Fußball-Bundesliga am Freitag:Dortmund gewinnt in der Kälte von Nürnberg

Borussia Dortmund gewinnt die temporeiche und interessante Partie beim 1. FC Nürnberg mit 2:0. Trainer Jürgen Klopp verbreitet erst Weisheiten und verweist auf seine Unterwäsche, dann tobt er an der Seitenlinie entlang - schließlich steht er zufrieden in seiner Zone herum.

Jürgen Schmieder

Kalt war's an diesem Freitagabend in Nürnberg, weniger als Minus zehn Grad waren auf dem Thermometer zu lesen, das am Spielfeldrand im Boden steckte. Im Regelwerk des Fußball-Weltverbands Fifa steht: "Ab einer Temperatur von 15 Grad unter Null sollten keine Spiele mehr stattfinden." Dortmunds Jürgen Klopp hatte jedoch vor dem Spiel gesagt: "Ich find's gar nicht so kalt, außerdem habe ich Funktionsunterwäsche an."

1. FC Nuernberg v Borussia Dortmund  - Bundesliga

Interessantes Spiel in der Kälte: Dortmunds Sebastian Kehl kämpft mit Timmy Simons um den Ball.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Natürlich hatte Klopp auch eine Funktionsmütze auf und Funktionshandschuhe an, doch auch die beiden Utensilien hätte es nicht unbedingt gebraucht, ist Klopp doch dafür bekannt, sich während der Spiele durch allerlei Leibesübungen warm zu halten.

Auch in Nürnberg tobte Klopp an der Seitenlinie, am Ende des Spiels stand er jedoch recht zufrieden in seiner Zone herum. Seine Mannschaft hatte die interessante Partie gegen die auf hohem Niveau agierenden Nürnberger mit 2:0 (0:0) gewonnen. "Es macht diesen Sieg besonders, weil es so hart war", sagte Klopp nach dem Spiel.

Er hatte einiges zu tun an diesem Abend: Zunächst tobte er, weil er nun gar nicht einverstanden war, wie seine Elf die Partie gestaltete - oder vielmehr wie seine Elf die Gestaltung den Nürnbergern überließ und knifflige Situationen überstehen musste. Nach vier Minuten fiel Tomas Pekhart im Strafraum, was Schiedsrichter Florian Meyer als nicht Elfmeter-würdig interpretierte.

Dann zwang Dominic Maroh mit einem Schuss aus sieben Metern Roman Weidenfeller zu einer herausragenden Fußabwehr (10.), eine Minute später musste Shinji Kagawa einen Kopfball von Timmy Simons auf der Linie abwehren. Und dann vergab Pekhart (18.) innerhalb weniger Sekunden zwei Mal aus kurzer Distanz.

Jürgen Klopp lief wild an der Seitenlinie herum und schimpfte mit jedem, der nicht bei drei auf dem Stadiondach war - er motzte gar so sehr, dass er vom Schiedsrichter zu Ruhe und Gelassenheit gerufen werden musste. Diese Ermahnung freilich nutzte Klopp, um gleich noch mit dem Unparteiischen zu diskutieren.

Zuspiel Piszczek, Treffer Kehl

Erst nach 20 Minuten bekamen die Dortmunder diese Partie zu fassen: Erst spielte Sebastian Kehl mit feinem Fuß einen Pass auf Robert Lewandowski, der jedoch freistehend an Raphael Schäfer scheiterte (22.). Kurz darauf legte Lewandowski schön auf Kevin Großkreutz, doch der schoss aus elf Metern ebenso weit über das Tor. Zu diesem Zeitpunkt hatte Klopp bereits ins Spiel eingegriffen, für den verletzten Sven Bender (Bänderverletzung im Knöchel) hatte er Moritz Leitner aufs Feld geschickt.

Es entwickelte sich ein temporeiches und interessantes Spiel, was vor allem daran lag, dass Nürnbergs Trainer Dieter Hecking seiner Elf eine neue Taktik verpasst hatte: In der 4-2-3-1-Formation standen die Nürnberger in der Defensive durchaus sicher und waren in der Lage, schnelle Angriffe zu inszenieren.

"Nichts ist unwichtiger als der Sieg der Vergangenheit", hatte Klopp vor dem Spiel gesagt. Die Dortmunder wurden nach zwei recht souveränen Erfolgen (5:1 gegen den HSV, 3:1 gegen Hoffenheim) zum ersten Mal in der Rückrunde gefordert und geprüft, immer wieder kamen die Nünrberger gefährlich zum Dortmunder Tor - doch weil sich Weidenfeller in herausragender Form präsentierte, stand es zur Halbzeit noch 0:0.

Dass es kurz nach der Pause plötzlich 0:1 stand, war vor allem Lukasz Piszczek zuzuschreiben. Der hatte sich auf der rechten Seite schön freigelaufen und legte nach einem feinen Zuspiel von Leitner noch schöner zurück auf Sebastian Kehl, der den Ball aus neun Metern ins Tor schieben durfte.

Von diesem Zeitpunkt an hatten die Dortmunder nicht nur Funktionsunterwäsche an, es war auch ein Funktionsspiel. Sie konnten die Partie nun kontrollieren, notfalls auch mal zum Torhüter zurückspielen und dafür sorgen, dass die Nürnberger erst einmal eine Ballbesitzquote hatten, die sich den Temperaturen annäherte.

Als die Nürnberger den Ball wieder häufiger hatten und versuchten, doch noch einen Punkt mitzunehmen aus diesem Spiel, da sorgte der eingewechselte Lucas Barrios für die Entscheidung. Nach einem Konter stocherte er den Ball über die Linie und empfahl sich damit für mehr Einsatzminuten, die er ja seit Monaten fordert.

"Es hat mich für Lucas sehr gefreut", sagte Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl nach dem Spiel. Klopp ergänzte: "Dieser zweite Treffer ist natürlich eine Geschichte, die der Fußball schreibt." Die Entstehung des ersten Treffers übrigens fand Klopp besonders schön: "Das war überragend gespielt!"

Es war eine knifflige Aufgabe für die Dortmunder, die sie am Ende doch souverän lösten. Jürgen Klopp wird das schon morgen nicht mehr interessieren. Schließlich gibt es ja nichts Unwichtigeres als den Sieg der Vergangenheit.

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