Fußball:Big! Big! Big!

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Bayerns Arjen Robben müht sich in Philadelphia gegen Juventus Turin. (Foto: James Lang/USA Today Sports)
  • Beim "International Champions Cup", einem Vorbereitungs-Turnier im Fußball, traten und treten einige der besten Klubs Europas an - darunter der FC Bayern und Real Madrid.
  • Der Cup wird von Relevant Sports organisiert, einer Sportmarketingfirma mit dem einflussreichen Vorsitzenden Charlie Stillitano.
  • Was auf dem Platz passiert, ist beim ICC eher sekundär. Die Klubs profitieren, weil sie sich auf großer Bühne vermarkten können.

Von Felix Haselsteiner

Wer Anfang Mai 2018 am Charlotte International Airport in North Carolina, im Südosten der USA, landete, dem sprang Marco Reus förmlich ins Auge. Gigantisch groß war das Werbeplakat, auf dem neben Reus auch noch Christian Pulisic abgebildet war, gigantisch groß ist überhaupt vieles in den Vereinigten Staaten von Amerika, insbesondere die Inszenierung von Sportevents wie dem "International Champions Cup".

Der ICC ist ein globales Megaturnier, zumindest möchte er das gerne sein. "The summer's biggest club competition", das größte Vereinsturnier des Sommers, so beschreibt sich die Veranstaltung im Internet. Dezent geht anders, aber es spielen ja auch die größten Vereine der Welt - Real Madrid, Manchester City, Juventus Turin, der FC Barcelona, Paris St. Germain, der FC Bayern und Marco Reus' Arbeitgeber Borussia Dortmund - in den größten Stadien der USA sowie in Europa und Singapur, wie soll man da dezent bleiben. Es ist ein Vorbereitungsturnier der Elite des Weltfußballs, die sich bereits vor dem Saisonstart eine Bühne teilt. Wobei der Begriff Turnier weit gefasst ist, immerhin gibt es keinen echten Sieger, auch wenn pro forma Punkte vergeben werden.

Was auf dem Platz passiert, ist beim ICC sekundär

Gewinner sind beim ICC ohnehin alle, die teilnehmen. Vor großen Kulissen zu spielen, das gehört zum Marketing-Portfolio der großen Klubs. Umso praktischer, dass die Bühne zur Verfügung gestellt wird: Der Cup wird von Relevant Sports organisiert, einer Sportmarketingfirma mit einem äußerst einflussreichen Vorsitzenden.

Charlie Stillitano heißt der Mann, der Jahr für Jahr die prestigeträchtigsten Vereine der Welt quer durch die amerikanischen und asiatischen Märkte scheucht, wo der Weltfußball noch mehr Geld herausholen kann. Die New York Times beschrieb Stillitano in einem Porträt als einen der einflussreichsten Manager im Hintergrund, er selbst inszeniert sich gerne mit den Großen des Fußballbusiness, zum Beispiel, wenn er auf Twitter Fotos postet: Arm in Arm mit José Mourinho oder Cristiano Ronaldo, das macht in den USA Eindruck.

Stillitano und Relevant Sports wollen dem Rest der Welt verkaufen, dass der ICC für die besten Klubs aus Europa ein großes Turnier ist, eine Vorbereitungs-Champions-League. Da spielt es auch keine Rolle, dass die meisten Vereine mit dem halben Jugendkader zu den Spielen anreisen, dass elfmal gewechselt werden darf und dass Testspiele unabhängig von der Kulisse nur bedingt sportlich relevant sind. Was auf dem Platz passiert, ist beim ICC sekundär. Wichtig ist, dabei zu sein, im Konzert der Großen mitzuspielen, Werbung zu machen - und sei es auf Plakaten an Flughäfen.

Etwa 3,8 Millionen Menschen sind im Mai 2018 über den Charlotte International Airport geflogen. Die meisten von ihnen wurden dabei von Marco Reus angelächelt.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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