Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Ball und Ballack

Neue Spieler in der Bundesliga: Der eine schießt gleich ein Tor, der andere grätscht Gegenspieler um - und ein ganz anderer winkt nur noch ab. Die Debütanten-Elf des Spieltags.

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Quelle: AFP

Der Ball ist neu, aber nicht nur der. Und im Gegensatz zum Ball konnten nicht alle Zugänge am ersten Spieltag der neuen Bundesligasaison überzeugen. Die Debütanten-Elf des Spieltags.

Ruud van Nistelrooy

"Das waren keine großartigen Tore. Der hat einfach nur den Fuß hingehalten." Das hat der Schalker Torhüter Manuel Neuer gesagt, nachdem Ruud van Nistelrooy zweimal gegen ihn getroffen hatte. Diese von ungeheurer Kränkung zeugenden Worte wird einer wie der Niederländer natürlich so verstehen, wie man sie verstehen muss: Als größtmögliches Kompliment. Denn das Fuß hinhalten ist wohl mit das Schwierigste, was es im Fußball gibt. Denn um den Fuß so hinhalten zu können, dass sich der gegnerische Torwart zu Neidattacken hinreißen lässt, muss man richtig stehen.

Man muss dort stehen, wo das Fuß-hinhalten Sinn macht, zu Toren führt. Und das gelang van Nistelrooy lange Jahre in Manchester und Madrid so großartig, wie kaum einem anderen Stürmer weltweit. Jetzt gelingt ihm das auch in der Bundesliga. Denn nach einer verletzungsfreier, siebeneinhalb-wöchiger Vorbereitung ist Ruud van Nistelrooy, 34, so spritzig und fit, wie seit Jahren nicht und muss deshalb, nach vielen verletzungsbedingten Rückschlägen, für den HSV als Zugang gelten - Vielleicht als der torgefährlichste der Bundesliga, denn die hochgehandelte Konkurrenz schwächelt.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Raúl

Hamburger SV v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Vor dem Spiel umarmten sich der einstige holländische Welttorjäger Ruud van Nistelrooy und der einstige spanische Welttorjäger Raúl herzlich. Van Nistelrooy nannte Raúl "Kumpel und Freund". Im Spiel vergaß van Nistelrooy die Freundschaft (siehe van Nistelrooy), bei Raúl konnte man sich da nicht so sicher sein. Eine Leistung, die "nicht zu bewerten war", bescheinigte ihm sein Trainer Felix Magath. Klingt vernichtend. Tatsächlich war Raúl kaum zu sehen. Doch Magath versuchte mit seiner Einschätzung den Superstar unter den Zugängen der Bundesliga aus der Schusslinie zu nehmen. Es habe einfach keine verwertbaren Anspiele aus dem Mittelfeld gegeben. Wie soll man da einen Stürmer bewerten, wenn der keine Bälle bekommt?

Raúl sagte nach seiner Auswechslung nichts mehr. Und van Nistelrooy gab für seinen "Kumpel und Freund" Durchhalteparolen aus: "Heute habe ich die Tore gemacht, das andere Mal trifft Raúl wieder", sagte der Niederländer. Die beiden umarmten sich auch nach dem Spiel.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Marko Arnautovic

1899 Hoffenheim v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es stand 1:1, als Marko Arnautovic (r.) den Platz in Sinsheim betrat (24. Minute). Es stand 4:1 für Hoffenheim, als er ihn zur Halbzeit wieder verließ. Während der 21 Minuten dazwischen verbarg Arnautovic gekonnt sein Talent. Der österreichische Zugang geht vielen in Bremen schon jetzt auf die Nerven. Keiner winkt beim Training so oft ab wie er. Bremens Kapitän Thorsten Frings hat ihn gewarnt, er dürfe nicht so arrogant wirken. Dabei ist er Angreifer der mit Abstand beste Fußballer, "der in den letzten 30 Jahren in Österreich auf einem Fußballplatz herumgelaufen ist". Das zumindest hat Österreichs U-21-Teamchef Andreas Herzog über Arnautovic gesagt. Wenn man sich den österreichischen Fußball der letzten 30 Jahre anschaut, sagt das noch nicht allzuviel über Arnautovics Qualitäten aus. Dennoch: Er hat ein herausragendes Spielverständis, eine irrsinniges Spieltempo - wenn er nicht gerade mit Abwinken beschäftigt war.

