Fußball:Besuch bei den ersten Ultras

Fußball - Alemannia Aachen - 1. FC Nürnberg

Heutige Ultras definieren sich völlig anders, als Mitte der 1980er-Jahre

(Foto: picture-alliance/ dpa)
  • Die Brüder Marco und Renato Valenti haben 1986 den ersten Ultra-Fanklub Deutschlands gegründet.
  • Sie haben dabei nicht an Krieg und Frieden gedacht. Sie wollten Stimmung machen, kreativ sein, Spaß haben und ihren Verein unterstützen.

Von Sebastian Fischer

Wenn am Freitag die neue Bundesliga-Saison beginnt, dann beginnt sie nicht friedlich. Zumindest nicht in allen Fankurven. "Krieg dem DFB", das ist die Ansage der Ultras, seit im Mai in Karlsruhe Dresdner Fans aufmarschierten und sich als Fußballarmee inszenierten. Im Sommer haben sich Ultras aus mehreren Städten in Dresden getroffen, um sich für den Protest gegen den Verband zu organisieren, in der ersten Runde des DFB-Pokals war schon mal zu beobachten, was sich die Ultras so unter ihrem Krieg vorstellen. In Karlsruhe hielten sie Transparente, auf denen "Fußballmörder DFB" stand. Und die verfeindeten Ultras aus Rostock und Berlin warfen mit Leuchtraketen, zündeten Sitzschalen an und qualmten das Stadion voll. Das Spiel stand kurz vor dem Abbruch.

Am Mittwoch meldete sich dann DFB-Präsident Reinhard Grindel auf der DFB-Internetseite zu Wort. "Wir haben verstanden, dass es um mehr geht", schrieb Grindel, der Fußball stehe auch für Stehplätze und faire Eintrittspreise. Es soll einen neuen Dialog zwischen Verband und Ultras. Grindels Worte sind ein Friedensangebot, vielleicht ein letztes. Der Konflikt des Fußballs mit seinen lautesten Fans wird diese Saison begleiten. Und gleichzeitig wird mal wieder gerätselt, wer diese Ultras eigentlich sind. Die letzten Gegner der Kommerzialisierung im Fußball? Oder doch vermummte Randalierer?

Wer wissen will, was Ultra bedeutet, der muss mit Marco und Renato Valenti sprechen. Die Brüder und Fans von Fortuna Köln haben 1986 den ersten Ultra-Fanklub Deutschlands gegründet, die Fortuna Eagles. Sie haben dabei nicht an Krieg und Frieden gedacht. Sie wollten Stimmung machen, kreativ sein, Spaß haben und ihren Verein unterstützen. Auch wenn sie sich als 23 Fans im Olympiastadion 10000 Berlinern gegenübersahen, wollten sie lauter sein. "Dat is ultra", sagt Marco Valenti. Und heute, im Jahr 2017, sagt er, sieht er in Deutschland nicht mehr viele echte Ultras.

Lesen Sie mit SZ-Plus über die Anfänge der Eagles und die Geschichte der Ultras in Deutschland, die in den Neunzigerjahren die Kurven von den Hooligans übernahmen, immer mehr an Einfluss gewannen, doch irgendwann den Fußball nicht mehr nur noch lieben wollten - und gegen ihn protestierten. In der Saison wird sich entscheiden, wie es in Deutschlands Stadien weitergeht.

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