Fußball:Bayerische Bescheidenheit

Fußball: Ja wie oft soll ich es denn noch sagen? Nürnbergs Trainer Robert Klauß will nicht vom Aufstieg sprechen.

Ja wie oft soll ich es denn noch sagen? Nürnbergs Trainer Robert Klauß will nicht vom Aufstieg sprechen.

(Foto: Daniel Marr /Zink/Imago)

Zum Start der zweiten Liga will Nürnberg nach wie vor nicht vom Aufstieg sprechen, Regensburg erst recht nicht - und für Schlusslicht Ingolstadt ist der Klassenerhalt ohnehin das Höchste der Gefühle.

Von Stefan Galler und Sebastian Leisgang, München

An diesem Wochenende erwacht die zweite Fußball-Bundesliga aus ihrem Winterschlaf, dabei vermeiden es die drei bayerischen Vertreter, mit zu forschen Worten aufzufallen - obwohl Nürnberg punktgleich mit dem Relegations-Dritten Hamburg ist und Regensburg die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte hinter sich hat.

1. FC Nürnberg

Robert Klauß hat es wirklich nicht leicht. Da hat seine Mannschaft in 18 Spielen immerhin 27 Tore geschossen und 30 Punkte geholt - und was ist der Dank? Klauß muss sich jetzt ständig mit dieser einen Frage rumschlagen und penibel darauf achten, wie er seine Antwort formuliert, weil ihn sonst ja vor allem diejenigen falsch verstehen würden, die ihn kraft ihres Berufes als Reporter sowieso immer falsch verstehen wollen. Ungefähr 18 Mal haben die Journalisten Klauß in dieser Saison gefragt, ob seine Mannschaft in ein paar Monaten vielleicht in die Bundesliga aufsteige. Der Trainer des 1. FC Nürnberg hat dann etwa 27 Mal geantwortet, dass er dazu nichts sagen könne, woraufhin die Reporter rund 30 Mal nachgehakt haben, um Klauß, 37, zumindest einen Halbsatz zu entlocken, in dem das Wort Bundesliga vorkommt.

Journalisten sind hartnäckig, und deshalb wollten sie natürlich auch vor dem Jahresauftakt gegen den SC Paderborn (Samstag, 13.30 Uhr) wissen, ob seine Mannschaft denn das Zeug habe, um bis zum Schluss im Rennen um die besten Plätze mitzumischen. Klauß lächelte süffisant, dann sagte er: "Herzlich Willkommen im neuen Jahr - direkt die Frage nach dem Aufstieg." Klauß ist seit eineinhalb Jahren in Nürnberg, man könnte also meinen, er kenne das Spiel mit den Reportern mittlerweile genauso gut wie das Spiel mit dem Ball. Wenn Klauß nach der Bundesliga gefragt wird, verweist er gerne auf die Tabelle. Da ist seine Mannschaft gleichauf mit dem HSV, der auf Platz drei steht, hat aber nur drei Punkte mehr als der SC Paderborn, der gerade Neunter ist. Damit sei doch schon alles gesagt, findet Klauß - die Reporter hingegen finden: Wer 18 Mal gefragt hat, kann auch 19 Mal fragen.

Fußball: "Vereint zusammen": So lautet das Jahresmotto des SSV Jahn, das das neue Geschäftsführer-Duo Philipp Hausner und Roger Stilz beim Neujahrsempfang bekanntgab. Bislang passt es zur erfolgreichen Saison der Regensburger.

"Vereint zusammen": So lautet das Jahresmotto des SSV Jahn, das das neue Geschäftsführer-Duo Philipp Hausner und Roger Stilz beim Neujahrsempfang bekanntgab. Bislang passt es zur erfolgreichen Saison der Regensburger.

(Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Jahn Regensburg

Am Donnerstag blickten sie beim SSV Jahn noch einmal zurück auf das bemerkenswerte Jahr 2021: Auf die aktuelle Hinrunde, mit 28 Punkten die beste der Klubgeschichte, in der es erst in den letzten Wochen vor Weihnachten mit nur einem Sieg aus den finalen sechs Partien ein paar Dämpfer gab; auf das Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal oder das Karriereende von Oliver Hein im Sommer und den Abschied des langjährigen Geschäftsführers Christian Keller im Oktober - allesamt Schlaglichter, die im Rahmen des virtuellen Neujahrsempfangs des Vereins noch einmal gewürdigt wurden.

Doch der Blick beim Tabellenachten geht nach vorne, jedoch nicht unbedingt nach oben, wie Trainer Mersad Selimbegovic auch bei dieser Online-Show wieder betonte: "Es fehlen noch einige Punkte, um unser Minimalziel zu erreichen", sagte er und meinte damit den Klassenerhalt. "Haltung zeigen, Ruhe bewahren und beharrlich an unseren Zielen arbeiten", das habe man nun laut dem Coach vor. Derzeit liegt der Jahn recht komfortabel elf Punkte über dem Relegationsplatz. Diesen belegt der erste Gegner am Sonntag, der SV Sandhausen (13.30 Uhr). Gelingt den Oberpfälzern ein Auswärtssieg, würde sich das Polster noch vergrößern.

Den Rest der Rückrunde gehen die Ostbayern mit kaum verändertem Kader an: Lediglich Jann George verließ den Klub in Richtung Erzgebirge Aue. Torwart Alexander Weidinger kehrte nach einer sechsmonatigen Leihe vom Regionalligisten SpVgg Unterhaching vorzeitig zurück nach Regensburg. Und wird hier nun auch das Jahresmotto des SSV Jahn zusammen mit den Kollegen verinnerlichen, das vom neuen Geschäftsführer-Duo Philipp Hausner und Roger Stilz im Rahmen des Neujahrsempfangs mit so viel Tamtam bekanntgegeben wurde, als wäre es ein Losungswort aus 1001 Nacht. Es lautet übrigens "Vereint vorangehen".

FC Ingolstadt

Fußball: Neues Gesicht: Nunoo Sarpei (re.) kam in der Winterpause von Greuther Fürth nach Ingolstadt, der 18-jährige Defensivallrounder ist der Neffe des ehemaligen Bundesliga-Profis Hans Sarpei.

Neues Gesicht: Nunoo Sarpei (re.) kam in der Winterpause von Greuther Fürth nach Ingolstadt, der 18-jährige Defensivallrounder ist der Neffe des ehemaligen Bundesliga-Profis Hans Sarpei.

(Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Wie es sich für ein abgeschlagenes Tabellenschlusslicht gehört, verlief die kurze Winterpause beim FC Ingolstadt turbulent. Zunächst einmal wurde der Kader ordentlich durchgeschüttelt, so verließen Außenverteidiger Jan-Hendrik Marx (Eintracht Braunschweig), Justin Butler (verliehen an Waldhof Mannheim) und Torwart Lukas Schellenberg, der zu seinem Ex-Klub Rot-Weiß Erfurt zurückging, den Verein. Darüber hinaus wurde der Zweitligakader durch interne Maßnahmen verschlankt, die beiden ehemaligen Jugendnationalspieler Maximilian Beister und Marc Stendera müssen künftig mit der Reserve trainieren, was vor allem Letzterer mit Enttäuschung quittierte. "Ich kann es immer noch nicht akzeptieren", sagte Stendera dem Kicker.

Im Gegenzug kamen Innenverteidiger Nikola Stevanovic, 21, vom serbischen Erstligisten Radnicki Nis, sowie Defensivallrounder Nunoo Sarpei, der mit Greuther Fürth im Sommer in die Bundesliga aufgestiegen war und in der Hinrunde immerhin achtmal zum Einsatz kam. Bis Saisonende ausgeliehen wurden Torwart Dejan Stojanovic (FC Middlesbrough) und Florian Pick vom 1. FC Heidenheim, bei dem der FCI am Sonntag gastiert (13.30 Uhr). Womöglich sind die Planungen damit noch nicht abgeschlossen, wie Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer durchblicken lässt: "Das Transferfenster ist noch bis Ende Januar offen, wir beobachten den Markt ganz genau. Dabei muss aber das Gesamtpaket unter Berücksichtigung vieler Faktoren passen."

Garniert wurde die Aufregung über die Umstrukturierungen auch noch mit der Corona-Infektion von Trainer Rüdiger Rehm, der während des einzigen Testspiels (3:1 gegen die Würzburger Kickers) in Isolation war. Vor dem Spiel am Sonntag bleibt er trotz sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz optimistisch: "Ich mache mir gar nicht so viele Gedanken um die Tabellenkonstellation." In der Rückrundenrangliste sei man nach einer ausgetragenen Partie (3:0 gegen Dresden) "in einer guten Position, darauf wollen wir uns fokussieren". Es gelte das Motto: "Was war, ist vorbei."

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