Im ersten Saisonspiel gegen Hoffenheim winkte Clemens Fritz (l.) wütend ab, schimpfte in Richtung Arnautovic, als der wieder Mal einen Ball verloren hatte. Anti-Arroganz-Therapie, könnte man das nennen. Dabei durfte man Arnautovic gar nicht für Bremens Niederlage verantwortlich machen. Trainer Thomas Schaaf nahm ihn sogar in Schutz: "Auf den Jungen wirkt sehr viel ein, wir geben ihm alle Zeit. Bremen wird ihn lieben."

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Toni Kroos

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Thomas Müller ist 20 Jahre alt. Und WM-Torschützenkönig. Stammspieler beim aktuellen Deutschen Meister. Und ein Fußball-Superstar, der sich nicht benimmt wie einer.

Zusammen mit Toni Kroos hat er das wohl schönste Tor des ersten Bundesligaspieltags geschossen. Müller lupft auf Kroos, der lupft auf Müller, der mit seinem schwachen Linken ins Tor. "Ein technisches Meisterstück", sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Es blieb das einzige Meisterstück von Kroos. Er tauchte vor allem in der zweiten Hälfte unter. Dennoch hat er gute Chancen auf einen Stammplatz. Er muss sich ja nur umschauen. Müller, Badstuber, 21, Contento, 20: Trainer Louis van Gaal hat Spaß mit und Vertrauen in seine junge deutsche Garde. Gegen den VfL Wolfsburg standen acht Deutsche in der Bayern-Startelf.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Morten Rasmussen

1. FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Zugegeben, in Mainz von den Fans gefeiert zu werden, ist nicht das allergrößte Kunststück. In Mainz wird gern gefeiert. Dennoch ist es mehr als eine Erwähnung wert, dass Morten Rasmussen bei seiner Auswechslung in Mainz bejubelt wurde. Schließlich ist der 25-Jährige erst seit wenigen Tagen bei Mainz 05, er wurde eilig aus Glasgow ausgeliehen, und soll außerdem Publikumsliebling Bancé ersetzen, der vergangene Saison zehn Tore erzielte und sich jetzt in Dubai seine fußballerische Frührente auszahlen lässt. Doch Rasmussen hat sich in kürzester Zeit die Sympathien des Mainzer Anhangs erspielt, weil er in kürzester Zeit, nämlich schon im ersten Spiel, ein Tor für seinen neuen Verein erzielte (den 2:0 Endstand gegen Stuttgart) und sich darüber so ausgelassen freute, wie man es selbst beim ausgelassensten Mainzer nur selten zu sehen bekommt.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Sami Allagui

1. FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Und die Mainzer hatten viel damit zu tun, ihre Sympathien auf ihre neuen Lieblinge zu verteilen. Denn auch Sami Allagui, verpflichtet von Greuther Fürth,  überzeugte. Der Deutsch-Tunesier schoss das 1:0 und machte "richtig Spaß", wie Manager Heidel konstatierte. Auch in der neuen Saison scheinen in Mainz Jux und Dollerei tonangebend zu sein.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Michael Ballack

Borussia Dortmund v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Er musste sich gar nicht groß umstellen. Bayer 04 Leverkusen lief in Dortmund in blauen Trikos auf, in genau dem Blau, in dem auch Chelsea spielt, der ehemalige Verein Michael Ballacks. Chelsea hatte gerade das zweite Spiel dieser Saison in der englischen Premier League mit 6:0 gewonnen. Ohne Ballack. Fußballfans, die dem vielleicht-noch-Kapitän der Nationalmannschaft nicht besonders gewogen sind, würden hier vielleicht einen Zusammenhang konstruieren. In Dortmund waren ihm die wenigsten gewogen, Ballack wurde ausgepfiffen, Philipp Lahm war nicht im Stadion zu sehen.

Doch dann stand es nach 22 Minuten in Dortmund 2:0 für Leverkusen. Mit Ballack. Die Pfiffe wurden leiser. Ballacks ohnehin schon breites Kreuz konnte vom Blau des Trikots kaum mehr gebändigt werden. Das war auch nötig, denn sonst wäre Ballack überhaupt nicht aufgefallen. Mit dem Spiel hatte er relativ wenig zu tun, außer wenn er sich durch Fouls beteiligte und einen anderen Neuen unter Kontrolle hielt: 

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Shinji Kagawa

Borussia Dortmund v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Shinji Kagawa (rechts) bekam den Ball. Vor ihm die gesamte Abwehr von Bayer 04 Leverkusen. Shinji Kagawa spitzelte den Ball in Richtung Tor und lief ein paar Schritte. Hinter ihm die gesamte Abwehr von Bayer 04 Leverkusen. Vor ihm nur noch Rene Adler. Der hielt den Ball. Dennoch: Beim Antritt Kagawas erfüllte ein ungläubiges, ein bewunderndes Raunen das Dortmunder Stadion bis unters Dach.

Der 21-Jährige ist Mittelfeldspieler und hat in der vergangenen Saison 27 Tore in der japanischen Liga geschossen. Er ist technisch überragend, laufstark und torgefährlich. Für Dortmund war er ein Schnäppchen: Da der Vertrag des Hakenschlägers in Osaka gerade auslief, kostete er Dortmund nur 350.000 Euro an offiziell vorgeschriebener "Ausbildungsentschädigung". Doch selbst nach dem wenig erfolgreichen Spiel gegen Leverkusen dürfte Kagawa ein Vielfaches davon wert sein. "Shinji kann auch Bälle durchstecken - aber wenn er kann, will er immer feuern", sagt sein Trainer Jürgen Klopp. Gegen Leverkusen konnte er selten. Das lag an Michael Ballack. Kagawa hatte vor dem Spiel zum Duell mit Ballack gesagt: "Das ist eine Ehre. In Japan hatte ich keine Gelegenheit, gegen solche Superstars zu spielen." Die Demut, die sollte er noch ablegen.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Peniel Mlapa

Paniel Mlapa, Sebastian Proedl

Quelle: APN

Peniel Mlapa lief alleine auf das Tor zu in seinem ersten Bundesligaspiel. Es stand 1:1 im Spiel gegen den SV Werder Bremen. Das Spiel stand auf der Kippe. Der 19-Jährige hatte jetzt viele Zeit zu überlegen: Den Torwart ausspielen? Lupfen? Irgendwo ein besser postierter Mitspieler? Zu viel für Mlapa, zu viel Druck, zu viel Zeit, zu viel Gedanken? Mlapa schob kühl links unten ein und gab das Angriffssignal für eine furiose Schlussphase der ersten Halbzeit, nach der es 4:1 für Hoffenheim stand. Peniel Mlapa könnte der erste Treffer des neuen Hoffenheimer Managers werden: Ernst Tanner wird ein siebter Sinn für Talente nachgesagt. Den in Togo geborenen deutschen U19-Junior Mlapa, der schon im ersten Spiel ein bisschen an sein Idol Emmanuel Adebayor erinnerte, auch so ein Hüne, der hohes Tempo gehen kann, holte der frühere Jugendleiter Tanner von seinem alten Verein 1860 München.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Jens Hegeler

Borussia Mönchengladbach - 1.FC Nürnberg

Quelle: dpa

Jens Hegeler, perfekt rasiert, perfekt frisiert, wirkte bei seinem Debüt für den 1. FC Nürnberg ein bisschen wie ein ambitionierter Student der Jurisprudenz. Die Eigenschaften, die er für eine Karriere auf diesem Gebiet benötigen würde, setzt der 22-Jährige jedoch auch auf dem Fußballplatz gewinnbringen ein: Er spielt intelligent, ist talentiert und selbstbewusst. Jens Hegeler steht bei Bayer Leverkusen unter Vertrag, spielte im vergangenen Jahr beim FC Augsburg, wurde nun von den Franken ausgeliehen - und traf in seinem ersten Spiel zum 1:0. Hegeler war die auffallendste Figur seiner Mannschaft. "Mein Debüt hat gut geklappt, aber da ist noch Luft nach oben", sagte Hegeler, perfekt frisiert. Es klang intelligent und selbstbewusst und ambitioniert.

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Fußball-Bundesliga: Elf des Spieltags:Der Ball

Hamburger SV v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der erfolgreichste Zugang dieses Spieltags war ganz eindeutig: der Ball. Rund wie nie, machte der neue Einheitsball seinem Namen "Torfabrik" zur Premiere alle Ehre. Am ersten Spieltag lag die Trefferquote deutlich über dem Durchschnittswert der vergangenen Saison. Vor dem Saisonstart hatte es heftige Kritik an dem "unbekannten Flugobjekt" geben. "Wir werden viel mehr Treffer sehen und Torhüter, die bei den Bällen schlecht aussehen", sagte beispielsweise Jürgen Klopp und prophezeit einen tiefen Einschnitt in die Spielkultur: "Die neue Pille ist wie eine Regeländerung. Als wären die Tore größer gemacht worden." Französische Wissenschaftler hatten den WM-Ball sogar umfangreichen Tests unterzogen. Ihr Fazit: das Spielgerät ist "zu perfekt", um eine gerade Flugbahn zu haben. Mit nur acht neuartigen, thermisch verschweißten und erstmals sphärisch geformten 3D-Panels erreicht der Ball nach Angaben des Herstellers eine bisher nie da gewesene Rundheit.

© sueddeutsche.de/Sebastian Gierke
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