Fußball: Bayern-Sieg in Hannover:Eine perfekte Woche

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Mit dem verdienten 3:0-Erfolg in Hannover entspannt sich die Lage beim FC Bayern. Ivica Olic ragt aus der Mannschaft heraus und Luca Toni sorgt wieder für etwas Unruhe.

Es war genau eine Woche her, dass Louis van Gaal angeschlagen und auch ein wenig ratlos gewirkt hatte, nach der enttäuschenden Leistung gegen Tabellenführer Leverkusen (1:1). Der umstrittene holländische Coach konnte sich damals nicht mehr sicher sein, ob der Vorstand des FC Bayern nicht doch reagieren würde angesichts des spielerischen Stillstandes und unverändert sechs Zählern Rückstand auf die Spitze. Sieben Tage liegen die Bayern zwar immer noch sechs Zähler hinter den schwebenden Rheinländern - doch van Gaal strahlt plötzlich wieder jene Zuversicht aus, die seine Kritiker als Arroganz auslegen und die Freunde seiner strengen Lehre als hilfreich im eitlen Profimetier.

Ivica Olic bereitete ein Tor vor und erzielte einen Treffer selbst. (Foto: Foto: AP)

3:0 (1:0) gewann der FC Bayern am Sonntagabend in Hannover zum Ende einer Woche, die perfekt für ihn gelaufen ist mit dem unverhofften Erreichen eines Endspiels um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League in Turin (8. Dezember) und dem harmonisch vollzogenen Stabwechsel in der Klubführung. "Ich denke, dass uns die beiden Siege der Woche dorthin zurückbringen, wo Bayern München hingehört", sagte van Gaal hinterher. Sein Team verbesserte sich durch den verdienten Erfolg auf Position vier.

Die Bayern präsentierten sich in der Hannoveraner Arena mit einer echten Neuerung: Erstmals in der Amtszeit van Gaals spielte der FC Bayern mit unveränderter Startelf im Vergleich zum letzten Auftritt. Pranjic erhielt demnach erneut den Vorzug im Mittelfeld gegenüber Timoschtschuk, der auf der Bank saß. Dort räkelte sich etwas überraschend auch Luca Toni, auf den van Gaal zuletzt gegen Haifa aus disziplinarischen Gründen verzichtet hatte. Aber der holländische Coach orientiert sich an den Interessen der Gruppe, denn nach der Ellenbogenverletzung von Klose besaß er mit dem Italiener wenigstens eine Wechseloption für den Angriff.

Theater um Toni

Toni habe sich nicht entschuldigt, sagte van Gaal, "und das wird er auch nicht machen. Aber es gilt immer noch die Reihenfolge, dass das Wichtigste der Klub ist, dann kommt die Mannschaft - und dann der van Gaal." Toni bleibt derweil dabei, sich von Geldstrafen nicht abhalten zu lassen, Unruhe zu stiften: Wenige Stunden vor dem Anpfiff ließ er in der italienischen TV-Sendung "Quelli che il calcio..." telefonisch zuschalten und jammerte, van Gaal stehe "auf eine andere Art von Spielern - Gott sei dank öffnet sich in Kürze das Transferfenster. Ich werde mit dem Verein sprechen, denn diese Situation gefällt mir nicht."

Gomez und Olic bildeten in Hannover wieder das Sturmduo. Während Gomez erst mit seinem Tor zum Endstand auffiel, bewies Olic seinen enormen Wert für die Mannschaft. "Der Geist" des Stürmers könne der Mannschaft viel geben, hatte van Gaal vor der Partie noch lobend herausgehoben; mit seiner Leidenschaft und unbändigem Einsatzwillen hatte Olic bereits bis zu seiner Verletzung die Kollegen überragt.

Nun ist er ist seit zwei Wochen zurück im Teamtraining - und ist maßgeblich an der perfekten Woche der Bayern beteiligt gewesen: In der Champions League gegen Haifa hatte Olic das Tor des Tages erzielt - und nun in Hannover leitete er die wertvolle Führung der Gäste ein und entschied schließlich das Duell kurz nach der Pause mit einem Kopfballtor zum 2:0.

Die Bayern waren auffällig präsent in die Partie gestartet, sie drängten 96 früh in die eigene Hälfte. Müller scheiterte nach einem Zuspiel von Gomez zunächst frei vor Fromlowitz (12. Minute) - ehe der 20-Jährige beim zweiten Versuch erfolgreich sein sollte: Olic erhielt draußen auf dem linken Flügel den Ball von Badstuber, Hannover-Verteidiger Pinto ließ die Flanke in den Strafraum zu, wo sich das Zaudern der Verteidiger auf bedauernswerte Art und Weise fortsetzte: Schultz wusste jedenfalls nicht, was er mit dem Ball anfangen sollte, also hielt er sich gleich ganz fern - Müller bedankte sich und schob zum 0:1 ein (19.).

Olic trifft per Kopf

Mit dem Führungstor stellten die Bayern fürs Erste ihre konkreten Bemühungen ein, das Mittelfeld um van Bommel und den diesmal absolut überzeugenden Schweinsteiger kontrollierte das Geschehen mit guter Raumaufteilung und früher, energischer Gegenwehr. Hannover kam trotzdem zu ersten Chancen durch Rosenthal (31.) und Leverkusens Leihgabe Djakpa (40./43.). Doch der aufmerksame Bayern-Keeper Butt war zunächst nicht zu überwinden und überdeckte damit erste kleine Schwächen in der Münchner Deckung. Olic' 2:0 sorgte dann früh für klare Verhältnisse.

Wieder ging der Impuls vom Ballverteiler Schweinsteiger aus, der van Bommel auf dem Weg nach vorne mitnahm. Der Holländer setzte mit Übersicht Pranjic ein, dessen sehenswerte Flanke der kroatische Landsmann Olic mit einem ebenso hübschen Kopfball in die Maschen setzte zum 0:2 (47.). Ratlos und von diesem Spielverlauf merklich demoralisiert wirkten die Gastgeber fortan im ersten Heimspiel nach dem Tod ihres Torhüters Robert Enke (an den ein überdimensionales Trikot unter dem Dach der Westtribüne erinnerte).

In Gefahr gerieten die laufstarken Bayern nur noch selten, und als sich Bruggink dann doch einmal frei vor Butt vorstellte - baute sich Butt erneut souverän auf und parierte (61.). Zwingender wirkten die Münchner, denen 96 immer wieder viel zu viel Räume ließ. So brach Schweinsteiger über links durch und legte gekonnt auf Müller zurück, dessen Schuss aus zwölf Metern Fromlowitz mit einem Reflex noch entscheidend abwehren konnte (65.). Den Endstand erzielte in der Schlussminute auf Zuspiel des spät gebrachten Baumjohann. Und draußen schmollte Toni.

© SZ vom 30.11.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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