Fußball:Briten wehren sich gegen "Blumenverbot" der Fifa

Remembrance Day: Premier League FC Liverpool - FC Chelsea

Erinnerung mit einer "Riesenpoppy": Hier beim Spiel FC Liverpool gegen FC Chelsea im November 2014.

(Foto: dpa)
  • Zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs wollen englische und schottische Fußballer in ihrem WM-Quali-Spiel Armbinden mit Klatschmohn-Symbol tragen.
  • Die Fifa hat das unter Androhung von Strafen untersagt - viele Briten, auch Premierministerin May, sind empört.

Wenn es um den Klatschmohn geht, verstehen die Briten keinen Spaß. "Poppy" nennen die Engländer die kleine rote Blüte, die sie - ans Revers von Jacken und Pullovern geheftet - gerade stolz durch die Straßen Großbritanniens tragen. In den Tagen um den "Remembrance Day" am 11. November erinnert der Klatschmohn an den Tag des Waffenstillstandes im Ersten Weltkrieg. Der Klatschmohn war eine der ersten Pflanzen, die auf den verwüsteten Schlachtfeldern blühte. Heute ist er ein Symbol der Solidarität mit Soldaten im Kriegseinsatz und mit Gefallenen.

Die Bedeutung dieser Tradition für die Menschen in Großbritannien zeigt sich gerade sehr deutlich beim Fußball. Am 11. November treffen die Mannschaften aus England und Schottland im Wembley-Stadion in London aufeinander, es geht um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018. Beide Teams wollen in diesem Spiel Armbinden tragen mit dem Klatschmohn-Symbol darauf, doch der Fußball-Weltverband Fifa hat es verboten. Seitdem geht eine Protestwelle durch die Nation.

Die Klatschmohn-Debatte schaffte es auf Anhieb ins Parlament. Als "absolut empörend" bezeichnete die britische Premierministerin Theresa May bei einer Sitzung am Mittwoch das Verbot der "Poppies" und erntete Applaus. "Unsere Fußballspieler wollen diejenigen würdigen, die ihre Leben für unsere Sicherheit opferten", sagte sie. Bevor die Fifa sage, was sie tun sollten, solle sie "ihr eigenes Haus in Ordnung bringen", schoss May gegen den Verband.

Fifa droht mit "jeglicher Form von Sanktionen"

Der Weltfußballverband hatte die "Poppies" verboten, weil er politische und religiöse Statements auf dem Feld grundsätzlich nicht erlaubt. Fifa-Generalsekretärin Fatma Samoura sagte der BBC, bei einem Verstoß könne "jegliche Form von Sanktionen" folgen, zum Beispiel ein Punktabzug in der WM-Qualifikation.

Dieses Risiko würde Martin Glenn, Chef des englischen Fußballverbandes FA, eingehen. Für ihn sei es "eine Sache des Prinzips", dass die Spieler beider Mannschaften Armbänder mit den Klatschmohnblüten trugen. Es sei kein politisches Symbol, die Fifa missinterpretiere das, sagte Glenn und äußerte sich zuversichtlich, "dass es zu keiner drakonischen Strafe kommt". Auch der Chef des schottischen Fußballverbandes, Stuart Regan, sieht das Tragen der roten Blüte als "passende Form der Anerkennung", wie er der BBC mitteilte.

Ungeachtet des Fifa-Verbots wollen sowohl die englische als auch die schottische Fußballmannschaft am 11. November mit der Klatschmohnblüte in das Spiel gehen. Die britische Kulturministerin Karen Bradley sagte, das Parlament "stehe voll dahinter". Und das gilt offenbar auch für die Bevölkerung. Der ehemalige Luftwaffenpilot und Kriegsgefangene John Nichol hat eine Onlinepetition gestartet. Mehr als 300 000 Menschen haben bereits unterschrieben.

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