Allmählich wurde die Partie munterer, weil nun endlich auch die Wolfsburger zielstrebiger nach vorn spielten. Die besseren Chancen aber hatte noch der HSV. Son zwang Benaglio mit einem Fernschuss zur Parade (59.), auch bei Lams Aufsetzer war der Schweizer Schlussmann gefordert (61.). Das Tor erzielten dann aber die "Wölfe". Nach Flanke des gerade eingewechselten Ivan Perisic war Hasebe per Kopf zur Stelle, weil die HSV-Abwehr dem Rechtsverteidiger zu viel Platz ließ. Nun wackelten die Hamburger bedenklich. Allein Bas Dost hätte bei drei ganz dicken Gelegenheiten (72./75./77.) für die Gäste nachlegen müssen, verpasste aber ebenso wie Naldo (72.) die überfällige Führung. So blieb es beim letztlich gerechten Remis.

© SZ vom 06.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: