Fußball:Alte und neue Kunstschützen

Fußball: Christopher Nkunku trifft gegen Hoffenheim artistisch

Christopher Nkunku trifft gegen Hoffenheim artistisch

(Foto: IMAGO/Frey-Pressebild/Deines/IMAGO/Thomas Frey)

Christopher Nkunku und Lukas Podolski treffen spektakuläre, Sebastian Rode bringt Hansi Flick in Schwierigkeiten, Dortmund und Bochum haben Kopfschmerzen und Deniz Aytekin erklärt anschaulich. Der Fünferpack zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic, Martin Schneider und Johannes Schnitzler

Laserscharf

Wer Fußball mag, kartet genüsslich nach, jongliert mit der Sentenz "Was wäre gewesen, wenn..." und beschwört andere Zeiten. Also, Konjunktiv 2 für den Klub aus Leipzig, mit dessen Existenz vor 15 Jahren keiner gerechnet hatte: Was wäre gewesen, wenn RB die Saison ohne Domenico Tedesco als Trainer begonnen hätte? Wäre das Team offensiv noch erfolgreicher gewesen? Christopher Nkunku provoziert die Frage. Er hat zuletzt sieben Tore in sechs Liga-Partien erzielt, in Hoffenheim einen Freistoß wie mit einem Laser verwandelt und einen scheinbar schnöden Abstauber, bei dem er die Kugel kurz kunstvoll auf dem Oberschenkel zurechttupfte. Bei jedem Zweikampf müsste der Klub zittern - aber man hat das Gefühl, dass der 24-jährige Franzose per GPS informiert wird, wer ihm wo und wann gefährlich werden könnte.

Pfiffe mit der Maus

Dass sie in Augsburg Gästen als Willkommensgruß eine Marionette aus der "Puppenkiste" überreichen, ist bekannt, eine kindlich-verspielte Note im kalten Profifußball. Ebenso bekannt ist, dass Deniz Aytekin als Schiedsrichter höchsten Respekt unter den Profis genießt. Das liegt nicht nur daran, dass Aytekin mit seinen 1,97 Metern die meisten Spieler überragt. Sondern auch daran, dass er zur Not wie in der "Sendung mit der Maus" veranschaulicht, was mit Worten nicht zu erklären ist. Und das geht so: Wenn etwa Jeffrey Gouweleeuw aufbegehrt (,Ey, Schiri, der drückt doch mich weg!'), dann legt Aytekin dem kantigen FCA-Kapitän von hinten die langen Arme über die Schultern und zeigt dem Jeff, wie dieser den Frankfurter zu Boden gerungen hat und warum es jetzt eben Freistoß für die Eintracht gibt. Und der Jeff versteht.

Malocher-Typ

Es wird immer schwerer für Hansi Flick. Ausgerechnet kurz vor der Nominierung spielen ein paar Spieler mit deutschem Pass so unverschämt gut, dass man als Bundestrainer in Kalamitäten kommen könnte. Sebastian Rode zum Beispiel. Erst malocht er Eintracht Frankfurt in Lissabon gegen Sporting fast allein ins Champions-League-Achtelfinale, dann trifft er auch noch gegen Augsburg. Und so einen malochenden Sechser, den hat Hansi Flick als Spielertyp gar nicht. Andererseits hat Rode noch kein einziges A-Länderspiel gespielt. Schwierig. Ein bisschen einfacher ist es da mit einem anderen Frankfurter. Mario Götze spielt seit Wochen auf stabilem Weltklasseniveau und so einen Mario Götze bei einer Weltmeisterschaft dabei zu haben, ist vor allem hintenraus im Turnier ganz gut. Zeigt die Erfahrung.

Ü-60-Tor

Ja, er spielt noch. Gefühlt hatte Lukas Podolski spätestens 2017 mit seinem Wechsel nach Japan seine Karriere beendet, doch er machte einfach weiter. Über die Türkei landete er bei Górnik Zabrze in Polen, und weil Lukas Podolski ewig jung ist, ist er auch jetzt erst 37 Jahre alt. Das ist auf der nach oben offenen Claudio-Pizarro-Skala noch gar nichts. Und so tauchte er am Samstag wieder auf den Bildschirmen der Fußball-Welt auf, als er aus 60 Metern Entfernung im Spiel gegen Pogon Stettin den Ball ins Tor schoss. Mit links natürlich. Der Treffer hat gute Chancen, von der ARD-Sportschau mit dem Titel "Tor des Monats" ausgezeichnet zu werden, Lukas-Podolski-Kenner wissen natürlich, dass der Kölner Rekordtitelträger dieser Auszeichnung ist. Sein erstes von zwölf Toren des Monats schoss Podolski übrigens im Januar 2004.

Tiki-Tacker

Immer wieder gibt es Bundesliga-Mediziner, die mit normalen Laufschuhen auf den oft gut gewässerten Rasen laufen und dabei nicht bedenken, dass der Reibungswiderstand zwischen Sohle und Grashalmen vor allem beim Abstoppen vor dem zu behandelnden Spieler nicht ausreichend sein könnte. Und so rutsche der Bochumer Ersthelfer aus und traf VfL-Kapitän Anthony Losilla mit dem Fuß am Kopf, was doppelt schlimm war, denn Losilla hatte zuvor schon mit seinem Kopf den Kopf eines Mitspielers getroffen. Außerdem donnerten die Schädel der BVB-Spieler Nico Schlotterbeck und Mats Hummels gegeneinander, Hummels musste getackert werden. Alle erwähnten Spieler spielten übrigens weiter, was wiederum zeigt, dass der Umgang des Profifußballs mit Kopfverletzungen weiter lax bis fragwürdig ist.

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