Fußball-Bundesliga:Demütiger Hofknicks vor den Bayern

FC Bayern Muenchen v Werder Bremen - Bundesliga

Nicht berühren: Bayern-Profi Franck Ribery (links) geht elegant an seinem Bremer Gegenspieler Theodor Gebre Selassie vorbei

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Dass man in München auch gewinnen darf, haben viele verdrängt. Der Bundesliga ist zu wünschen, dass alle mehr Mainz wagen.

Kommentar von Christof Kneer

Am 34. Spieltag spielt Hannover 96 beim FC Bayern. Es ist nicht zu erwarten, dass Menschen dieser Partie bereits jetzt entgegenfiebern, dass sie ihre Familienfeste absagen und ihre Pfingst-Urlaube verschieben, nur um dabei zu sein. Der FC Bayern wird an diesem 14. Mai wohl seit mehreren Spieltagen Meister sein, und nach den aktuellen Eindrücken könnte Hannover dann schon seit einigen Spieltagen abgestiegen sein. Das ist keine schöne Perspektive für die Anhänger von Hannover 96, für die Liga wäre diese Konstellation aber zumindest in einer Hinsicht eine kleine Erleichterung. Es gäbe dann jedenfalls keine Debatte mehr darüber, ob sich der eine oder andere Hannoveraner vorher absichtlich eine gelbe Karte abgeholt hat.

Man kann die jüngste Diskussion über vorsätzlich oder nicht vorsätzlich organisierte gelbe Karten für lästig, nebensächlich oder albern halten, aber es ist eine Diskussion, die eine Menge über die aktuelle Saison aussagt. Die Diskussion steht stellvertretend für eine Liga, die einen demütigen Hofknicks macht, wenn sie in München angekommen ist.

Bremens Trainer Viktor Skripnik wirkte nach dem beeindruckend unterwürfigen 0:5 seiner Elf erstaunlich aufgeräumt, er schwärmte vom "guten Platz" und "der guten Mannschaft" des FC Bayern, und er verwies fröhlich aufs nächste Wochenende, auf das Heimspiel gegen Mainz 05. Diese Partie sei Werders Maßstab, meinte Skripnik, "da müssen wir liefern". Dass man laut offiziell gültiger Spielregeln übrigens auch in München liefern darf, haben viel zu viele Mannschaften in dieser Liga inzwischen weitgehend verdrängt.

Der Liga wäre es zu wünschen, dass die Konkurrenten künftig ein bisschen mehr Mainz wagen. Die Mainzer haben kürzlich sehr beherzt drei Punkte aus München mitgenommen, zu sehen war keinerlei Hofknicks, dafür aufrechter, professionell betriebener Sport. Auch den Bayern selbst wären im Übrigen wettbewerbsfähigere oder zumindest wettbewerbswilligere Gegner zu wünschen, auch die Bayern brauchen ja mal die eine oder andere seriöse Prüfung, um jene Körperspannung aufzubauen, die ein Gegner wie Juventus Turin erfordert.

Bayern sagt, ein Richter solle richten, nicht kommentieren

Welch skurrile Züge Bayerns Überlegenheit inzwischen angenommen hat, zeigen jene erstaunlichen Sätze, die gerade von Karl-Heinz Rummenigge gemeldet werden. Im Namen des Klubs wehrt sich der Klubchef "entschieden gegen herabwürdigende Äußerungen des Sportgerichts bei der Beurteilung der Gelbsperren für die Werder-Bremen-Profis Zlatko Junuzovic und Clemens Fritz"; Sportrichter Hans E. Lorenz hatte die Liga am Freitag quasi höchstrichterlich für die absichtliche Beschaffung von gelben Karten gerügt, versehen mit dem Hinweis, dies könne "nicht im Sinne des Wettbewerbs sein". Die Bayern sind nun der Meinung, ein Richter solle richten und nicht kommentieren.

Ob sich die Bayern von solchen Aussagen tatsächlich diskriminiert fühlen müssen, darf man allerdings bezweifeln, aber eines zeigt das eigenartige Streitgespräch auf jeden Fall: dass inzwischen alle Parteien ein bisschen überfordert sind von der Dominanz dieser im Übrigen großartigen Bayern-Mannschaft.

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