Fußball-Bundesliga:Die Titelentscheider

Eckfahnenausreißer, Fallobstfußballer und ein gefoulter van Bommel. Die sueddeutsche.de-Elf-des-Tages der einflussreichsten Meisterschaftskämpfer.

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Das Meisterschaftsrennen ist nach dem 29. Spieltag offen wie nie - nur drei Punkte trennen den Ersten (Wolfsburg) vom Fünften (Hamburg). Der Saisonverlauf nimmt derart skurrile Züge an, dass sogar die fast resignierenden Bayern immer noch Chancen auf den Titel haben. Bestimmt wird das Meisterschaftsrennen immer mehr von einzelnen Spielern, die sich auf verschiedenste Weise hervortun. Anlass genug für eine sueddeutsche.de-Elf-der-potentiellen-Titelentscheider.

Jede Elf braucht einen Torhüter, diese Elf hat sogar zwei: Da wäre zum einen der Cottbuser Gerhard Tremmel, der das hochgelobte, dreiköpfige Wolfsburger Offensivmonster namens DzekoGrafiteMisimovic mit seinen Paraden zu einem machtlosen Teddybärentrio degradierte. Wo immer einer der drei VfL-Erfolgsgaranten auftauchte - Tremmel war schon da und raubte dem Wolfs(burg)rudel den Verstand. Der Energie-Keeper hatte damit maßgeblichen Anteil am verpassten Wolfsburger Ausreißversuch.

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Auf Manuel Neuers Beitrag zum offenen Meisterschaftskampf hätten sämtliche dem FC Bayern verbundenen Fußballenthusiasten wohl gerne verzichtet. Der Schalker Keeper rettete seinem Team mit einer sehenswerten Flugeinlage gegen einen Schuss von Hamit Altintop den Sieg. Dann zelebrierte er seine ganz persönliche Wiedergutmachung für den Schock des 2001er Meistschaftsdramas, als er mit 13 Jahren im Schalker Parkstadion Bayerns Last-Minute-Tor gegen Hamburg und den Verlust der schon sicher gegelaubten Meisterschaft erleben musste. Geschichte wiederholt sich eben, was Neuer durch sein beherztes Zupacken bei einer Eckfahne in der Münchner Arena demonstrierte - ganz im Geiste von Oliver Kahn im Jahre 2001 ("immer weiter").

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Der Einfluss von HSV-Verteidiger Joris Mathijsen auf den Titelkampf hätte entscheidender sein können - nämlich dann, wenn er gegen den BVB besser verteidigt hätte und die Hamburger dadurch nicht so klar verloren hätten. Dass den Hanseaten irgendwie die Luft im Endspurt auszugehen scheint, zeigte sich auch in Dortmund. Mathijsen hatte seinen energischsten Auftritt erst nach Schlusspfiff, als er fuchsteufelswild auf Schiedsrichter Kempter zustürmte, um gegen dessen Elfmeterentscheidung auf die Barrikaden zu gehen. Der wütende und ebenso nutzlose Wortbeitrag des Holländers zeigte ziemlich klar, wie sehr der HSV durch sein langes Verweilen in bis zuletzt drei Wettbewerben auf dem Zahnfleisch geht.

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Seinem Spitznamen "Zwetschge" entsprechend präsentierte sich Zvjezdan Misimovic gegen Energie Cottbus beinahe wie Fallobst. Von seinen überwältigenden Vorbereiterqualitäten war ebenso wenig zu sehen wie von adäquatem Defensivverhalten, als er dem Cottbuser Iliev nach einem simplen Doppelpass nur noch eine gute Reise auf dem Weg zum 1:0 zu wünschen schien. Misimovics Einfluss im Meisterschaftsrennen könnte darin bestehen, dass im entscheidenden Moment sein altes Phlegma aus der Mottenkiste hervorgekrochen kommt. Der Bosnier vergab in Cottbus zweimal so fahrlässig, dass man meinen könnte, er betreibe einen Förderverein für Bundesligafußball in der Lausitz.

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Ähnliches gilt auch für Edin Dzeko. Der 16-malige Torschütze zeigte sich bei seinen Einschussmöglichkeiten ungewohnt ungestüm und trug so dazu bei, dass der VfL anstatt eines mächtigen Fünfpunktepolsters nun nur einen leicht zerbrechlichen Zweipunktevorsprung besitzt. Vor einigen Wochen hatte der baumlange Bosnier noch gegen weitaus bekanntere Abwehrrecken, als es die Cottbuser Pavicevic, Burca, Cagdas und Ziebig sind, eingenetzt. Einer von ihnen hieß Breno und der kriegt heute noch Panikattacken, wenn der die Namen Dzeko und Grafite zu hören bekommt.

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Was ist nur mit Mark van Bommel los? Eigentlich ist er derjenige, der bei den Bayern auf dem Platz für die Gemeinheiten vom Dienst zuständig ist. Ein kleiner Kniff, ein satter Tritt, ein paar warme Worte fürs Elternhaus oder ein "natürlich ganz versehentlich ausgefahrener" Armwischer - das ist die Welt des nickeligen Niederländers. Und nun das: Van Bommel ließ sich ohne große Gegenwehr vom Schalker Jermaine Jones die Butter vom Unfairness-Brot nehmen. Jones flog zurecht vom Platz und setzte dann im Interview zu klassischer van Bommel-Logik an: "Das war gar nix - wenn ich den wirklich schlagen wollen würde, dann würde ich das auch sofort machen!" Verkehrte Welt: Van Bommels Wandlung vom Täter zum Opfer könnte den FC Bayern am Ende wichtiges Einschüchterungspotential kosten.

