Fußball - Berlin:Hertha-Coach setzt auf Derby-Schub

Berlin
Herthas Krzysztof Piatek (2.v.l) erzielt das Tor zum 2:1 gegen Union Berlin. Foto: Odd Andersen/AFP-Pool/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Auf der kurzen nächtlichen Rückreise nach Köpenick hatte der 1. FC Union reichlich Frust und neue Sorgen im Gepäck, der glückliche Stadtrivale Hertha hofft auf eine nachhaltige Wirkung des Derby-Sieges. "Das wird uns einfach gut tun", erklärte ein sichtlich erleichterter Hertha-Coach Bruna Labbadia nach dem 3:1 (0:1) im siebten Pflichtspiel-Aufeinandertreffen der beiden Berliner Proficlubs. Einen Rückstand gedreht, sich von zwischenzeitlicher Ratlosigkeit befreit und dann auch noch dem lange fremdelnden Mittelstürmer eine neue Perspektive eröffnet: Für Hertha BSC war es nach bislang ziemlich unbefriedigendem Saisonverlauf ein Abend nach Maß.

"Die drei Punkte sind das Wichtigste, weil uns das in der Entwicklung einen Schub geben kann", betonte Labbadia. Sein Team habe die Partie zwar "nicht so top bestritten", doch gerade deshalb sei es wichtig, "dass man als Sieger vom Platz geht". Die Tore von Krzysztof Piatek (74. und 77. Minute), der zunächst keinen Platz hatte in der Startelf, soll auch den 24-Millionen-Einkauf aus Mailand in die Spur bringen.

"Ich hoffe, dass es ihm das nötige Selbstvertrauen gibt und die Konsequenz, die er braucht für sein Spiel", sagte Labbadia. Denn Hertha braucht auch Piateks Treffer. Mit jetzt elf Punkten hinkt man den eigenen Ansprüchen immer noch weit hinterher. "Ich bin sehr froh. Ich bin ein Stürmer, da sind Tore immer wichtig", bemerkte der Pole zu seinem ersten Tore-Doppelpack in der Fußball-Bundesliga, der für den ersten Saison-Heimsieg seines Vereins sorgte.

Für Union ging eine lange und von der Konkurrenz bestaunte Serie von acht ungeschlagenen Spielen zu Ende. Der Hauptgrund lag auf der Hand: Das ungehemmte und unnötige Einsteigen von Robert Andrich gegen Herthas Franzosen Lucas Tousart nach 24 Minuten bedeutete Rot und eine lange personelle Unterzahl.

Zuvor hatte Liverpool-Leihgabe Taiwo Awoniyi (20. Minute) die Eisernen sogar in Führung gebracht. "Wir waren wirklich sehr gut im Spiel, die Mannschaft hat es bis zur Halbzeit sehr gut verteidigt, hat kaum etwas zugelassen. Dann war die Hertha sehr effektiv", fasste Union-Coach Urs Fischer die Geisterpartie ohne Fans zusammen.

"Natürlich bringt der Platzverweis die Struktur auseinander", bemerkte der Schweizer. Peter Pekarik (51.) glich aus, danach schwanden bei den Gästen die Kräfte. "Ich bin überzeugt, mit Elf gegen Elf wäre es ein anderes Resultat gewesen", sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel. Böse aber sei Sünder Andrich keiner, versicherte der Österreicher: "Das passiert im Fußball." Und 16 Punkte nach zehn Runden sind für den langjährigen Zweitligisten noch immer aller Ehren wert.

Viel schlimmer wäre, wenn sich Andrich bei der Rot-Aktion auch noch ernsthaft verletzt haben sollte und sich zudem die Blessur von Max Kruse aus der Nachspielzeit noch als schwerwiegend herausstellen würde. "Dann verlierst du zwei Spieler", sagte Trimmel. "Das ist ganz schlecht."

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