Im Ruhrstadion tanzen sie neuerdings Sirtaki, die entsprechende Musik wird über die Lautsprecher eingespielt. Anlass dazu gab am Samstag der 31 Jahre alte Grieche Georgios Masouras. Vor zwei Wochen hat der VfL Bochum den Stürmer von Olympiakos Piräus ausgeliehen, um der abschlussschwachen Offensive des Tabellenletzten im Abstiegskampf Beine zu machen. In seinem ersten Spiel beim 2:2 in Kiel vor einer Woche hatte Masouras noch keinen Treffer beigesteuert, doch gegen Borussia Dortmund brachte er Bochum mit zwei Toren binnen zwei Minuten (33. und 35. Minute) schon in Halbzeit eins auf die Siegerstraße.
Am Ende gewannen die Bochumer durch diese beiden Treffer tatsächlich 2:0 (2:0) und verließen zumindest über Nacht erstmals seit viereinhalb Monaten den letzten Tabellenplatz. „Schön, dass sie Sirtaki im Stadion spielen“, sagte der Mann des Spiels - und richtete den Blick auf die zweite wesentliche Botschaft des Tages: „Wenn wir so weiterspielen, können wir unser großes Ziel erreichen und in der Liga bleiben.“ Borussia Dortmund hingegen erlitt im zweiten Bundesligaspiel unter dem neuen Trainer Niko Kovac schon den zweiten massiven Rückschlag.
Eine Woche zuvor hatte man das Kovac-Debüt daheim gegen den VfB Stuttgart 1:2 verloren, sah sich drei Tage später allerdings vorübergehend rehabilitiert durch einen 3:0-Sieg in der Champions League bei Sporting Lissabon. „Die Mannschaft hat eine gewisse Stabilität erreicht“, hatte noch kurz vor dem Anpfiff in Bochum der Sportdirektor Sebastian Kehl bei Sky gesagt – aber just diese Stabilität war im Ruhrstadion schon wieder nicht mehr zu erkennen. Nach dem Abpfiff betrug der Rückstand des Tabellenelften Dortmund auf den ersten Europapokalplatz sechs Punkte.
Die Bochumer hatten vorne auf ihren besten Torschützen Myron Boadu (sieben Tore) wegen Verletzung verzichten müssen und ganz hinten auf ihren kranken Torwart Patrick Drewes. Beim BVB fehlten im gesperrten Julian Ryerson sowie im verletzten Ramy Bensebaini die beiden Außenverteidiger. In die Startelf rückte damit erstmals seit knapp zwei Monaten wieder der genesene Niklas Süle, ausnahmsweise als Rechtsverteidiger. Bei Bochum gab Timo Horn sein Debüt im Tor.
Vier Tage, nachdem die Dortmunder in Lissabon trotz einer allzu passiven ersten Halbzeit dank dreier Treffer in der zweiten Hälfte klar gewonnen hatten, schienen sie in Bochum dieses riskante Spiel wiederholen zu wollen. Sich vom Tabellenletzten der Bundesliga immer wieder tief in die eigene Hälfte hineindrücken zu lassen, ist für einen angehenden Champions-League-Achtelfinalisten gewiss ehrabschneidend. Dass just der in dieser Saison zuvor so abschlussschwache VfL gegen den BVB binnen zwei Minuten zwei Treffer erzielte, ließ den BVB-Granden Hans-Joachim Watzke, Lars Ricken und Matthias Sammer auf der Ehrentribüne die Mienen gefrieren.
Die Dortmunder bleiben viel zu harmlos
Zunächst schob Masouras in der 33. Minute eine scharfe Hereingabe von Philipp Hofmann über die Torlinie, dann schnappte er sich in der 35. Minute einen kapitalen Fehlpass von Süle, der auf Nico Schlotterbeck zurückgeben wollte, diesen allerdings derart weit verfehlte, dass Masouras den Ball erlief, allein vor BVB-Torwart Gregor Kobel auftauchte und abgebrüht zum 2:0 einlupfte.
„Wir sind abhängig von Ergebnissen und leiden alle mit“, hatte Kehl vor dem Spiel bei Sky noch gesagt, fast so, als hätte er eine Ahnung gehabt. Aber niemand konnte wohl erwarten, dass die Dortmunder beim Noch-Tabellenletzten Bochum derart leiden würden.
Im Hinspiel, damals noch unter dem Trainer Peter Zeidler, hatten die Bochumer in Dortmund ebenfalls 2:0 geführt, am Ende dann noch 2:4 verloren. Sie waren also gewarnt. Doch diesmal verwandelte sich der BVB in der Pause nicht vom hässlichen Entlein in einen schönen Schwan. Bochum blieb die bessere Mannschaft. In der 69. Minute stibitzte Masouras dem eingewechselten Yan Couto den Ball und lief wieder allein auf Kobel zu. Es hätte die Vorentscheidung sein können – doch Masouras vergab.
Die Dortmunder waren letztlich viel zu harmlos, und das, obwohl sie nach dem 0:2-Rückstand noch eine volle Stunde hatten, um die Dinge geradezurücken. Strafe dafür waren die neunte Niederlage und Sirtaki-Klänge, die ihnen noch ein paar Tage in den Ohren klingen dürften.