Fußball - Berlin:Geistersport bis Ende Oktober: Offene Fragen beim Fußball

Berlin
Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen, r) spricht bei einer Senatspressekonferenz. Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Der Sport in Berlin muss bis weit in den Herbst hinein auf Zuschauermassen und Großveranstaltungen verzichten. Der Senat in der Hauptstadt beschloss am Dienstag zwar Lockerungen im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus, öffentliche Sportveranstaltungen dürfen aber bis zum 24. Oktober dieses Jahres nur ohne Zuschauer stattfinden.

Das würde zunächst auch auf die Spiele der beiden Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC und 1. FC Union zutreffen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller betonte bei einer Pressekonferenz: "Wir wollen diese Anzahl von Menschen nicht zulassen an einem Ort, dann trifft das natürlich auch die Ligaspiele."

Der SPD-Politiker betonte aber auch, dass es dazu "eine bundesweite Verständigung" geben müsse zwischen der Politik und der Liga, "wie man damit vernünftig umgeht. Ob man solche Geisterspiele zulässt oder nicht und in welchem Rahmen das dann stattfindet." Dies habe Berlin "nicht alleine oder isoliert" geregelt.

Generell beschloss der Senat, dass öffentliche und nichtöffentliche sportliche Veranstaltungen nur stattfinden dürfen, wenn der Austragungsort räumlich begrenzt sei, es eine Zugangskontrolle gebe und keine Zuschauer zugelassen seien, wie Wirtschaftssenatorin Ramona Pop erläuterte. Die Grünen-Politikerin betonte aber auch: "Das wird sicherlich zu konkretisieren sein im Lichte der Ministerpräsidenten und -Präsidentinnen-Beratungen."

Definitiv nicht stattfinden kann der Berlin-Marathon. Das weltweit hoch angesehene Rennen mit fast 50 000 Teilnehmer war für den 27. September geplant. Während auf der Veranstalter-Homepage der Countdown zum Rennen 158 Tage vorher noch runter zählte, bestätigte Senatorin Pop das Aus. Das Istaf zwei Wochen vorher ist mehr als fraglich, es dürfte dem Beschluss zufolge höchstens unter Ausschluss von Zuschauern stattfinden. Events wie der Berliner Halbmarathon oder das Formel-E-Rennen fielen wegen der Corona-Pandemie bereits aus oder wurden abgesagt.

Generell ist Sport in Berlin für die Menschen trotz weiter geltenden Abstandsregeln und Kontakteinschränkungen "wieder möglich jenseits von Mannschaftssport, wo man den direkten menschlichen Kontakt hat", betonte Müller. Wer allein auf einem Sportplatz Speerwerfen wolle, könne das tun, Tennisspielen sei auch möglich, weil dabei die Distanz gewahrt werde.

Im Fußball, erst recht im Profi-Fußball, herrscht aber weiterer Klärungsbedarf. Noch vor der Sitzung hatte der Senat bestätigt, dass er für mögliche Geisterspiele bei einer Bundesliga-Fortsetzung Hertha und Union unter bestimmten Voraussetzungen Ausnahmegenehmigungen erteilen werde.

"Wir können uns Geisterspiele grundsätzlich vorstellen, wenn alle Hygiene- und Abstandsregelungen (für Stab, Betreuer, Technik etc. im Stadion) eingehalten werden", erklärte Martin Pallgen als der Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres und Sport schriftlich der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Die beiden Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU/Nordrhein-Westfalen) und Markus Söder (CSU/Bayern) hatten am Montag den 9. Mai als Datum für eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga ins Gespräch gebracht.

Das Bundesinnenministerium ist allerdings strikt dagegen, jetzt schon einen Termin für die Wiederaufnahme von Bundesliga-Spielen zu nennen. Das geht aus einem Schreiben des parlamentarischen Staatssekretärs Stephan Mayer (CSU) an die Vorsitzende der Sportministerkonferenz, die Bremer Senatorin Anja Stahmann (Grüne), hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Hertha und auch Union wollten sich auf Anfrage zu einem möglichen Neustart an dem von Laschet und Söder ins Gespräch gebrachten Datum nicht äußern. "Wir möchten jedoch erst einmal die DFL Mitgliederversammlung am Donnerstag abwarten und uns erst dann äußern, wenn es auch wirklich Fakten gibt", erklärte Hertha-Sprecher Marcus Jung. Beide Verein dürften nun auch gespannt den weiteren Verlauf in der Frage möglicher Geisterspiele in Berlin bis Ende Oktober verfolgen.

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