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Hat Cacau schon einmal irgendwo anders gespielt als in Stuttgart? Ja, tatsächlich, bei den Clubberern aus Nürnberg, von 2001 bis 2003. Danach ging er für die Schwaben auf Torejagd und traf für sie immerhin 47 Mal. Nach seinem 47. Tor, dem 1:0 gegen Frankfurt am vergangenen Samstag, zeigte Cacau wieder seinen schönen Jubel - die nach oben gestreckten Zeigefinger, den Blick gen Himmel gerichtet. Ihm war bewusst, dass er dem VfB Stuttgart nach seinem Treffer - Gomez sorgte für den 2:0-Endstand - die Tür zur Meisterschaft wieder ein Stück geöffnet hat. Drei Punkte sind es nur noch auf Spitzenreiter Wolfsburg. Es ist den Stuttgartern wieder zuzutrauen, wenn man Cacau so nach oben schauen sieht.

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Sebastian Kehl ist mittlerweile 32, und ein Torjäger war der Kapitän von Borussia Dortmund noch nie. Gegen den HSV aber erzielte der Defensivmann in der 32. Minute einen Treffer, der richtig wehtat. Zum einen, weil Kehl Hamburgs Keeper Frank Rost mit diesem fiesen, abgezockten Tunneltor bloßstellte, zum anderen, und das wiegt noch viel schwerer, weil Kehl so den Norddeutschen eine weitere Chance verbaute, nach ganz oben in der Tabelle zu klettern. Auch wenn sich Kehl über den derzeitigen Tabellenstand des eigenen Teams keinerlei Illusionen macht - der Kapitän will weiterkämpfen: "Meister", sagt Kehl augenzwinkernd, "werden wir zwar wohl nicht mehr, aber wir sind weiter gierig auf Siege." Im Gegensatz zum HSV: Der ist so gar nicht gierig im Moment.

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Es ist hinlängiglich bekannt, dass Stürmer Marko Pantelic und sein Trainer bei Hertha BSC Berlin, Lucien Favre, im wirklichen Leben keine Freunde wären. Doch in der Bundesliga kann der eine nicht ohne den anderen. Der eine schießt Tore - wenn er denn will. Doch er muss dazu erst einmal aufgestellt werden. Dies bewerkstelligt der andere - wenn er denn will. Dieses Mal hat Favre Pantelic aufgestellt. Allerdings schoss der Stürmer kein Tor und so hat Favre ihn wieder vom Platz genommen, woraufhin der Stürmer seinem Trainer einen Klaps gab. Ob der freundschaftlich gemeint war, ist nicht überliefert. Schließlich gabs vor dem Spiel mal wieder Ärger. "Es ist normal, dass ich spiele. Wenn ich nicht spiele, arbeitet einer gegen den Verein", hatte Pantelic gesagt.

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Ist das der kleine Wirbelwind, der Zauberer, der am Ball alles kann? Frank Ribéry wirkt momentan reichlich desillusioniert, lustlos gar. Die vielen Rückschläge bei den Bayern haben dem Franzosen offenbar aufs Gemüt geschlagen. Nur so ist diese gelb-rote Karte in der 76. Minute des Spiels gegen Schalke zu erklären, die der Spielmacher sich nach wiederholtem Foulspiel einhandelte. Dass er von seinen Gegenspielern mal wieder richtig auf die Socken bekam, soll nicht als Entschuldigung dienen. Nun fehlt er seinen Bayern im nächsten, so wichtigen Spiel gegen Gladbach - durch ein Foul, das vor allem durch Frust entstand.

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Seit Franz Beckenbauer nicht mehr so viel Macht hat beim FC Bayern - die teilen sich mittlerweile die Granden Hoeneß, Rummenigge und Hopfner auf - muss er mehr denn je mit flotten Sprüchen glänzen. Sonst würde der Kaiser doch arg deplaziert wirken im präsidialen Amt. "Jürgen ist, nach mir, der fleißigste Trainer, den Bayern jemals hatte", sagte Beckenbauer. Das Doppellob vom Noch-Präsidenten für sich und seinen Nach-Nach-Nachfolger sollte den Noch-Trainer der Bayern aber nicht allzu optimischtisch stimmen. Schließlich hat Beckenbauer Klinsmanns Weiterbeschäftigung nach der Sommerpause schon vor dem Barcelona-Debakel öffentlich in Frage gestellt. Und das Ultimatum nach der Schalke-Pleite ("Das Heimspiel gegen Gladbach muss gewonnen werden. Sonst wird es für Jürgen eng, das weiß er auch") war auch nicht nett. Bleibt zu hoffen dass er den neuen Trainer nicht mit Sätzen begrüßt, die er wirklich bereuen könnte: "Wir sind auf Jahre hinaus unschlagbar", zum Beispiel.

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