Fußball - Berlin:Keine "Träumereien": Herthas mühsamer Weg zum Klassenerhalt

Berlin
Herthas Dodi Lukebakio und Unions Nico Schlotterbeck im Kopfballduell. Foto: Andreas Gora/dpa POOL/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Pal Dardai versuchte gar nicht erst, seinen Frust zu verbergen. "Ich bin negativ überrascht von meiner Mannschaft", sagte der Trainer von Hertha BSC nach dem mageren 1:1 (1:1) im Berliner Bundesliga-Derby beim 1. FC Union. Im engen Abstiegskampf hilft ein Zähler seinem Team nicht entscheidend weiter. Und der Ungar musste nach einer Nacht Schlaf am Ostermontag in einer Medienrunde noch zugeben: "Sehr, sehr viele Dinge haben mir gar nicht gefallen."

Natürlich sind 25 Zähler aus 27 Spielen und Tabellenplatz 14 zu wenig für den ambitionierten Hauptstadtclub. Mit dem Trainerwechsel von Bruno Labbadia zu Dardai Ende Januar war eigentlich der Wunsch verbunden, den Klassenverbleib möglichst bald zu sichern. Alles deutet aber darauf hin, dass es bis zum Ende der Saison spannend bleibt. "Träumerei bringt uns nicht weiter. Hertha soll fleißig arbeiten", sagte Dardai vor dem Endspurt. Der FSV Mainz 05 (25), der 1. FC Köln und Arminia Bielefeld (beide 23) liegen mit den Berlinern auf den Rängen 14 bis 17 ganz dicht zusammen. Und gegen alle drei Teams muss Hertha in den verbleibenden sieben Begegnungen noch ran.

"Gegen Bielefeld, Köln und so weiter darfst du nicht verlieren, da musst du gewinnen", sagte Dardai. Doch selbst dafür ist eine ziemliche Steigerung notwendig, denn wirklich viel Positives gab es im Stadion An der Alten Försterei am Sonntag nicht zu sehen. In der zweiten Halbzeit gab Hertha keinen einzigen Torschuss ab und schaffte es schon wieder nicht, zum ersten Mal in dieser Spielzeit zweimal in Folge zu gewinnen. In den vergangenen zehn Begegnungen in der Fremde reichte es nicht ein einziges Mal zu einem Sieg. "Das ganze Spiel müssen wir schnell vergessen", sagte Dardai.

Zwar kann sich Hertha nach dem 3:1 aus der Hinrunde und dem Remis nun Stadtmeister nennen, doch Rivale Union wird in der Tabelle am Ende trotzdem weit vor dem Konkurrenten aus Charlottenburg landen. Die Eisernen von Coach Urs Fischer haben mit 39 Punkten als Siebter sogar weiterhin gute Chancen, sich für den Europapokal zu qualifizieren. Der Ex-Herthaner Robert Andrich (10. Minute) traf für Union, Dodi Lukebakio (35./Foulelfmeter) war für Hertha erfolgreich.

"Irgendwie war das wieder Kopfsache bei der ganzen Mannschaft. Vielleicht muss ich wieder mehr mit ihnen reden", sagte Dardai mit Blick auf die kommenden Wochen. Das 3:0 zuletzt gegen Bayer 04 Leverkusen sei ein befreiender Moment gewesen. "Heute war es wieder gelähmt", sagte Dardai. Nationalspieler Niklas Stark ergänzte: "Wenn wir es schaffen, eine Leistung wie gegen Leverkusen abzurufen und jeder mitmacht, dann sind wir eine richtig gute Mannschaft."

Doch genau das klappte in den vergangenen Monaten viel zu selten. Häme gab es vom Lokalrivalen wegen Herthas prekärer Situation aber nicht. "Ich glaube, dass wir jetzt keine großen Töne spucken müssen. Ich würde mir wünschen, dass wir auch im kommenden Jahr ein Derby haben", sagte Unions Routinier Christian Gentner und ergänzte: "Es wäre schön, wenn die Hertha drinbleibt."

Bei dieser Mission dürfte Kapitän Dedryck Boyata noch länger fehlen. Der Belgier hatte nach dreimonatiger Verletzungspause in der Vorwoche 45 Minuten für seine Nationalmannschaft gegen Belarus (8:0) gespielt - und sich dabei einen Muskelfaserriss zugezogen. Unklar ist auch noch, wann Stammkeeper Rune Jarstein zurückkehrt. Der Norweger befindet sich wegen eines positiven Corona-Tests derzeit in Quarantäne. Vorerst wird Alexander Schwolow ihn ersetzen.

© dpa-infocom, dpa:210404-99-84660/5

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