Fußball:Als Franz Brungs fünf Mal gegen Bayern traf

Vor 50 Jahren fertigte der 1. FC Nürnberg den FC Bayern München 7:3 ab und wurde später deutscher Meister. Stürmer Brungs erinnert sich an einen denkwürdigen Fußball-Nachmittag.

Von Martin Wallentich

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Torjubel Nürnberg 1967

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Es ist der 2. Dezember 1967, als die Fußballer des 1. FC Nürnberg sich ungläubig in die Armen nehmen und 65 000 Zuschauer jubeln. 7:3 haben sie gerade den FC Bayern besiegt in einem Spiel, das als Jahrhundertpartie in die Fußball-Geschichte eingehen sollte. Fünf Treffer schoss allein Franz Brungs - so viele hat bis heute kein anderer Spieler in einer Partie gegen Bayern geschafft. "Da hat einfach alles gepasst", erinnert sich der ehemalige Stürmer im Gespräch mit der SZ an jenen denkwürdigen, kühlen Nachmittag vor 50 Jahren. Es war ein überraschender Sieg der Nürnberger. Einer, der sich nie wiederholen sollte.

1. FC Nürnberg 1967/68

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Vor der Bundesligasaison 1967/68 gelten Titelverteidiger Eintracht Braunschweig, der DFB-Pokalsieger und Europapokal-Gewinner FC Bayern München sowie Borussia Dortmund als Favoriten. Mit dem 1. FC Nürnberg rechnet dagegen niemand. Im Jahr zuvor kämpft der Club gegen den Abstieg, in der Sommerpause trennt er sich von elf Spielern. Dennoch gelingt den Nürnbergern ein erfolgreicher Saisonstart. Als sie am 15. Spieltag den FC Bayern empfangen, stehen sie an der Tabellenspitze. Die Münchner auf dem Platz dahinter.

(im Bild: die Nürnberger Meisterelf)

Max Merkel & Zlatko Cajkovski

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Brisanz hat das bayerische Derby auch wegen der Trainer. Nürnberg-Coach Max Merkel (rechts im Bild) war zuvor mit dem TSV 1860 München Meister geworden - und hat deswegen eine spezielle Beziehung zum anderen Münchner Verein. Der Österreicher gilt als emotionaler Motivator und hat den Club durch eine intensive Saisonvorbereitung zur wohl fittesten Mannschaft der Liga gemacht. Sein Gegenüber Zlatko Cajkovski, von 1963 bis 1968 Bayern-Trainer, heuerte vier Jahre später dann in Nürnberg an.

Cebinac Kupferschmidt Nürnberg Bayern München

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Um 16 Uhr ertönt der Anpfiff in Nürnberg. "Wir haben von Anfang an sofort auf Angriff geschaltet, wir haben einen unheimlichen Druck entwickelt und die Bayern überrascht", erzählt Stürmer Brungs. "Mit Volkert und Cebinac hatten wir zwei sehr gute Außenstürmer, mit beiden haben die Bayern mehrmals Probleme gehabt." In der 26. Minute fällt das erste Tor: Heinz Strehl bringt den Ball nach einer Hereingabe von Zvezdan Cebinac (links) im Tor unter. Kurz darauf erhöht Georg Volkert auf 2:0. Das Stadion jubelt, bei den Bayern herrscht indes Fassungslosigkeit. Torwart Sepp Maier gestikuliert wild in Richtung seiner Abwehrspieler.

Zweikampf Kupferschmidt Brungs

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In Spielminute 37 beginnt dann der große Auftritt von Franz Brungs. Bayern-Keeper Sepp Maier lässt einen verdeckten Ball nur abprallen, Brungs lauert am Fünf-Meter-Raum und schiebt zum 3:0 ein. "An dem Tag waren wir einfach so gefährlich, dass wir zwangsläufig zu Chancen kamen. Und wo ein Torjäger stehen muss, habe ich dann bewiesen", erinnert sich Brungs. Dann ist Halbzeit.

Torjubel Franz Brungs 1967

Quelle: imago sportfotodienst

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Nürnberg-Trainer Merkel spricht in der Kabine zu seiner Mannschaft: "Wir lassen nicht nach. Wir wollen weiter angreifen und nicht nur das Spiel verwalten." So erzählt es Brungs. Was folgt, ist die wohl beste Halbzeit in Brungs Karriere: Vier weitere Tore erzielt der damals 30-Jährige, drei davon innerhalb von zwölf Minuten. "Mit Werner Olk hatte ich einen Gegenspieler, der sehr zweikampfstark war, aber an diesem Tag hatte ich den Vorteil, dass ich ein bisschen schneller war als er." Brungs' fünfter Treffer ist gleichzeitig der schönste der Begegnung. Er trifft per Seitfallzieher zum zwischenzeitlichen 7:1.

1 FC Nürnberg FC Bayern München 7 3 2 12 1967 Franz Beckenbauer und Werner Olk gehen enttäuscht; Bayern München Beckenbauer Olk

Quelle: imago/Horstmüller

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Franz Beckenbauer (links im Bild) und seine Mitspieler sind frustriert. Zwar korrigiert Dieter Brenninger mit zwei Toren das Ergebnis aus Sicht der Münchner immerhin etwas. Das Nürnberger Publikum ist entzückt. "Die Zuschauer wurden ja absolut mitgerissen durch dieses Spiel", erzählt Brungs. Es ist ein unvergesslicher Tag, einen lokalen Radioreporter animiert er gar zu ein bisschen Stadionpoesie. "Die Sonne ging unter und der Stern des Franz Brungs begann aufzugehen", berichtet ein lokaler Radioreporter.

1 FC Nürnberg Deutscher Meister 1968 Ludwig Lugi Müller mit der Schale daneben v li Fritz Pop; Nürnberg Meistertitel 1967/68

Quelle: imago/Horstmüller

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Als neuer Favorit auf die Meisterschaft behauptet Nürnberg auch im Frühjahr den ersten Tabellenplatz. "Man hat auch schon in den Spielen vorher gemerkt, dass wir nicht umsonst ganz oben stehen. Da hatten wir auch Glück, dass sich niemand verletzt hatte und wir unsere Stammbesetzung hatten." Tatsächlich setzt der Club nur 15 Spieler in der gesamten Saison ein. Brungs und seine Mitspieler sichern sich im Mai 1968 den Titelgewinn ausgerechnet mit einem 2:0 in München. Brungs trifft immerhin einmal. Es sollte der vorerst letzte Meistertitel des 1. FC Nürnberg bleiben.

© SZ.de/mwal
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