Fußball-Bundesliga:Doppelte Pointe

Schalke 04 und der Hamburger SV bieten beim 3:3 einen dramatischen Schlagabtausch, bei dem Marcus Berg und Kevin Kuranyi je zweimal für ihre Teams treffen.

Auf den Tag genau vor sechs Jahren hat sich die Geschichte schon einmal so ähnlich abgespielt. Auch damals führte der Hamburger SV 2:0 gegen Schalke 04, und auch damals musste er den Ausgleich hinnehmen. Diesmal jedoch gab es noch eine doppelte Pointe: In Unterzahl erzielte der HSV ein weiteres Tor, und als alles danach aussah, dass die von Verletzungen so sehr gebeutelten Hamburger drei Punkte aus Gelsenkirchen würden mitnehmen können, fiel das letzte Tor des Abends, das 3:3 (0:2). Es war ein turbulentes, spannendes und phasenweise hochklassiges Fußballspiel, zum dem Hamburgs Trainer Bruno Labbadia sagte: "Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Die Mannschaft hat Moral bewiesen. Sie war müde, hatte das Spiel in Glasgow noch in den Knochen und ist trotzdem unglaubliche Wege gegangen, auch in Unterzahl."

Fußball-Bundesliga: Seht her, ich war's: Kevin Kuranyi feiert seinen zweiten Treffer kurz vor Spielende.

Seht her, ich war's: Kevin Kuranyi feiert seinen zweiten Treffer kurz vor Spielende.

(Foto: Foto: dpa)

Tatsächlich hatte zunächst wenig danach ausgesehen, dass Schalke ins Spiel zurückfinden würde, denn der HSV spielte in der ersten Halbzeit kühl, kontrolliert und jederzeit überlegen. Die Mannschaft verfügt über beeindruckende Ballsicherheit, ihre Kombinationen wirken wie von einem großen Zeichner entworfen. Auch Schalke spielte keineswegs schlecht in der ersten Hälfte, aber eben nicht so souverän wie die Hamburger.

Auf Guerrero müssen die Norddeutschen verzichten, auf Petric, auf Alex Silva, auf Collin Benjamin, nun hatte auch noch Jerome Boateng zunächst angeschlagen auf der Bank Platz nehmen müssen, und trotzdem wirkte die Elf kompakt, angeführt vom genialischen Brasilianer Zé Roberto. In der 27.Minute ging der HSV in Führung: Elia beschleunigte, als hätte er einen zusätzlichen Gang zur Verfügung, er sprintete bis zur Schalker Grundlinie und legte den Ball zurück, so dass Marcus Berg ohne Probleme das 0:1 erzielen konnte. Dem schwedischen Stürmer gelingt es immer besser, das Fehlen von Guerrero und Petric zu kompensieren.

Kurz vor der Halbzeit ließ Trochowski mit einem direkten Freistoß aus 32 Metern das 0:2 folgen (45.), und als auch nach der Pause zunächst nur der HSV spielte und zwei große Chancen durch Pitroipa und Berg ausließ, schien die Partie gelaufen zu sein. Durch grobe Nachlässigkeit in der Hamburger Defensive gelang jedoch Kuranyi per Kopf das 1:2 (50.). Wenig später sah Hamburgs Rozehnal nach einer Notbremse kurz vor dem Strafraum die rote Karte. Den folgenden Freistoß durch Bordon konnte Torwart Frank Rost noch abwehren, doch Lukas Schmitz beförderte den Abpraller per Kopf zum 2:2 ins Netz (62.). Es folgte ein offener Schlagabtausch, angefeuert von einem begeisterten Publikum.

Schalke drängte nun, die Mannschaft war überlegen, und dennoch geriet sie erneut in Rückstand. Es war ein feiner Konter der Hamburger: Zé Roberto lief mit dem Ball, er wehrte Angriff nach Angriff ab, schließlich passte er im genau richtigen Moment an den Strafraum zu Berg, und der schob die Kugel kühl an Torwart Manuel Neuer vorbei zum 2:3 ins Tor (80.). All die Verletzten und dann ein Sieg in Unterzahl, auswärts: Was wäre das für eine Geschichte gewesen. In der 90. Minute war es jedoch erneut Kuranyi, der per Kopf nach Flanke von Westermann das 3:3 erzielte, und in der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte Asamoah sogar die Chance zum Schalker Siegtreffer, als er aus sieben Metern mit einem Kopfball an Rost scheiterte. Was wäre das erst für eine Geschichte gewesen.

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