Fußball-Bundesliga: 8. Spieltag:Karneval in München

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Der FC Bayern München präsentiert sich gegen Köln wieder einmal in seiner Bundesliga-Form und kommt nicht über ein 0:0 hinaus.

Dominik Prantl

Der FC Bayern braucht manchmal gar keine Gegner, denn er kann sich gut mit sich selbst beschäftigen. Das war vergangene Woche wieder zu beobachten. Da machten häufiger medizinische Termini die Runde als die Namen 1. FC Köln oder wenigstens Lukas Podolski, der an den Platz seines vierjährigen Asyls zurückkehrte. Aber was interessiert Poldi, wenn Flügelflitzer Franck Ribéry die Patellasehne plagt und Flügelzangen-Pendant Arjen Robben eine Schleimbeutelfalte vier Wochen lang außer Gefecht setzt? Letztlich spielte Franck Ribéry zwar eine Halbzeit lang, aber auch er konnte ein klägliches 0:0 gegen Köln nicht verhindern. Es war das dritte torlose Spiel der vielgerühmten Offensive in Folge. "Wir haben in der zweiten Halbzeit kaum Chancen kreiiert", sagte Bayerns Trainer Louis van Gaal.

Vielleicht braucht sein Klub auch einfach Gegner mit einem Renommee wie jüngst Juventus Turin oder Europapokal-Flair, um das Potential abzurufen. Klar, die Münchner dominierten auch gegen Köln das Geschehen von der ersten Minute an, weil die Gäste unter dem Eindruck der formidablen bayerischen Champions-League-Vorstellung offenbar jedes Ansinnen an Offensivbemühungen abhanden gekommen war. Die Kölner igelten sich in der eigenen Hälfte ein und warteten darauf, was die gegnerische Offensive so anstellte. Die hatte Trainer Louis van Gaal neben Ribéry wieder einmal mit Miroslav Klose und Thomas Müller bestückt, dazu sollten Bastian Schweinsteiger und José Ernesto Sosa wirbeln. Nur: Während es Schweinsteiger an Präzision mangelte, fehlte es Sosa so ziemlich an allem.

Der Angriffswirbel blieb aus. Stattdessen verstärkte sich der Eindruck, dass die Bayern in ihrer derzeitigen Bundesliga-Form nur zum gehobenen Mittelmaß zählen. Schweinsteiger köpfelte den Ball früh an die Latte, aber sonst? Ribéry wirkte müde, Müller mühte sich vergeblich, Miroslav Klose lieferte eine sinnbildliche Szene, als er bei einem weiteren Kopfball von Schweinsteiger im Weg stand und der Ball von seinem Rücken ein zweites Mal ans Gestänge hüpfte (40.). Nach einer Halbzeit hatten die Bayern so zwar jeden Gedanken an Turin verscheucht, aber nicht an Robben und dessen Schleimbeutelfalte. Robben fehlte.

Mit einem gellenden Pfeifkonzert wurden die Münchner in die Kabine entlassen, aus der weder Ribéry noch Sosa auf den Platz zurückkehrten. Stattdessen erhielten Mario Gomez und Danijel Pranjic mal wieder eine Bewährungschance. Dem schwachen Spiel tat das keinen Abbruch, es wurde sogar noch schlimmer. Bayern fehlten schlicht die Ideen, um sich gegen die limitierten wie harmlosen, aber immerhin kompakt stehenden Kölner durchzusetzen. Jetzt fehlte auch Ribéry.

Teilweise nahm die Partie schon fast groteske Züge an, als drei Münchner Spieler im Kölner Strafraum an einer Hereingabe vorbeirutschten und Olic den Ball über die Latte ballerte (90.+2). Entsprechend der unfreiwilligen Komik verlegte der mitgereiste Anhang den Kölner Karneval gleich doppelt: auf den Tag der Deutschen Einheit und in die Münchner Arena. So viel Gastfreundschaft hatte sicher keiner erwartet.

Weil jede weitere Zeile Zeitverschwendung wäre, sei nur noch festgehalten: Der Abstand auf Tabellenführer Leverkusen ist auf acht Zähler angewachsen - und die Namen Robben und Ribéry werden mit ihren Verletzungen auch in den kommenden Tagen wieder häufiger auftauchen als der Name des nächsten Gegners Freiburg.

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