Fußball: Bayern-Fans vs. Uefa:Lehrstunde in Latein

Ein Fanplakat mit dem Spruch "Römer, geht nach Hause!" im Spiel der Bayern gegen Rom war der Uefa zu heikel. Jetzt entschuldigte sich der Verband für seine strikte Haltung - doch die Welt lacht längst zurecht über so viel Humorlosigkeit.

Markus Schäflein

Einst wurde ein gewisser Brian zur gleichen Zeit wie Jesus geboren und irrtümlich für diesen gehalten, was ihm nicht zum Vorteil gereichte. So erzählt es der Film "Das Leben des Brian" der britischen Komikergruppe Monty Python.

Bayern Muenchen v Inter Milan - UEFA Champions League Final

Choreographien wie jene vor dem Champions-League-Finale der Bayern gegen Inter Mailand müssen mit der Uefa abgesprochen werden - was dem Verband nicht passt, wird verboten.

(Foto: Getty Images)

Latein sprach Brian auch nicht gut, und weil er die Parole "Römer, geht nach Hause!" falsch ("Romanes eunt domus") auf eine Mauer in Jerusalem geschrieben hatte, musste er zur Strafe die korrekte Botschaft ("Romani ite domum") auf viele Mauern schreiben.

An diese Botschaft erinnerten einige Fans des FC Bayern, als im September der AS Rom in die Arena kam. Doch der europäische Fußball-Verband Uefa, der das Hausrecht bei Champions-League-Spielen hat und alle Choreographien begutachtet, verbot das entsprechende Plakat. Es könne als "Angriff auf eine ethnische Gruppe" gewertet werden und sei "daher sicherheitsgefährdend".

Weil die Komiker von Monty Python diese kleine Geschichte selbst nicht besser hätten erfinden können, ging sie um die Welt und lud die Kolumnisten zu allerlei Späßen ein - nicht nur in England, dem Mutterland des Fußballs und Monty Pythons, sondern auch in Australien und Amerika. "Da soll noch einer sagen, Latein sei eine tote Sprache", freute sich der Sydney Morning Herald, während der Washington Examiner in Anspielung auf das Titellied des Films feststellte: "Uefa fails to look on bright side of Bayern fans' Pythonesque gag."

Nun hat sich die Uefa - wohl auch angesichts des globalen Spotts - dazu durchgerungen, ein Entschuldigungsschreiben zu verfassen, in dem sie zu der "humorvollen Kreation" gratuliert und bedauert, dass sie "leider nicht zum Tragen kam". Sie wolle "Maßnahmen entwickeln, damit zukünftig positive, kreative Fan-Aktionen wie die Ihre unterstützt werden können".

Alles paletti: Die Herren der Uefa, quasi die Römer der Fußballwelt, haben einen prima Film kennengelernt, und dass sie einen Fehler zugeben, ist bemerkenswert. Die Münchner Fans wollen einen Uefa-Vertreter zu einem Gespräch bei einem der nächsten Spiele über die geplanten Maßnahmen einladen. Leider wissen sie nicht, an wen sie sich wenden sollen. Das Schreiben war nicht unterzeichnet.

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