Fußball-Bundesliga:Das Beste vom Rest

Nicht nur der Wechsel von Arjen Robben zeugt von der gewachsenen Attraktivität der Bundesliga. Sie entwickelt sich zur neuen Heimat der 1b-Stars.

Ralf Wiegand

Vielleicht muss man sich der Antwort auf die Frage, warum Arjen Robben jetzt in der Bundesliga spielt, über einen Umweg nähern. Dieser Umweg führt über die Frage, warum dieser ganz offenkundig zu großem Spektakel taugende Hochgeschwindigkeitsfußballer nicht in England spielt. Oder in Italien, der Türkei oder Russland. Warum geht jemand, der vor nicht allzu langer Zeit gut genug für Real Madrid war, nicht einfach zu einem anderen Klub der Primera Division, die doch von sich selbst behauptet, die beste Liga der Welt überhaupt zu sein?

Fußball-Bundesliga: Bayerns neuer Flügelstürmer Arjen Robben.

Bayerns neuer Flügelstürmer Arjen Robben.

(Foto: Foto: AP)

Die Gründe dafür dürften die gleichen sein, die Claudio Pizarro vom FC Chelsea zu Werder Bremen oder Aliaksandr Hleb vom FC Barcelona zum VfB Stuttgart geführt haben. Auch Zé Roberto vergoldet den Spätsommer seiner Karriere nicht, wie noch vor Jahren üblich, irgendwo in Asien, sondern hängt noch zwei Jahre in der Bundesliga dran - nicht zum Schaden für die Bundesliga.

In Hamburg trifft der ewig junge Brasilianer den tatsächlich jungen Top-Torjäger der Junioren-EM, den Schweden Marcus Berg. Auch der ging nicht den ausgetretenen Pfad auf die Insel oder über die Alpen, sondern wählte die Vogelfluglinie bis kurz hinter Schleswig-Holstein.

Die Bundesliga hat einen Teil des Rückstands auf die sogenannten großen Ligen aufgeholt. Sie dient jetzt immerhin als sicherer Hafen für unsichere Kantonisten, deren Karriere irgendwo zwischen Anlagebank und Ersatzbank stecken geblieben ist. Spieler, die sich sportlich an den Hochfinanzplätzen des Fußballs nicht durchsetzen konnten, zieht es plötzlich ins kalte Deutschland.

Hier verdienen sie womöglich weniger, aber immer noch sehr gut - und vor allem verlässlich jeden Monat dasselbe. Gleichzeitig ist die sportliche Konkurrenz kleiner, der Spaßfaktor in ausverkauften Stadien hoch. Denn sogar Profis, zumindest solche, die noch etwas zeigen wollen, macht Geld allein nicht glücklich. Man kann da Rafael van der Vaart fragen, der erst nicht schnell genug wegkommen konnte aus Hamburg und nun so gerne zurückkehren würde aus Madrid; zur Not gar nach München.

Die Bundesliga ist für die 1b-Stars des Weltfußballs an die Stelle der Tottenhams, Parmas oder Real Mallorcas getreten. Ihre Klubs haben bessere Argumente als Panathinaikos Athen, Fenerbahce Istanbul, Red Diamonds Urawa. Schon lassen sich gar Stars wie Dzeko und Ribéry zum Bleiben überreden. Arjen Robbens 30-Minuten-Zauber versinnbildlicht die neue Attraktivität der Liga: Sie ist mit Abstand das Beste vom Rest.

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